Antibiotika: Zahlen nach unten korrigiert

Die Aufregung war groß, als amtliche Zahlen zum Antibiotika-Einsatz in der Tierhaltung bekannt wurden. Nun zeigt sich: Die Angaben für 2015 waren fehlerhaft. Ein weiteres Ergebnis: Der Verbrauch hat sich seit 2011 halbiert.

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) muss seine Anfang August veröffentlichten Daten zu den im Jahr 2015 in Deutschland abgegebenen Mengen an Antibiotika in der Tiermedizin nach unten korrigieren. Laut BVL sind fehlerhafte Angaben eines pharmazeutischen Unternehmens der Grund.

Die Neuauswertung brachte zutage, dass die Gesamtmenge der von pharmazeutischen Unternehmen und Großhändlern an Tierärzte abgegebenen Antibiotika zwischen 2011 und 2015 von 1706 t auf 805 t gesunken ist; das entspricht einem Minus von 53 %. Im August war eine Verringerung von 51 % gemeldet worden.

Besonders stark fiel laut BVL der Rückgang in jüngster Vergangenheit auf. 2015 wurde die Abgabemenge gegenüber dem Vorjahr um 433 t oder 35 % verringert; zuvor war eine Reduktion von 32 % angeben worden.

Eine entscheidende Ergebniskorrektur erfolgte auch bei den Antibiotika mit besonderer Bedeutung für die Therapie beim Menschen. Diese sind nämlich nicht, wie bei der ersten Auswertung im August ermittelt, im Vorjahresvergleich gestiegen, sondern gesunken. Nach Angaben des BVL wurden 2015 insgesamt 10,6 t Fluor­chinolone an Tierärzte abgegeben. Die Menge hat sich damit erstmals gegenüber dem Vorjahr verringert, und zwar um 1,8 t oder 15 %. Im Augustbericht war noch von einem Zuwachs von 6,7 t (+ 82 %) die Rede. Im Vergleich zu 2011 ist allerdings noch eine Zunahme um 2,4 t bzw. 29 % festzustellen.
Die Abgabemengen von Cephalosporinen der dritten und vierten Generation gingen dem Bundesamt zufolge von 2014 bis 2015 um 0,1 t oder 3 % auf 3,6 t zurück.

„One-Health-Ansatz“

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt sieht sich angesichts der Halbierung der Abgabemengen und der Reduktion bei den für den Menschen bedeutenden Antibiotika in seiner Antibiotikaminimierungsstrategie bestätigt. Es werde jedoch weitere Maßnahmen zur Verringerung des Antibiotika-Einsatzes geben, zum Beispiel durch die Aktualisierung der EU-Tierarzneimittelnovelle. Insbesondere die Anwendung von sogenannten Reserve-Antibiotika müsse noch restriktiver werden. Das gelinge nur, wenn Veterinär- und Humanmedizin eng zusammenarbeiteten. Deshalb verfolge Deutschland den „One-Health-Ansatz“, für den er als Minister auch im Rahmen der Treffen von G7 und G20 geworben habe und der dort auf sehr großes Interesse gestoßen sei.

„Erfreuliche Entwicklung“

Der Präsident des Bundesverbandes praktizierender Tierärzte, Dr. Siegfried Moder, erklärte bezüglich der Ergebniskorrektur: „Besonders erfreulich ist, dass die Abgabemengen der kritischen Antibiotika, also der Wirkstoffe mit besonderer Bedeutung für die Therapie beim Menschen, im Gegensatz zur ersten Auswertung im August deutlich gesunken anstatt angestiegen sind.“
Die aktuellen Zahlen belegten eindeutig, dass sich die Tierärzte ihrer Verantwortung im Sinne des One-Health-Ansatzes bewusst seien.

Die Veterinäre würden die Reduzierung der Gesamtantibiotikamenge nicht mit vermehrtem Einsatz von kritischen Antibiotika kompensieren, wie das immer wieder von verschiedenen Seiten behauptet werde, betonte Moder. Wichtig ist nach seiner Ansicht nun, dass die Ergebnisse des Monitorings sowohl in den Verhandlungen zum Europäischen Tierarzneimittelgesetz wie auch bei der Neuregelung der Tierärztlichen Hausapothekenverordnung (TÄHAV) Berücksichtigung fänden. AgE