Ernte 2014: Ein Trauerspiel

Das Erntejahr 2014 ist vom vorläufigen Getreideertrag her ein Spitzenjahr – so melden es viele Medien. Dies ist aber nur die halbe Wahrheit. Vom Ernteverlauf her entwickelt sich das Jahr 2014 zur Katastrophe.

Im Münsterland, in Lippe, den Höhenlagen in Ostwestfalen und im Sauerland sind noch viele Flächen nicht abgeerntet. Einige Betriebe haben noch 30 % und mehr ihres Weizens auf dem Feld stehen. Und kurzfristig ist keine Veränderung in Sicht. Weiterhin wechselhaft mit Schauern, meldet der Deutsche Wetterdienst. Erst in der nächsten Woche verspricht ein Azorenhoch Wetterbesserung.

Dabei hat alles so gut angefangen: Bei einem frühen Erntebeginn und hohen Gersten- und Raps­erträgen machten sich viele Bauern zu Recht Hoffnung auf eine gute Ernte. Der Winter war mild, Regen hat es im Frühjahr immer passend gegeben und die Bestände sahen prächtig aus. Dann kam aber Ende Juli/Anfang August der große Regen. An der Wetterstation Ahaus etwa sind im Juli und August insgesamt 259 mm gefallen, im vergangenen Jahr waren es gerade einmal 67 mm. Im August hat es bisher fast keinen Tag gegeben, an dem es nicht geregnet hat.

Die Folgen sind dramatisch und auf den Feldern zu sehen: Lagernder Weizen wird inzwischen wieder grün, aber auch stehendes Getreide kann vielfach nicht gedroschen werden, weil die Mähdrescher auf den durchfeuchteten Böden ver­sacken. Einige Flächen sind so vernässt, dass es mehr als fraglich ist, ob diese überhaupt noch abgeerntet werden können. Aber auch dort, wo zwischen den Schauern gedroschen wird, ist die Situation alles andere als rosig: Feuchte­gehalte von 23 % und mehr verursachen sehr hohe Trocknungskosten. Über Qualitätsparameter wie Hektolitergewicht oder Fallzahl spricht schon niemand mehr.

Es trifft aber nicht nur das Getreide: Die Rapsaussaat ist auf vielen Betrieben ebenfalls zum Stillstand gekommen. Die Maisabreife verzögert sich mit den kühlen Temperaturen deutlich. Die Temperatursumme ist in den vergangenen 14 Tagen unter das langjährige Mittel gerutscht. Außerdem sind viele Flächen so durchnässt, dass hier an eine Ernte momentan nicht zu denken ist.

Das Landwirtschaftsministerium hat in einer Pressemitteilung ein sehr gutes Erntejahr gemeldet. Das mag für einige Standorte durchaus zutreffen. Nicht aber für Westfalen-Lippe. Hohe Trocknungskosten und schlechte Qualitäten schlagen hier auf die ohnehin nicht berauschenden Erzeugerpreise voll durch. Wer dann noch für viel Geld Land gepachtet hat, ist von einer schwarzen Null im Getreidebau in diesem Jahr weit entfernt.