20 Schüsse auf einen Bullen

Vergangenen Freitag büxten zwei Bullen aus einem Betrieb in Fuldatal aus. Eines der Rinder konnte laut Polizei durch den Besitzer und einen Metzger auf der Ferienanlage Espenau erlegt werden.

Der zweite Bulle lief auf die B38 bei Espenau Hohenkirchen. Dort versuchte die Polizei das Tier eine geraume Zeit abzudrängen und einzufangen. Schließlich entschloss sich die Polizei, die Straße zu sperren und das Tier zu erschießen.

Auf der Internetseite der Hessischen Allgemeinen sind zwei Videos zu sehen, die Wartende aus dem Auto gemacht haben. Darauf ist zu sehen, dass ein Polizist mit seiner Dienstwaffe, einer Heckler&Koch, etwa 20 Mal auf den Bullen schießt. Doch die Waffe mit einem 9-mm-Kaliber reicht offenbar nicht aus, um den Bullen zu töten. Das Tier taumelte und brach auf dem Seitenstreifen zusammen, lebte aber noch. Auf den Aufnahmen soll zu sehen sein, dass dem Tier Blut aus der Nase läuft.

Nach kurzer Zeit kommt eine Polizistin mit einem Maschinengewehr und schießt auf den Bullen. Der Todeskampf dauerte fast 10 Minuten. Dass das Tier schon zu Beginn der Filmaufnahmen so ruhig wirke, liegt nach Angaben des Polizeisprechers Torsten Werner daran, dass der Bulle schon angeschossen gewesen sei. Das Vorgehen sei mit dem zuständigen Jagdausübungsberechtigten, der wie auch ein Tierarzt nicht mehr rechtzeitig an der Einsatzstelle eingetroffen wäre, besprochen worden. „Die Tiere waren außer Rand und Band“, begründet Werner den Einsatz.

„Wenn von einem ausgebüxten Tier Gefahr für Leib und Leben von Menschen ausgeht, also eine gefahrenrechtliche Notsituation besteht, dürfen Polizisten Gebrauch von ihrer Schusswaffe machen“, begründet der Polizeisprecher den Schusswaffengebrauch auf Anfrage der Hessischen Allgemeinen.

"Es kommt häufig vor, dass Polizisten mit einer großen Menge von Schüssen versuchen, ein großes Tier zu erlegen“, schätzt Veterinär Dr. Elmar Westenberger die Situation ein. Oft handele es sich um fachunkundige Beamten. In der Regel würden große Tiere mithilfe eines Blasrohrs oder Betäubungsgewehrs sediert. Wenn das Tier „müde gemacht wurde“, könne es mit einem Bolzenschussgerät, das die Stirn durchstößt, erlöst werden. Eine kleinkalibrige Pistole sei hier wenig effektiv. HNA/ CG


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