Biogas: Der Boom ist vorbei

Die Biogas-Branche richtet sich nach Inkrafttreten des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) neu aus: weg vom geförderten Größenwachstum – und hin zu Innovation, bei gleichzeitiger Rückbesinnung auf den Klimaschutz, das ursprüngliche Ziel der Biogasproduktion. Das wurde deutlich auf der 24. Jahrestagung des Fachverbandes Biogas in dieser Woche in Bremen.

"Biogas gibt es nicht, um den Strommarkt zu stabilisieren, sondern um CO2 einzusparen.“ Mit diesen Worten begrüßte der Fachverbandspräsident Horst Seide die Teilnehmer der 24. Jahrestagung des Fachverbandes Biogas in Bremen. Die Aufgaben, die die Branche für die Strommarktstabilisierung heute übernimmt, seien eigentlich nur ein Abfallprodukt. Für die Zukunft sieht Seide zwei wichtige Wege für Biogas:

  • Große Anlagen produzieren flexibel Strom und helfen, die Stabilität der Stromnetze aufrecht zu erhalten.
  • Kleine landwirtschaftliche Anlagen erzeugen natürlich auch Strom, helfen aber in erster Linie, die (noch) viel zu hohen CO2-Emissionen aus der Landwirtschaft zu senken.

Seide: „Heute stößt die Landwirtschaft mehr CO2 aus als Gesamtdeutschland im Jahr 2050 ausstoßen soll.“ Kleine Biogasanlagen, so Seide, haben ein höheres CO2-Senkungspotenzial als größere. „Nur durch eine einzige Maßnahme, durch die Vergärung von Gülle und Mist in Biogasanlagen“, betonte er, „können die CO2-Emissionen aus der Landwirtschaft um rund 7 Mio. t oder 10 % gesenkt werden.“

Positive Signale gefordert

Positiv hob er die Leistung vieler Firmen hervor, Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Er rief zu „Innovation statt Krise“ auf, verbarg aber nicht, dass sich die Biogasbranche seit Inkrafttreten des EEG 2014 mit eingebrochenen Aufträgen, politischen Unsicherheiten und Verlusten von Arbeitsplätzen in der Krise befindet. In der anschließenden Podiumsdiskussion forderte er:

„Was wir jetzt brauchen, sind klare politische Entscheidungen über das zukünftige Aussehen des Strommarktes. Ohne klare Rahmenbedingungen geht es nicht.“

Zahl der Besucher und Aussteller rückläufig

Die Jahrestagung des Fachverbandes Biogas und die Fachmesse in Bremen war mit rund 6300 Teilnehmern schlechter besucht als im Jahr zuvor. 2014 waren noch gut 8000 Teilnehmer gekommen. Gesunken ist auch die Zahl der Aussteller: von 406 (2014) auf 347.

Auch die folgende Zahl spricht für sich: 94 neue Anlagen gingen 2014 an Netz. 2015 werden es nach Schätzung des Fachverbandes voraussichtlich 60 sein. Zum Vergleich: 2011, auf dem Höhepunkt des Anlagenzubaus sind 1270 neue Biogasanlagen errichtet worden. In den Jahren 2012 und 2013 sank der Zubau auf je rund 340 Anlagen.
Waren 2011 noch rund 25 .000 Arbeitskräfte mit dem Bau von Biogasanlagen beschäftigt, sind es heute weniger als 5000.
Ende 2015 werden voraussichtlich rund 8000 Anlagen mit einer arbeitsrelevanten elektrischen Leistung von gut 3650 MW am Netze sein. Im Zuge der Flexibilisierung der Anlagen wird die installierte elektrische Leistung weiter auf rund 4054 MW steigen. Deutsche Biogasanlagen erzeugen Strom für knapp 8 Mio. Haushalte. stü

Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der kommenden Woche im Landwirtschaftlichen Wochenblatt Westfalen-Lippe, Folge 6/2015.


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