Ganz so simpel ist es nicht

Diese Zahl lässt aufhorchen: 40 % der Grundwasserkörper in NRW sind in einem schlechten Zustand: zu hohe Nitratgehalte. Schuld sind die Landwirte mit ihrer intensiven Tierhaltung – oder?

Diese Zahl lässt aufhorchen: 40 % der Grundwasserkörper in NRW sind in einem schlechten Zustand – zu hohe Nitratgehalte.

Das sagt der Nitratbericht, den Umweltminister Johannes Remmel in der vergangenen Woche vorgestellt hat. Dazu erklärt er, „dass in den landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten ... die Nitratkonzentrationen seit über 20 Jahren gleichbleibend hoch oder steigend sind“.

Das ist nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich registrierte das untersuchende Landesamt nur in den Kreisen Düren und Rhein-Erft steigende Nitratgehalte unter dem Einfluss der Landwirtschaft. In Heinsberg und Wesel gab es Verbesserungen. Die anderen Kreise zeigten keine signifikanten Veränderungen. Der Anteil der Messstellen mit Nitratkonzentrationen von mehr als 50 mg/l Wasser hat sich im Laufe von rund 20 Jahren sogar von 18,2 auf 15,7 % vermindert.

Doch wann gilt ein Grundwasserkörper als schlecht? Auf Nachfrage erklärt das Landesamt dazu: Ein Grundwasserkörper wird insgesamt als „schlecht“ eingestuft, wenn mindestens in einem Drittel der Fläche Grenzwertüberschreitungen im Jahresmittel vorliegen.

Auch in einem „schlechten“ Grundwasserkörper können also bis zu zwei Drittel des Wassers „gut“ sein. Unter diesen Vorzeichen klingen die Aussagen des Ministers schon fast nach Panikmache. Zumindest blendet er alles Positive aus und vereinfacht den Sachverhalt so sehr, dass ein schiefes Bild entsteht.

Keine Frage: In bestimmten Regionen gibt es große Nährstoffüberschüsse, die exportiert werden müssen. Genau das aber gelingt, wie der Nährstoffbericht der Landwirtschaftskammer NRW eindrucksvoll belegt. So werden überbordende Nährstofflasten dorthin verfrachtet, wo sie als Dünger nicht schaden, sondern Nutzen bringen.

Die Landwirtschaft hat in den vergangenen Jahren sehr viel getan, um Nährstoffeinträge zu vermeiden und zu vermindern. Die Ergebnisse zeigen sich erst mit zeitlicher Verzögerung. Das alles zu ignorieren, ist ungerecht und sachlich falsch, selbst wenn noch mehr getan werden kann und sollte. Auch die Ackerbauern können einen Beitrag leisten. Erster Vorschlag dazu: Gülleimporte aus Holland reduzieren und den wertvollen Wirtschaftsdünger lieber aus dem Münsterland und vom Niederrhein bringen lassen.