Ackern mit Aussicht

Mit monatlichen Beiträgen finanzieren Kunden den Almhof von Landwirt Elmar Duwe und bekommen dafür Gemüse. Solidarische Landwirtschaft nennt sich das Konzept – für den Sauerländer eine lohnende Idee.

Am sonnigen Südhang in Lennestadt-Elspe wachsen in langen Reihen Möhren, Salate und Zwiebeln nebeneinander. Hebt man den Blick, schaut man über ein weites Tal auf Felder, Wiesen und das Dorf.

Familie Duwe hat ihrem Betrieb deshalb den Namen Almhof Elspe gegeben. Das Gemüsebeet bewirtschaftet Landwirt Elmar Duwe (43) aber nicht alleine. Eine Gemeinschaft von 70 Personen hilft mit und bezahlt jeden Monat einen Mitgliedsbeitrag. Dafür bekommen sie einen Teil der Ernte. Solidarische Landwirtschaft, kurz Solawi, nennt sich das Konzept.

Im Dezember 2014 begann er mit einem Bekannten zu planen, wie sie Mitglieder gewinnen könnten und was sie für den Gemüseanbau bräuchten. In der regionalen Presse machten sie auf das Angebot aufmerksam. Bei einer Info-Veranstaltung fanden sich sofort 24 Interessenten.

Damit konnte die Solidarische Landwirtschaft auf dem Almhof starten. Von der großen Resonanz ist der Landwirt immer noch überrascht. In diesem Jahr hat er den Gemüseacker von einem halben auf einen Hektar vergrößert. Aktuell sind 68 Personen dabei. Noch zwei weitere und die Kapazität ist wieder ausgeschöpft.

Naturnaher Anbau

Wer Gemüse vom Almhof bekommt, bezahlt 70 € im Monat für einen Ernteanteil. Die Mitglieder verpflichten sich für ein Jahr. Am Hof und an zwei Abholstellen können sie sich nehmen, was das Gemüsebeet hergibt.

Etwa 20 bis 25 Gemüsesorten baut Elmar Duwe an. Im Frühjahr erledigt er mit dem Trecker die Bodenbearbeitung und fährt den Mist aus. Danach ist Handarbeit angesagt. Denn Pflanzenschutzmittel oder mineralischen Dünger setzt der 43-Jährige nicht ein.

Gemeinschaftsarbeit

Einen Großteil der Arbeit übernimmt Elmar Duwe selbst. So werden alle Arbeiten termingerecht erledigt, auch wenn die Mitglieder keine Zeit haben. Eine 450-€-Kraft unterstützt ihn dabei. Am Monatsende rechnet er Arbeitsstunden und Maschineneinsatz mit der Solidarischen Landwirtschaft ab. Denn lohnen soll sich die Solawi für den Landwirt.

„Wer alleine auf seiner Scholle wirtschaften und sich nicht reinreden lassen möchte, für den ist die Solawi nichts“, gibt Elmar Duwe zu bedenken. Denn auch die Mitglieder helfen fleißig mit. Fast jeden Tag kommt jemand von der Solawi zum Arbeiten. Pflicht ist das nicht, aber viele Unterstützer kommen gerne aufs Feld.

Und auch Elmar Duwe hat gerne Leben auf dem Hof. Treffen sich die Mitglieder auf dem Feld, ist oft Zeit für eine Unterhaltung. Bei der Arbeit werden gerne Rezepte und Verarbeitungstipps für das Gemüse ausgetauscht. Denn wer einen Ernteanteil hat, bekommt oft größere Mengen Gemüse auf einmal. Spaß am Kochen und Einmachen sollten die Mitglieder also haben.

Die Mitglieder sind für ihn Kunde und Helfer zugleich. Neben der praktischen Arbeit unterstützen sie ihn auch bei der Öffentlichkeits- und Büroarbeit. In die Anbauplanung sind die Mitglieder ebenfalls eingebunden. „Sie müssen ja schließlich essen, was ich anpflanze“, gibt Duwe zu bedenken.

Anbau und Nachfrage

Noch ist die Solidarische Landwirtschaft in Elspe ein loser Zusammenschluss. Elmar Duwe überlegt, wie er sie in eine vereinsähnliche Struktur bringen kann. Er sieht aber auch Grenzen. Der Nachteil eines eingetragenen Vereins ist, dass dort alle Mitglieder das gleiche Stimmrecht haben. „Der Landwirt muss die Richtung auf dem Hof vorgeben. Auch bei der Solawi“, ist der Betriebsleiter überzeugt.

„Was ich anbiete, ist eine ganz individuelle Entscheidung“, sagt Elmar Duwe. Das macht die Solawi aus seiner Sicht so interessant. Wer beispielsweise eine alte Obstwiese oder Hühner hat, kann zusätzlich zum Gemüse auch noch Obst oder Eier anbieten. Die Produktpalette lässt sich auf das anpassen, was der Betrieb hergibt.

Die Solawi kann von Anfang an gewinnbringend sein. „Auch kleinere Höfe können so finanziert werden“, ist der Landwirt überzeugt. Die Höhe der Beiträge kann jede Solawi selbst festlegen. Für das Angebot muss nur eine Nachfrage bestehen.

Für Elmar Duwe reicht das Einkommen aus der Solawi neben einer Teilzeitarbeit, der er drei Tage in der Woche nachgeht. „Bei etwa 100 Mitgliedern kann ich voll vom Gemüseanbau leben“, schätzt der Unternehmer. In den nächsten Jahren möchte er die Solidarische Landwirtschaft weiter ausbauen. Christina Göhner

Den vollständigen Beitrag lesen Sie in Wochenblatt-Ausgabe 40/2016


www.solidarische-landwirtschaft.org
www.solawi-almhof-elspe.de