Videos mit der Drohne ernten

Der 16-jährige Ingo Krümpel sitzt nicht nur gerne selbst auf dem Schlepper, sondern er filmt auch die Landmaschinen bei der Arbeit. Mit der Drohne gelingen ihm dabei Aufnahmen aus einer ungewohnten Perspektive.



Videos von Landtechnik im Einsatz – egal ob vom Grasmähen, Güllefahren oder Maishäckseln – sind der Renner auf der Video-Plattform Youtube. Das Wochenblatt hat Ingo Krümpel, einem jungen Hobbyfilmer aus Lette im Kreis Coesfeld, über die Schulter geschaut. Der 16-Jährige macht seit knapp einem Jahr Videos von Schleppern, Dreschern und Häckslern in Aktion. Vor allem mit der Drohne gelingen ihm Aufnahmen, die das normale Auge sonst nicht sieht.

Drohne und Actionkamera

Ingos Drohne ist ein kleines technisches Meisterwerk. Mit ihren vier Rotoren erhebt sie sich in die Lüfte. Von dort macht die Dji Phantom 3 advanced mit ihrer kleinen Kamera gestochen scharfe Videos. Die Kamera lässt sich in einem Winkel von 90° neigen. Ingo dirigiert per Fernsteuerung sein kleines Flugobjekt. Dabei sieht er auf einem Tablet, was der Quadrocopter gerade aufzeichnet. Per USB-Kabel ist die Fernsteuerung mit dem Tablet verbunden.

Das Tablet gehört nicht zur Ausstattung der Drohne. Ingos musste es sich extra kaufen. An die Fernsteuerung kann er anstatt des Tablets auch sein Smartphone anschließen.

Mit zwei Hebeln steuert er das Flugobjekt: Einer lässt die Drohne in die Höhe steigen. Der andere lässt sie vor und zurück fliegen. Ohne Tablet kostet das Fluggerät knapp über 1000 €. Natürlich gibt es auch billigere Varianten, die aber Abzüge in der Qualität und Ausstattung haben.

Ob Geburtstag oder Weihnachten – sämtliche Geldgeschenke der vergangenen Monate sind in Ingos Hobby geflossen. Außerdem verdient er sich auf dem Milchviehbetrieb eines Bekannten etwas dazu. Dort hilft er in den Ferien und nach der Schule beim Melken und Füttern der 150 Kühe.

Auch eine Spiegelreflexkamera und eine Actionkamera gehören zu Ingos Equipment. Die Actionkamera lässt sich per Magnet an die Landmaschinen heften. Von dort macht sie Nahaufnahmen vom Mähwerk, aus dem Korntank oder von anderen Stellen, an die das Auge sonst nicht gelangt.

Das macht den Reiz der Landtechnik-Videos aus: Das Zusammenspiel von Luftaufnahmen und Details. „Die Aufnahmen wirken ganz anders, als einfach nur beim Vorbeifahren gefilmt“, meint Christoph König vom gleichnamigen Lohnunternehmen in Lette. Meist gehören die Landmaschinen in Ingos Videos dem Lohnunternehmer.

Inspiration auf Youtube

Ingo lässt sich meist über andere Videos auf Youtube inspirieren. Voller Ideen schnappt er sich dann den Koffer mit Drohne und Actionkamera. Vor dem Dreh muss er aber um Einverständnis fragen. Nicht nur die gefilmten Fahrer müssen einwilligen, sondern auch die Besitzer der Flächen, über die seine Drohne schwebt und filmt.

Wichtig ist auch, die Akkus für die Drohne zu checken. Ein Akku speichert ungefähr für 15 Minuten Energie. Ingos Aufnahmen dauern aber meist zwischen einer halben und einer ganzen Stunde. „Ich nehme gleich ein paar Ersatzakkus mit auf den Acker“, sagt der Schüler.

Die Drohne kann bis zu 500 m hoch und in einem 1,5-km-Radius um den Steuermann am Boden fliegen. Legal ist aber nur der Flug bis in Sichtweite. Bevor die Drohne abhebt, muss der „Pilot“ noch schauen, wo in der Nähe Strommasten und Kabel sowie Bäume sind. „Einmal bin ich mit der Drohne in einen Baum gekracht. Ein Nachbar konnte sie mit dem Teleskoplader unbeschädigt wieder rausholen“, erzählt Ingo von seinem bisher einzigen größeren Missgeschick.

Die Drohne muss mit einer extra Modellflug-Versicherung versichert sein. Sie deckt Schäden bis zu 5 Mio. € ab und kostet zwischen 80 und 300 € im Jahr. Die normale Haftpflicht übernimmt keine Schäden, die durch die Drohne entstehen. Das Fliegen über größere Menschenmassen und dicht bebautem Gebiet sollte man ohnehin vermeiden.

Hauptarbeit am Computer

Die Aufnahmen mit der Drohne schaut Ingo sich sofort an. Falls ihm das Video nicht gefällt, kann er Szenen nachdrehen. Der Hauptteil der Arbeit beginnt zu Hause am Computer. Nun heißt es, aus knapp einer Stunde Filmmaterial einen Drei- bis Vierminüter zu schneiden. Das kann schon mal mehrere Stunden in Anspruch nehmen.

Das Video unterlegt er mit Musik. Diese muss lizenzfrei sein. „Dafür gibt es im Internet Seiten. Einfach mal googeln“, rät der Hobby-Filmer. Damit seine Videos später nicht von anderen Personen ohne Verweis im Internet verbreitet werden, empfiehlt es sich, ihnen ein Copyright zu geben. Bei Ingos Aufnahmen erscheint unten eine Silhouette seines Heimatortes Lette. Denn seine Facebook-Seite und sein Youtube-Kanal heißen „Landwirtschaft in Lette“. Schaut mal vorbei und lasst einen Daumen da. Patrick Otte