Ene, mene, meck, Biogas ist …

Biogas ist weg? Geht es nach Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel könnte das bald der Fall sein. Die Entwürfe zur Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) legen diese Befürchtung nah.



Die Stromerlöse für Neuanlagen über 100 kW installierter elektrischer Leistung sollen radikal sinken; die Biogasproduktion wird unwirtschaftlich. Ein Neubau wird kaum noch stattfinden. Selbst Betreiber von Bestandsanlagen müssen um ihre Existenz fürchten, wenn der Entwurf wie vorgestellt umgesetzt wird.

Ziel des EEG war es, den Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland voranzubringen. Das hat geklappt. Es sind viele Windkraft- und Photovoltaikanlagen entstanden. Auch die Biogasbranche ist stark gewachsen. Deutschlandweit gingen in den vergangenen fünf Jahren über 3800 neue Anlagen ans Netz. Neue Arbeitsplätze kamen hinzu. Deutschland ist heute weltweit Vorreiter in Sachen Biogas.

Doch es gibt auch kritische Stimmen. Teilweise haben sie recht: Ja, die Förderung von Biogas hat in den vergangenen Jahren auch zu Fehlentwicklungen geführt. Und ja, Biogas ist teuer. Rund 20 Cent kostet 1 kWh Biogasstrom in der Erzeugung. Windstrom kommt auf guten Standorten mit 5 Cent aus. Aber Biogas kann etwas Besonderes: Es ist speicherbar. Damit können wir Biogas genau dann verstromen, wenn wir den Strom brauchen. Außerdem können wir Biogas aufbereitet zu Biomethan genau wie Erdgas verwenden – in Heizungen, in der Kraft-Wärme-Kopplung und als Treibstoff für Fahrzeuge. Das eröffnet uns viele Möglichkeiten, ohne dass wir auf Gasimporte angewiesen sind. Biogas ist ein Multitalent. In der Wochenblatt-Ausgabe 21/2014 können Sie lesen, welche Rolle es zusammen mit Wind- und Sonnenstrom spielen kann.

Noch ist das Ende der Fahnenstange nicht erreicht. Biogas ist eine junge Technologie. Es gibt noch viel Potenzial für höhere Leistung und sinkende Kosten. Manches wurde schon geschafft. Substrataufbereitung und die Verbesserung der BHKW-Technik sind zwei von vielen Möglichkeiten, Energie aus Biogas günstiger zu machen.

Die Energiewende ist beschlossene Sache. Das ist gut so. Aber allein mit Sonne und Wind geht es nicht. Wir brauchen mehr als vom Wetter abhängig erzeugten Strom. Wir brauchen Energiespeicher, steuerbare Energieträger und eine Lösung für den Verkehr. In allen Fällen kann Biogas helfen. Jetzt allein die Erzeugungskosten je kWh in den Vordergrund zu stellen, wie es das Wirtschaftsministerium zurzeit tut, ist falsch. Noch ist Zeit, umzusteuern. Fortschritt kostet nun mal Zeit und Geld. Das gilt auch für Biogas. Hoffen wir, dass die Novelle des EEG eine Weiterentwicklung der Branche nicht unmöglich macht.