Das Land braucht dringend „mehr Netz“

Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung fordert für den ländlichen Raum einen schnellen, leistungsstarken Zugang zum Internet – und einen "kreativen Umgang mit Verwaltungsvorschriften".

Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung fordert für den ländlichen Raum einen schnellen und leistungsstarken Zugang zum Internet – und einen "kreativen Umgang mit Verwaltungsvorschriften".

Den Ausbau eines schnellen und leistungsstarken Zugangs zum Internet für die ländlichen Räume fordert das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung. „Ohne schnelle Internetverbindung sind diese Regionen nicht nur als Wohnort für viele Menschen unattraktiv, sie kommen auch kaum als Standort für Unternehmen und Dienstleister in Frage und machen bereits ansässigen Betrieben das Leben schwer.“ heißt es in der rund 40 Seiten umfassenden Studie.

Sie wurde vom Berlin-Institut im Auftrag des Verbandes „Familienbetriebe Land und Forst“ erstellt, wie die frühere „Arbeitsgemeinschaft der Grundbesitzerverbände“ seit einem Jahr heißt. Der Verbandsvorsitzende Michael Prinz zu Salm-Salm strich bei der Vorstellung der Studie heraus, dass es, um lebendige Dorfstrukturen zu erhalten, „ganz besonders“ auf das persönliche Engagement jedes Einzelnen ankomme. „Gemeinsinn statt Eigensinn ist der Schlüssel zum Erfolg.“

Mehr Spielraum für Innovationen

Das Berlin-Institut betont in seinem Forderungskatalog, dass die ländlichen Räume in Deutschland „mehr Spielraum für soziale Innnovationen“ benötigten. In den letzten Jahren seien auf dem Land interessante Ideen entwickelt worden wie etwa Mobilitätsketten aus Linienbussen, Warentransporten, E-Bikes oder in den Nahverkehr eingebundene Privat-PKW, ferner mobile und zeitlich beschränkte Arzt-Angebote, generationenübergreifende und kleinräumige Pflegenetzwerke sowie multifunktionale Dorfläden.

Laschet: Mehr Respekt
Auf der nordrhein-westfälischen Landesmitgliederversammlung des Verbandes „Familienbetriebe Land und Forst“ hat der NRW-Oppositionsführer Armin Laschet (CDU) davor gewarnt, Stadt und ländliche Räume gegeneinander auszuspielen, und mehr Respekt für die Menschen auf dem Land eingefordert. Laschet kritisierte die „konfrontative Politik“ des Umweltministers Johannes Remmel und forderte: „Wir brauchen statt immer mehr Dirigismus aus dem grünen Umweltministerium einen kooperativen Naturschutz.“
Das Landesnaturschutzgesetz sei „eine Ansammlung an Vorschriften, Einschränkungen und Beeinträchtigungen, die dem ländlichen Raum wichtige Entwicklungschancen nimmt“. Es stehe für ein „Übermaß an Regulierung“ in NRW.

Die Dörfer und ländlichen Räume bräuchten nicht nur engagierte Bürger und Kommunen, sondern auch rechtliche Freiräume und einen kreativen Umgang mit Verwaltungsvorschriften, heißt es in dem Gutachten. „Starre Normen, Regeln, Gesetze und Vorschriften, die für städtische Regionen ihren Zwecke erfüllen, verteuern oft unnötig das Leben auf dem Land und können neue Angebotsformen regelrecht verhindern.“

Neue Konzepte für Kita und Schulen

Statt großer, aber zeitlich begrenzter Förderprogramme sei eine „dauerhafte Engagement-Regelförderung erforderlich, um die sozialen Infrastrukturen des ländlichen Raumes zu stärken. Im Kern sei es wichtig, ein familienfreundliches Umfeld auf dem Land zu erhalten. „Eine Kindertagesstätte oder eine Grundschule heben die Attraktivität der Dörfer für potenzielle Landbewohner“, heißt es im Schlusskatalog der Forderungen.

Um den Bestand dieser Einrichtungen zu sichern, seien neue Konzepte gefragt, die über die bisherigen institutionellen Lösungen hinausgehen. Dazu gehört das Überdenken starrer Vorgaben wie Mindestschülerzahlen für Schulen, die Bildung von Schulverbünden mit Filialschulen, zeitweiliger Fernunterricht, Zwergschulen sowie flexible Betreuungszeiten in Kindertagesstätten. „Im dünn besiedelten Skandinavien, in Südtirol oder in Schweizer Alpendörfern sind diese Formen der Schulversorgung seit langem üblich und liefern keineswegs schlechtere Bildungsergebnisse.“ Str.