Bald Braunbären und Pumas?

Im April 2013 wurden im Wittgensteiner Land acht Wisente frei gelassen. Das Auswilderungsprojekt ist bis heut nicht nach dem Bundesnaturschutzgesetz genehmigt. Einige Landwirte klagen seit Jahren, wie es weitergeht bleibt offen.

Als am 8. April 2013 acht Wisente im Wittgensteiner Land aus ihrem Gatter frei gelassen wurden, jubelten die Naturschützer und der große Förderer des Projektes, Richard Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg.

In seinen Wäldern auf den Kämmen des Rothaargebirges sollte sich die Herde aufhalten, vermehren und wohl auch dafür sorgen, dass die wilden Wisente in den Medien auftauchen. Dem Tourismus in der strukturschwachen Region würde dies gewiss nicht schaden.

Heute, dreieinhalb Jahre später, zeigt sich, dass das „einzigartige Artenschutzprojekt“, das durch einen öffentlich-rechtlichen Vertrag eine fragwürdige Rechtsgrundlage erhielt, ein Rohrkrepierer geworden ist. Die Wisente verursachen in den Wäldern der Bauern und im Staatswald hohe Schäden, die langfristig kaum zu beziffern sind.

Eine Spaziergängerin wurde angegriffen und verletzt. Und der für die Freisetzung verantwortliche Trägerverein weiß heute nicht genau, wo sich die Wisente im Sommer aufhalten; drei der vier Halsbänder, mit denen die Leittiere bei der Freisetzung bestückt wurden, sind verloren gegangen und senden keine Daten mehr.

Seit Jahren beschäftigen sich die Gerichte mit der Frage, ob alles mit rechten Dingen zugegangen ist und ob die Bauern die Schäden in ihren Buchenwäldern gegen Ausgleichszahlungen dulden müssen. Die Waldbauern in der Region sind zu Recht enttäuscht und wütend. Denn das Auswilderungsprojekt ist bis heute nicht nach dem Bundesnaturschutzgesetz genehmigt worden.

Die Beteiligten, maßgeblich die Bezirksregierung Arnsberg, der Kreis Siegen-Wittgenstein und die Stadt Bad Berleburg, haben sich also frech über Recht und Gesetz hinweggesetzt. Sie vertrauen darauf, dass NRW-Umweltminister Johannes Remmel, der selbst aus Siegen kommt, weiter seine schützende Hand über die Wisente hält.

Wie geht es weiter? Darüber kann man nur spekulieren. Zwar will das Oberlandesgericht Hamm am 3. November ein Urteil sprechen, doch damit wird der Streit nicht vom Tisch sein (siehe Seite 43). Die unterlegene Partei wird wahrscheinlich Revision beim Bundesgerichtshof einlegen. Der Wisent-Verein könnte so Zeit gewinnen. Die Herde wird wachsen und neue Schlagzeilen liefern.

Eine Frage an Minister Remmel und seine grünen Mitstreiter muss erlaubt sein: Dürfen die selbsternannten Naturschützer demnächst auch Braunbären oder Pumas in unseren Wäldern aussetzen? Dann hätten die wilden Wisente auch wieder einen natürlichen Feind...