Mordkommission Sauenstall

Zu Gerichtsmedizinern hochgerüstete Amtsveterinäre sollen in Niedersachsen künftig tote Ferkel beschlagnahmen und obduzieren. Bei Landwirtschaftsminister Christian Meyer stehen Landwirte offenbar unter Generalverdacht.



Es ist zum Haareraufen: Da kämpfen die Schweinehalter nach einem Einbruch der Notierungen um 25 Cent mit einer tiefen Krise. Und was macht der niedersächsische Minister für Landwirtschaft? Er stellt keine Liquiditätshilfen für die gebeutelten Betriebe in Aussicht. Er appelliert auch nicht an die Verantwortung von Handel und Verbrauchern.

Nein! Christian Meyer ruft erst eine „Anonyme Meldestelle“ ins Leben, bei der Verstöße gegen den Tierschutz im Verborgenen angezeigt werden können. Und dann kündigt er an, dass seine Amtsveterinäre künftig tote Ferkel beschlagnahmen und obduzieren sollen.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Es ist Aufgabe der Politik, Verstößen gegen den Tierschutz nachzugehen. Wenn es schwarze Schafe unter den Tierhaltern gibt, liegt es im Interesse jedes Landwirts, diese zur Rechenschaft zu ziehen. Mit Ankündigungen wie diesen stellt der grüne Minister aber einen ganzen Berufsstand unter Generalverdacht.

Glaubt man im Hannoveraner Landwirtschaftsministerium tatsächlich, dass die Sauenhalter im großen Stil gesunde Ferkel „tot kloppen“? Das wäre schon aus ökonomischer Sicht grober Unfug. Aber was sagen Anschuldigungen wie diese über das Bild, das der Diplomsozialwirt Meyer von den Landwirten hat und öffentlich verbreitet?

Daran, dass grüne Minister mit angeblich flächendeckenden Missständen in der Tierhaltung Stimmung machen, haben sich viele Landwirte fast schon gewöhnt. Dass ihr täglicher Umgang mit ihren Tieren jetzt aber auch noch von zu Gerichtsmedizinern hochgerüsteten Amtsveterinären überwacht werden soll, schlägt dem Fass den Boden aus. Dieses Vorgehen kennt man bisher vor allem im Zusammenhang mit ungeklärten Mordfällen. Und in genau diese Nähe gerückt zu werden, ist für viele Schweinehalter zu Recht schwer erträglich.

Angesichts des erheblichen Preisrutsches auf dem Schweinemarkt und dem Einbruch der Ferkelnotierungen mögen die Sauenhalter in diesen Tagen vieles brauchen – eine Mordkommission Sauenstall gehört nicht dazu.