Angriff aufs Waldeigentum?



Will NRW-Umweltminister Remmel nach den Jägern jetzt die Waldbauern in den Schwitzkasten nehmen? Auf einer Protestveranstaltung des NRW-­Waldbauernverbandes am Montag dieser Woche hatte Vorsitzender Dr. Philipp Freiherr Heereman Mühe, die aufgebrachten Gemüter zu besänftigen. Die Stadthalle in Werl platzte aus allen Nähten. Immer wieder Applaus oder Buhrufe. Die Stimmung war gereizt. Die Waldbauern, so unser Eindruck, sind frustriert und wütend über eine rot-grüne Klientelpolitik, die sich ohne Augenmaß gegen die Waldbauern richtet.

Ende August 2014 hat die Landesregierung einen Entwurf zur Biodiversität beschlossen. Es geht um die biologische Vielfalt, basierend auf Beschlüssen der UN (1992) und der Bundesregierung (2007). Den ersten Entwurf (132 Seiten) haben offensichtlich allein das Umweltministerium und Naturschutzverbände erarbeitet, die betroffenen Waldbauern wurden nicht beteiligt. Die Biodiversitätsstrategie ist kein Gesetz, sie stellt ein von den Naturschutzverbänden entworfenes Idealbild dar.

Forderungen und Ziele

Beim Studieren der Strategie sträuben sich den Waldbauern, Forstexperten und Sägewerkern in NRW die Nackenhaare:

  • Die Baumart Fichte (bislang 37 % in NRW-Wäldern) soll zurückgedrängt, nicht heimische Baumarten wie Douglasie oder Robinie sollen verschwinden. Reine Nadelwälder sollen auf nicht mehr als 25 % der Waldfläche stehen.
  • Zur Sicherung der Artenvielfalt sind Totholzmengen von bis zu 40 m3/ha auch in den kleinen Privatwäldern anzustreben.
  • Bis zu 45.000 ha Wald sollen stillgelegt werden (Wildnis).
  • Die Biostationen und uniformierte Landschaftswächter sollen in Zukunft verstärkt die Maßnahmen umsetzen und überwachen.
  • Die Waldbauern sollen ihre Wälder nach FSC zertifizieren lassen (bei FSC sind 5 % der Fläche aus der Nutzung zu nehmen).


Philipp Freiherr zu Guttenberg, Bundesvorsitzender der Waldeigentümer, sprach von einem Generalangriff aufs Eigentum und einer sinnlosen Bevormundung. Die Strategie blende aus, dass der Wald in NRW viele Aufgaben erfülle und insgesamt in einem guten Zustand sei. Der Rohstoff Holz sichere in NRW 260.000 Arbeitsplätze und erwirtschafte 34 Mrd. € Umsatz.

Dr. Martin Woike, Abteilungsleiter im NRW-Umweltministerium, verteilte Beruhigungspillen. Die Strategie würde vorerst nur für die Waldflächen des Landes gelten, ins Privateigentum werde nicht eingegriffen. Stilllegungen etwa auf privaten Flächen werde es nur auf freiwilliger Basis und gegen Entschädigung geben. 10 % des Landeswaldes (16.000 ha) habe man schon aus der Nutzung genommen. Armin Asbrand

Mehr über die Protestveranstaltung lesen Sie in Wochenblatt-Folge 4/2015.