Wertvolle Wanderjahre

Vollgepackt mit Wissen und Praxiserfahrung steht den neuen Agrarbetriebswirten die Welt offen. Doch auf manchen wartet zu Hause (noch) kein eigener Hof - das kann auch eine Chance sein.

Mehr als 250 Frauen und Männer haben in diesem Jahr erfolgreich die Fachschule für Agrarwirtschaft beendet. Hinter den frischgebackenen Agrarbetriebswirten liegen zwei Jahre Fortbildung, in denen sie unter anderem ihr Wissen in der Betriebsführung, dem Pflanzenbau und der Tierhaltung vertieft haben. Viele von ihnen dürfen nun ausbilden, manche haben das Fachabi nachgeholt.

Neben dem Unterricht haben sie Freundschaften fürs Leben geknüpft, fremde Betriebe erkundet und den elterlichen Hof oder den eines Bekannten im Rahmen der Projektarbeit betriebswirtschaftlich durchleuchtet.

Mit dem Abschluss haben sie das Fundament gelegt, einen Hof als Unternehmer führen zu können. Aber viele der Junglandwirte werden noch nicht nahtlos den elterlichen Betrieb übernehmen. Bei einigen ist der Vater noch weit von der Rente entfernt. Größere Entwicklungsschritte lassen sich zurzeit nicht realisieren und der eigene „Kotten“ wirft nicht genug ab, um zwei Betriebsleiterfamilien zu ernähren. Auf manchen Agrarbetriebswirt wartet zu Hause auch kein eigener Hof.

Über den Tellerrand blicken

Doch darin kann eine Chance liegen: Jetzt, mit Anfang oder Mitte zwanzig, kann sie, kann er noch mal die eigene Scholle, den heimischen Kirchturm verlassen, um weitere Erfahrungen zu sammeln.

Der eine findet einen Job als Betriebsleiter auf einem anderen Hof und lernt andere Abläufe kennen. Diesmal ist er nicht mehr der kleine Azubi, sondern übernimmt selbst Verantwortung für Betrieb und Mitarbeiter. Dabei sammelt er Einsichten, die er später zu Hause nutzen kann.

Der andere hat während der Fachschulzeit Spaß am Lernen gefunden und sattelt noch ein Studium der Agrarwirtschaft drauf. Ein Dritter findet einen Job im vor- oder nachgelagerten Bereich. Dort lernt er, als Futtermittelberater oder Landhändler zu denken – wertvolle Einblicke für den eigenen Hof später. Vielleicht merkt er aber auch, dass das genau seine Berufung ist.

Und auch der Sprung ins Ausland ist möglich. Wer sich nicht scheut, Englisch zu sprechen oder eine weitere Sprache zu lernen, gewinnt dort neue Einblicke in die Landwirtschaft. Ausgebildete deutsche Landwirte genießen in Europa und in Übersee ein hohes Ansehen.

Gleichgültig, wozu man sich entscheidet, ein paar Jahre in der Fremde bringen einen weiter. Diese wertvollen Wanderjahre lassen den Charakter reifen. Also keine Bange, auch nach der Fachschule gibt es noch viel zu entdecken!