Profi für Pflanzen und Steine

In der Ausbildung zur Landschaftsgärtnerin lernt Leonie Stratmann Gartenanlagen zu gestalten. Das ist mehr als Blumen pflanzen und Unkraut jähten.

Leonie Stratmann schlägt einen Eisenpin in die Erde. An ihm knotet sie die Richtschnur fest. Mit der Wasserwaage kontrolliert sie, ob die Schnur in Waage ist. Erst wenn alles angeschnürrt ist – so nennen die Gärtner das Ausmessen – kann sie mit der eigentlichen Arbeit beginnen. Gemeinsam mit ihrem Ausbilder Martin Sträter setzt sie die Stufen für eine Gartentreppe.

Gartenbau ist Maßarbeit: Zunächst messen und ausrichten. Dann den ersten Stein setzten. Diese Grundregel hat Leonie schon in der ersten Woche ihrer Ausbildung zur Landschaftsgärtnerin verinnerlicht. Mittlerweile ist sie im zweiten Lehrjahr und gestaltet gemeinsam mit ihren Kollegen von der Firma Schauerte und Schmidt aus Schmallenberg-Kirchrarbach Gärten und Grünanlagen.

Geplantes Studium

Eigentlich möchte Leonie Landschaftsarchitektur studieren. Doch vor dem Studium wollte sie Praxisluft schnuppern. Deswegen begann die 19-Jährige nach dem Abi­tur eine Lehre zur Landschaftsgärtnerin.

In zwei Bereichen sind die Kolonnen des Gartenbaubetriebes aus dem Sauerland im Einsatz. Ein Teil kümmert sich um die Pflanzen, während der andere die Bauarbeiten übernimmt. Leonie ist überwiegend mit dem Bautrupp unterwegs. „Das ist eher ungewöhnlich für eine junge Frau. Sie arbeiten sonst lieber bei den Pflanz-Kolonnen“, sagt Gärtnermeister Martin Sträter.

Der Bautrupp räumt anfangs die Überreste des alten Gartens beiseite. Dafür kommen Bagger, Spitzhacken und Spaten zum Einsatz. Dann wird alles nach Plan vermessen. „Am Anfang der Lehre musste ich viele Hilfsarbeiten erledigen. Doch im Laufe der Ausbildung darf ich immer selbstständiger arbeiten.“

Landschaftsgärtner/-in

Voraussetzung: Rechtlich ist keine bestimmte Schulbildung vorgeschrieben. Die gärtnerischen Ausbildungsbetriebe stellen überwiegend Auszubildende mit Hauptschul- oder mittlerem Bildungsabschluss ein.
Entlohnung:
1. Ausbildungsjahr 740 bis 800 €; 2. Jahr 840 bis 900 €; 3. Ausbildungsjahr 930 bis 1000 € (brutto)
Fortbildungsmöglichkeit:
Nach einem Jahr im Beruf können Landschaftsgärtner eine Weiterbildung zum Techniker machen oder mit zweijähriger Berufserfahrung zum Meister. Außerdem gibt es die Möglichkeit, mit dem Meisterbrief oder dem Abitur zum Beispiel Landschaftsarchitektur zu studieren.
www.landschaftsgaertner.com

Leonie und ihre Kollegen bauen Mauern, Terrassen und Treppen in Hausgärten, Parkanlagen und dem Grün öffentlicher Einrichtungen. „Einmal haben wir sogar eine komplette Saunalandschaft errichtet“, erinnert sie sich. Und es wird viel gepflastert. Dann steht Leonie am Schneidtisch und passt die Steine an. Eine Arbeit, die vor allem eins ist: laut und nass. Doch davon lässt sie sich nicht abschrecken. Ebenso gehört schweres Gerät wie Stampfer, Rüttelplatte und Motorflex dazu.


Auf die Frage, wie es ist, fast nur mit Männern zu arbeiten, sagt sie mit einem Lächeln: „Unkompliziert. Bestimmt einfacher als mit fünf Frauen in einem Großraumbüro.“ Hilfe nimmt sie an, aber es braucht sie keiner mit Samthandschuhen anfassen. „Leonie weiß sich durchzusetzen, auch auf großen Baustellen“, sagt ihr Ausbilder.

Pflanzen und Pflege

Die junge Frau arbeitet auch mit den Kollegen, die sich um das Pflanzen und die Pflege der Grünanlagen kümmern. Steht ein neuer Auftrag an, wird das Beet erst zum Pflanzen vorbereitet und, wenn nötig, noch mit Mutterboden aufgefüllt. Dann wird gepflanzt: Den Anfang machen Gehölze, dann kommen Stauden und Bodendecker und zuletzt füllen Leonie und ihre Kollegen alles mit Rindenmulch auf. Doch mit dem Pflanzen ist der Auftrag meist nicht beendet. In regelmäßigen Abständen kommen sie zurück und kümmern sich um die Anlage. Sie jäten Unkraut, mähen Rasen und schneiden Hecken. „Manchmal bin ich abends ziemlich erschöpft. Eine gewisse körperlich Belastbarkeit braucht man schon“, gesteht sie.

Das Anpacken im Blut

Das Anpacken gehörte für Leonie schon immer dazu. Aufgewachsen ist die 19-Jährige auf einem Hof in Meschede-Mosebolle. Ihre Eltern bewirtschaften dort 51 ha im Nebenerwerb und halten 40 Rinder und 13 Pferde in Pension. Von klein auf fährt sie Trecker und hilft beim Füttern. „Ich bin halt gerne draußen aktiv.“

Im Ort hat sich ihre Ausbildung herumgesprochen. Nachbarn bitten sie um Tipps für den Garten und fragen, wie sich kranke Pflanzen behandeln lassen. Dann hilft sie gerne weiter. Denn in der Berufsschule lernt sie viel über die Pflege und Gesundheit von Pflanzen. Neben dem wöchentlichen Schulbesuch hat sie im Januar vier Wochen Unterricht im Block. Dann ruht die Arbeit auf den Baustellen. Zusätzlich hat sie überbetriebliche Lehrgänge. Dort lernt sie, wie sie die Kettensäge führt und mit Natursteinen baut.

Zur Abschlussprüfung zählen ein praktischer Teil, in dem Leonie etwas nachbauen muss, sowie eine schriftliche und mündliche Prüfung. Hinzukommt eine Bestimmungsübung: Von über 200 Pflanzen muss sie 50 mit botanischem Namen und Eigenschaften bestimmen. Doch bis dahin ist noch Zeit. Die Abschlussprüfung wartet erst im Winter auf sie. pat