Bio-Möhren eingedeutscht

Die Lippborger Marktgenossenschaft der Naturland-Bauern hat Bio-Möhren aus dem Ausland umdeklariert und als deutsche Möhren verkauft. Der Geschäftsführer und ein weiterer Mitarbeiter haben ihren Job verloren.

Franz Westhues, Geschäftsführer der Lippborger Marktgenossenschaft der Naturland-Bauern, sowie ein weiterer Mitarbeiter sind bis auf weiteres ihren Job los. Laut einem Bericht in der Zeitung "Die Glocke" hat der Aufsichtsrat beide beurlaubt, nachdem Vorwürfe laut geworden waren, der Betrieb habe mit falsch deklarierten Bio-Möhren gehandelt.

Das Unternehmen räumte Ende vergangener Woche ein, tatsächlich „Bio-Möhren aus dem EU-Ausland zu deutschen Bio-Möhren“ umdeklariert zu haben. Die genauen Vorgänge will die Genossenschaft nach Informationen der Zeitung nun mit Hilfe einer externen Wirtschaftsprüfung aufklären. Diesen Auftrag hat der Raiffeisenverband Westfalen-Lippe erhalten. Über erste Ergebnisse der Untersuchung ließen sich Vorstand und Aufsichtsrat des Lippborger Betriebs nach eigenen Angaben am Freitag unterrichten.

Geprüft wurde laut Marktgenossenschaft der Naturland-Bauern die Lieferung von 410 Tonnen Möhren von zwei Bio-Firmen zwischen August und Dezember des Vorjahrs. Dabei wurden „fehlerhafte Herkunftsdeklarationen festgestellt“, wie der Vorstandsvorsitzende Jochen Voß und Aufsichtsratschef Axel Altenweger erklärten. Nun solle die Wareneingangskontrolle so verbessert werden, dass das System „vor fehlerhafter und missbräuchlicher Nutzung geschützt ist.“ Der vollständige Prüfbericht des Raiffeisenverbands werde „in Kürze“ erwartet.

Der "Spiegel" deckte den Betrug auf

Öffentlich geworden war der mutmaßliche Betrug durch eine Geschichte im „Spiegel“. Das Nachrichtenmagazin hatte unter dem Titel „Komische Karotten“ berichtet, importierte Bio-Möhren seien von den Lippborger Marktgenossen als heimische Produkte vertrieben worden. Bereits seit April sei klar, dass zum 1. Januar mit Volker Ludolph eine neuer Geschäftsführer in den Betrieb eintrete, teilte das Unternehmen weiter mit. Ludolph ist ein 43 Jahre alter Diplom-Kaufmann, der zuvor für Aldi, Kaufland und den Handelskonzern Metro gearbeitet hat.

Die Marktgenossenschaft der Naturland-Bauern besteht seit 1994. Sie vermarktet Bio-Kartoffeln und Bio-Gemüse an den Lebensmittel-Einzelhandel und an Verarbeitungsbetriebe. Ihre Öko-Lieferanten bewirtschaften eine Fläche von mehr als 80.000 Hektar. Der Jahresumsatz lag laut Internetauftritt 2013 bei 31 Millionen Euro. Die Genossenschaft beschäftigt rund 60 Mitarbeiter. top agrar