Die Folgen der Dürre

Ausreichend Futtervorräte?

Landwirten in Teilen Niedersachsens steht die Dürre bis zum Hals: Der Mais droht zu vertrocknen, es gab nur zwei Schnitte vom Grünland. Grundfutter fehlt, die Erzeugerpreise decken nicht die Kosten.

Besonders dieses Jahr scheinen die Diskrepanzen zwischen unterschiedlichen Regionen riesig. Auf den guten Böden im Sauerland, in der Eifel und in vielen Bereichen am Niederrhein gab es zur passenden Zeit genügend Regen. Der Mais sieht gut aus, drei Grasschnitte, manchmal sogar vier, sind bereits gemacht. Anders sieht es auf den sandigen Böden im Osnabrücker Land, im Emsland und in Bereichen des Münsterlandes aus. Es gab kaum Regen – wenn, war es nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Aktuell kämpft der Mais ums Überleben. Die Landwirte konnten gerade einmal einen guten und einen schlechten Grasschnitt ernten. In Niedersachsen sind es dieselben Regionen wie im vergangenen Jahr, die hart von der Trockenheit betroffen sind.

Reserven sind aufgebraucht

Die meisten Landwirte wirtschaften nachhaltig: Sie haben einen Futtervorrat für schlechte Zeiten. Viele Rinderhalter haben bereits Getreide-Ganzpflanzensilage (GPS) gemacht, um sich einen Puffer zu schaffen. Ein Dürrejahr tut gut wirtschaftenden Betrieben nicht wirklich weh. Aber nun kommt das zweite direkt in Folge. Die Situation ist angespannt: „Ich sehe den Mais vor meinen Augen vertrocknen, ich sehe, wie meine Bullen mich im Herbst hungrig ansehen“, sorgt sich ein Landwirt aus dem Kreis Osnabrück. Dr. Georg Teepker, Leiter der Fachgruppe Tier bei der Landwirtschaftskammer Osnabrück, erklärt: „Das Futter ist knapp. Die Vorräte aus dem Jahr 2018 sind fast aufgebraucht.“ Der Mais verfüttert sich extrem schnell.

Viele Landwirte haben dieses Jahr GPS für ihre Rinder gemacht, um sich einen Puffer bei fehlendem Grundfutter zu schaffen. (Bildquelle: Schmidtmann)

Nur wenige Futterbaubetriebe beregnen ihre Flächen. Aufgrund der Trockenheit haben die Landkreise Osnabrück und Oldenburg ein Wasserentnahmeverbot aus Oberflächengewässern verhängt. Das ersehnte Nass darf nur noch aus Gewässern erster Ordnung, wie zum Beispiel Wasserstraßen, entnommen werden.

Nachzucht reduzieren

Teepker betont: Landwirte müssen jetzt den Grundfutterbedarf ihrer Tiere berechnen. „Jetzt planen, woher das Grundfutter kommen kann und was die Alternativen sind.“ Meist fehlt die Maissilage als energiereiche Grundfutterkomponente. Der Zukauf von Grundfutter aus Gebieten ohne Dürreschäden wird möglich sein, da die Früchte in anderen Regionen besser stehen. Bei Milchpreisen von gerade mal 30 Cent und Bullenpreisen „jenseits von Gut und Böse“ (3,40 €) sind aber in vielen Betrieben die Gelder für den Zukauf knapp.

Es gibt verschiedene Maßnahmen, mit der Situation umzugehen: Rinderfachmann Teepker rät als Erstes, jede Form der Überbelegung im Betrieb zu vermeiden. Die Erfahrung zeigt, dass die Gesamtmilchmenge einer Herde trotz moderater Abstockung konstant bleiben kann, weil sich Einzeltierleistungen verbessern. Weniger rentable Tiere oder güste Kühe könnten dann den Betrieb verlassen. Landwirte, die große Futterlücken befürchten, sollten außerdem weniger Nachzucht einstallen, abgekalbte Färsen und Kälber vermarkten.

Bei den Bullen liegt der Deckungsbeitrag bei vielen Betrieben bei Null. Der Erlös ist seit Monaten viel zu gering. „Pro Kilogramm Fleisch gibt es momentan 50 Cent weniger als im Schnitt. Das macht auf 400 kg Schlachtgewicht 200 € weniger Erlös pro Tier und Jahr.“

Erfinderisch werden

Wenn das Grundfutter teuer zugekauft werden muss, sollten Mäster ernsthaft überlegen, weniger Tiere in eine Bucht zu stallen oder einen Mastdurchgang auszulassen. Einzelbetrieblich abhängig könnte dies günstiger sein, als Futter zuzukaufen. Es gibt aber auch Betriebe, die Geld aufnehmen, um Grundfutter zu erwerben.

Um schlechte, energie- und stärkearme Maissilagen aufzuwerten, empfiehlt Teepker, Körnermais zuzukaufen. Entweder als trockene Ware oder schon ab Feld aus angrenzenden Gebieten. Zusammen mit kurz gehäckseltem Stroh als Strukturfutter lassen sich leistungsgerechte Rationen zusammensetzen. „Jetzt reagieren und das Stroh so kurz wie möglich (2 bis 3 cm) schneiden und pressen!“ Besonders bei Bullen und Jungvieh eignen sich strohreiche Rationen. Aber auch bei Kühen können 2 bis 3 kg Stroh die Ration ergänzen. Manche Bullenmäster setzen mit gutem Erfolg größere Anteile an Grassilage ein. Erste Erfahrungen aus diesem Jahr zeigen, dass GPS sich gut in die Ration integrieren lässt. Ein Bullenmäster beschreibt das so: „Das Fell der Tiere glänzt, sie fressen die Mischung gerne, sind sehr entspannt und kauen viel wieder.“ Mit Blick auf die Versorgung im Sommer 2020 ist zu empfehlen, verstärkt Anbauflächen für GPS einzuplanen. Ganz wichtig: Verluste des wertvollen Grundfutters vermeiden.

Beim Zukauf von Grundfutter sollte die Qualität der Silagen labortechnisch überprüft und das tatsächliche Gewicht ermittelt werden, um einen fairen Preis zu finden. Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen bietet auf ihrer Internetseite (Marktportal/Grundfutterbörse) potenziellen Käufern und Verkäufern von Grundfutter einen digitalen Marktplatz.

Teepker erklärt weiter, dass beim Umsilieren einer Maissilage mit mindestens 5 % Energieverlust zu rechnen ist. Er rät den Landwirten zum Anbau von Zwischenfrüchten nach dem Getreide. Außerdem weist er darauf hin, dass Brachen für Futterzwecke auf Einzel­antrag in Niedersachsen genutzt werden dürfen.

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