31 Jahre sind wirklich genug!

Eine ganze Generation von Milchbauern ist mit ihren Betrieben durch die Quotenregelung geprägt worden. Sie läuft in Kürze aus. Was hat sie gebracht? Und was kommt auf die Milchbauern zu?

Ignaz Kiechle hatte es gut gemeint, als er sich 1984 für die Milchquotenregelung stark machte. Der damalige Bundeslandwirtschaftsminister wollte der Misere auf dem europäischen Milchmarkt ein Ende bereiten, die Butterberge zum Schmelzen bringen, den Brüsseler Haushalt entlasten und den Strukturwandel bremsen. Stichwort: Aktive Preispolitik statt staatlicher Stützung. Gemeinsam mit seinen Ministerkollegen in der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) hob er deshalb die Milchquote aus der Taufe. Offizieller Name: Garantiemengenregelung. Die EWG zählte damals zehn Mitglieder.

Eine ganze Generation von Milchbauern ist mit ihren Betrieben durch die Quotenregelung geprägt worden. Anfangs standen die sogenannten Härtefälle im Mittelpunkt der politischen Auseinandersetzung, danach die „Milchrente“ und in späteren Jahren die Quotenbörse. Die Milchquote hat diverse Erweiterungen der EU überstanden, jahrelang die höchsten Gerichte beschäftigt und für Unfrieden in den Dörfern gesorgt. Schon der erste deutsche Verordnungstext wurde mehr als 30-mal verändert. Von den ursprünglichen Zielen ist jedoch nur eines Wirklichkeit: Der Haushalt der Europäischen Union ist deutlich entlastet worden. Für die Milchmarkt­ordnung wird heute kaum noch Geld ausgegeben, ganz anders als in den 70er- und 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts.

Ein Geburtsfehler der Quote war, dass schon von Beginn an zu große Mengen zugeteilt wurden. Noch 1986/87 erreichten die Lagerbestände von Butter und Magermilchpulver ein Rekordniveau. Herauskaufaktionen haben allein in Deutschland rund 1,5 Mrd. € verschlungen. Ganz zu schweigen von den Unsummen, die wachstumswillige Betriebe im Laufe von 30 Jahren den „Aussteigern“ gezahlt haben – für Quotenpacht und -kauf.

Was hat uns die Quote gebracht? Seit 1984 haben trotz Kontingentierung etwa drei Viertel der Milchviehbetriebe in Deutschland die Kühe abgeschafft. Dabei hat sich die Produktion zu einem guten Teil vom Süden in den Norden der Republik verlagert. Von aktiver Preispolitik konnte niemals die Rede sein. Die Quotenregelung hat weder die Phasen mit richtig guten Milchpreisen (1988/89; 2007/08; 2013/14) verursacht noch hat sie Preismiseren wie 2009/10 verhindert. Den Milchbauern hat die Quotenregelung vor allem Bürokratie und Ärger beschert. Gut, dass sie jetzt verschwindet.

Jetzt müssen die Betriebe mit den Schwankungen des Weltmilchmarktes zurechtkommen, die manchmal unvorhersehbar und oft dramatisch sind. Aber das mussten sie vorher auch schon. Denn die Quote hat Marktturbulenzen kaum mehr als nur ansatzweise abgemildert.