Wenn nicht hier, wo dann?

Wenn am Dienstag die Agrar Unternehmertage öffnen, wird so mancher Besucher mit gemischten Gefühlen nach Münster reisen. Gerade deshalb kommt die Messe genau richtig. Sie ist ein guter Ort, um sich auf eigene Stärken zu besinnen.

Wenn am Dienstag die Agrar Unternehmertage ihre Tore öffnen, wird so mancher Besucher mit durchaus gemischten Gefühlen nach Münster reisen.

Den Landwirten (und auch vielen Ausstellern!) stecken zwei knüppelharte Wirtschaftsjahre in den Knochen. Am Milch- und Schweinemarkt scheint zwar für den Augenblick das Schlimmste überstanden zu sein. Die Unsicherheit über den zukünftigen politischen Kurs bleibt aber angesichts der Dauerdiskussionen um Antibiotika, Tierwohl und Nährstoffüberschüsse allgegenwärtig.

Gerade deshalb kommt ein Gang durch die Münsterlandhallen jedoch genau richtig. Schließlich ist die mit mehr als 300 Ausstellern auch in Krisenzeiten wieder ausgebuchte Fachmesse nicht nur eine gute Gelegenheit für ein Gespräch mit langjährigen Geschäftspartnern oder den Besuch einer der vielen Fachvorträge. Sie ist auch ein Gradmesser für die Branche und ein guter Ort, um sich auf eigene Stärken zu besinnen.

Wer im Gespräch mit Berufskollegen zuhört und mit offenen Augen durch die Hallen läuft, dem werden die Standortvorteile der Region förmlich unter die Nase gerieben. Von der Stalleinrichtung über die Jungtiere und das Futter bis hin zum Schlachthaken ist die gesamte Wertschöpfungskette im Nordwesten vertreten. Viele Betriebe sind – allen Preistälern zum Trotz – gesund gewachsen und solide aufgestellt. Vielerorts stehen bestens ausgebildete Junglandwirte in den Startlöchern, um die Betriebe ihrer Eltern erfolgreich in die nächste Generation zu führen. Wenn nicht hier, wo dann sollte die Branche selbstbewusst in die Zukunft blicken?

Und: Wenn nicht hier, wo dann sollte die Branche die aktuellen Herausforderungen entschlossen angehen? Mit den jüngsten Reduzierungen des Antibiotika-Einsatzes haben Landwirte und Tierärzte bereits schöne Erfolge erzielt. Nun gilt es, diesen Schwung bei den Tierwohl-Baustellen um Kastenstände und nicht-kurative Eingriffe mitzunehmen.

Gleiches gilt für die neue Düngeverordnung, die gerade bei flächenarmen Betrieben das Geschäftsmodell radikal infrage stellt. Von der nährstoffoptimierten Fütterung bis zur Aufbereitung der Gülle müssen Lösungen entwickelt werden. Und genau dafür bietet der Branchentreff mit all seinen Ausstellern und Fach­foren den idealen Rahmen.

Eines werden die Agrar Unternehmertage auch in diesem Jahr bestimmt nicht: langweilig – gerade wegen der gemischten Gefühle vieler Besucher.