Biogas: WLV-Anlage vor dem Aus?

Die Gerüchteküche brodelt: Lässt die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) die Pläne scheitern? Ist es die Konkurrenz der Agravis-Anlage in Dorsten, die verhindert, dass der Bau der Biogasanlage von WLV und RWE Innogy in Velen weiter vorangetrieben wird? Oder war das Konzept von RWE und WLV nie wirklich belastbar?

Zurzeit jedenfalls, so Doris Nienhaus, Geschäftsführerin der WLV-Service GmbH und der Naturdüngermünsterland GmbH & Co KG (NDM) gegenüber der Fachzeitschrift „top agrar“, haben die Verantwortlichen die Projektierung mit Ausnahme spezieller gutachterlicher Untersuchungen am Standort gestoppt. Und noch deutlicher: „Sollte die Regierung das Gesetz so umsetzen, wie derzeit geplant, ließe sich unsere Anlage aktuell nicht wirtschaftlich be­treiben.“

Gleichzeitig habe die NDM mit Agravis bzw. der ODAS Nährstoffmanagement GmbH (einem Zusammenschluss zwischen Agravis und der Firma ODAS) über die Lieferung von Güllefeststoffen verhandelt. Ab dem 1. Juli werden die Kommanditisten der NDM Gülle separieren und die Feststoffe an die Biogasanlage in Dorsten liefern.

Planung steht seit mehr als fünf Jahren

Steht die geplante Biogasanlage von WLV und RWE Innogy damit vor dem Aus und will die NDM wenigstens die Gülleabnahme sichern? Mehr als fünf Jahre ist es jetzt her, dass der WLV und die RWE Innogy GmbH beschlossen haben, im Kreis Borken gemeinsam eine 4,2-MW-Biogasanlage zu bauen. Ziel des WLV war es, Nährstoffe aus der Region zu exportieren. Dazu sollte die Anlage zu 90 % mit Güllefeststoffen (650.000 bis 700.000 m3 Rohgülle) beschickt werden. Nach einer Aufbereitung sollten die Gärreste aus der Region gefahren werden.

Vor knapp einem Jahr war Doris Nienhaus noch zuversichtlich: Im Herbst sollte der Bauantrag eingereicht werden, sechs bis acht Monate später erwartete sie die Baugenehmigung. 85 Landwirte gründeten damals als Kommanditisten die NDM, die zukünftig neben der REW Innogy zu 50 % an der Biogas­anlage beteiligt und für Substratlieferung und Gärrestverkauf zuständig sein sollte.

Agravis kaufte Anlage in Dorsten

Im Frühjahr dieses Jahres kaufte die Agravis Raiffeisen AG eine 3,5-MW-Anlage in Dorsten. In der Biogasanlage, die gerade 30 km vom Standort Velen entfernt liegt, will Agravis ebenfalls hauptsächlich Gülle (rund 200.000 t/Jahr) vergären.

Eine Konkurrenz zur geplanten Biogasanlage in Velen wies Nienhaus im Frühjahr gegenüber dem Wochenblatt zurück. Die in der Region anfallenden Nährstoffmengen könne die Agravis-Anlage allein nicht bewältigen. Die NDM, so Nienhaus weiter, hätte sich für die Anlage in Dorsten ebenfalls interessiert. Allerdings hätte das Bieterverfahren unter so großem Zeitdruck stattgefunden, dass es der NDM nicht möglich war, eine sorgfältige Risikoprüfung durchzuführen.

Bereits die zweite Novelle

Seit dem Start des WLV-Biogasprojektes im Februar 2009 ist viel Zeit vergangen. Nach dem EEG 2012 steht jetzt bereits die zweite Novelle des Gesetzes an. Wird sie wie bisher diskutiert am 27. Juni beschlossen, verschlechtern sich die Rahmenbedingungen für die Biogasbranche radikal. Davon wäre auch die Velener Anlage betroffen.

Inzwischen ist viel Zeit, Aufwand und Geld in das Projekt geflossen. Allein die 85 Kommanditisten der NDM haben zusammen 2 Mio. € investiert – im Schnitt über 23.500 € pro Person. Wird das Biogasprojekt Velen nicht realisiert, so Nienhaus gegenüber „top agrar“, liegt die Kostenverantwortung bei den jeweiligen Projektträgern.

Was ist mit dem bereits investierten Geld?

Dass bei über fünf Jahren Planungszeit, Standortsuche und Investitionen in Separationstechnik bereits viel Geld geflossen ist, dürfte außer Frage stehen. Doch wie hoch ist die Summe? Welchen Teil trägt die RWE, welchen der WLV und welchen die beteiligten Landwirte der NDM?

Gut, wenn unter diesen Vorzeichen durch die Zusammenarbeit mit Agravis wenigstens das Ziel, den Nährstoffdruck in der Region zu senken, erreicht wird und für die Beteiligten zumindest die Investitionen in die Separationstechnik nicht umsonst waren. stü