Eigenstrom aus Windkraft

Der aus dem Netz bezogene Strom wird immer teurer. Vor diesem Hintergrund sollten Landwirte mit Viehhaltung sowie Gewerbebetriebe über die Anschaffung einer kleinen Windkraftanlage (Leistung etwa 10 bis 100 kW) nachdenken.

Im Außenbereich kann ein Windrad als Nebenanlage zum Hof genehmigt werden, sofern es mehr als 50 % des Strombedarfes des Betriebes deckt (rechnerisch). Laut Anja Aster von der EnergieAgentur NRW sollten sich Landwirte zunächst beim Bauamt etwa des Kreises erkundigen, ob eine Anlage am geplanten Standort genehmigt werden kann. Die Anlage muss zum Beispiel mindestens 40 m Abstand zu Landes- oder Kreisstraßen einhalten, sie darf die Nachbarn nicht belästigen (in Dorfgebieten Lärmpegel maximal 45 dBA nachts) oder ein Baudenkmal optisch beeinträchtigen.

Hobbybetriebe und kleine Nebenerwerbsbetriebe erhalten in der Regel keine Baugenehmigung. Unklar ist bislang, ob auch der Stromverbrauch für eine (gewerblich betriebene) Biogasanlage beim Strombedarf angerechnet werden darf. Oder ob zum Beispiel drei Landwirte, deren Höfe dicht bei­einanderliegen, gemeinsam ein Windrad bauen dürfen.

Teuren Netzstrom ersetzen

Theo Remmersmann, Energieberater bei der Landwirtschaftskammer NRW, hat nachgerechnet: Kleine Windkraftanlagen mit etwa 10 bis 100 kW Leistung kosten heute im Schnitt ab 50.000 € bis mittlere sechsstellige Beträge. Je nach Standort erzeugen die Anlagen den Strom für etwa 13 bis 25 Cent/kWh. Da die Einspeisung ins Netz nur knapp 9 Cent bringt, ist diese Option ein Verlustgeschäft. Doch wenn ein Landwirt für den Bezugsstrom 26 bis 28 Cent zahlen muss, stellt sich die Frage: Wie viel teuren Netzstrom kann ich durch eine Windanlage, die beim Hof steht, im Jahresmittel ersetzen?

Nachrechnen sollten Landwirte mit Viehhaltung, die einige 10.000 kWh im Jahr verbrauchen. Legt man die durchschnittlichen Strom-Lastgänge der Betriebe mit Milchvieh oder Schweinehaltung zugrunde, können sie mit dem Windstrom etwa 20 bis 60 % ihres Strombedarfes decken, hat der Energieberater ermittelt.

Kombination von Windkraft und Solar

Im Winter fällt etwa 70 % des Windstromes an, bei den PV-Anlagen ist es andersherum (70 % der Stromerträge im Sommer). Deshalb kann die Kombination ideal sein: Ein Landwirt kann im Winter den Windstrom, im Sommer den Sonnenstrom optimal nutzen und so den Anteil Eigenstrom auf vielleicht 70 bis 80 % erhöhen. Weitere Möglichkeit: Mit dem überschüssigen Windstrom kann man Wärme fürs Wohnhaus erzeugen.

Wie viel Eigenstrom ein Landwirt erzeugen kann, hängt vom Einzelfall ab. Der Windstrom kommt nur infrage, wenn ein windgünstiger Standort am Hof zur Verfügung steht. Remmersmann: „Fast jede Investition wird jedoch sinnlos, wenn der Gesetzgeber 4,37 Cent EEG-Umlage für den Eigenstrom festsetzt.“ Armin Asbrand


Mehr zu dem Thema