"Wir sind sauer auf Misereor"

Landjugendliche im Emsland haben sich vom diesjährigen Fastenmarsch zugunsten des katholischen Hilfswerks "Misereor" abgemeldet. Das Wochenblatt hat sich erkundigt und den Grund erfahren: "Wir haben es satt…"

Landjugendliche im Emsland haben sich vom diesjährigen Fastenmarsch zugunsten des katholischen Hilfswerks "Misereor" abgemeldet. Das Wochenblatt hat sich erkundigt und den Grund erfahren: Die Beteiligung von Misereor an der Demonstration "Wir haben es satt" im Januar in Berlin.

Wochenblatt: Herr Thien, seit über 30 Jahren spendet die Landjugend beim Fastenmarsch im Altkreis Aschendorf-Hümmling im Emsland an Misereor. Warum möchte die Ortsgruppe Neulangen diesmal nicht mitmachen?
Thien: Ein paar unserer Mitglieder haben bei Facebook gesehen, dass Misereor bei der Demonstration „Wir haben es satt!“ auf der Grünen Woche teilgenommen hat. Gemeinsam mit Organisationen wie Animal Peace, die den Unfalltod eines Bullenhalters im Internet feiern. Ich finde, dass geht als kirchliche Organisation nicht. Damit wenden sie sich gegen die moderne Landwirtschaft.

Wochenblatt: Was passiert denn eigentlich beim Fastenmarsch?
Thien: Die Landjugend im Altkreis Aschendorf-Hümmling veranstaltet am Sonntag, 8. März, den Fastenmarsch. In mehreren Dörfern bauen die Ortsgruppen der Landjugend Stände mit Getränken und Essen auf. Teilnehmer spenden pro Kilometer, den sie gelaufen sind. Das Geld wird vom Jugendbüro in Aschendorf-Papenburg gesammelt und an Misereor weitergeleitet. Die Spende geht in diesem Jahr an die Philippinen.

Wochenblatt: Kürzlich hat ihre Ortsgruppe zu einem Diskussionsabend mit Vertretern aus der Landwirtschaft und Misereor geladen. Was sagten die Vertreter von Misereor zu den Anschuldigungen?
Thien: Die Veranstaltung im Saal Knevel in Niederlangen-Siedlung war mit 150 Teilnehmern gut besucht. Es kamen Landwirte, Mitglieder landwirtschaftlicher Organisationen und andere Bürger. Die anwesenden Vertreter von Misereor meinten, bei einer so großen Demonstration wie auf der Grünen Woche in Berlin könnte man nicht überblicken, welche Gruppen mitgehen. Ich meine aber, dass das eine Organisation wie Misereor berücksichtigen sollte. An dem Abend haben sie uns mit ihren Aussagen nicht überzeugt.

Wochenblatt: Was für Anforderungen stellt Misereor denn an die Landwirtschaft?
Thien: Mit ihren Forderungen bleibt Misereor vage. Sie wollen zum Beispiel keine grüne Gentechnik. Auch wenden sie sich gegen den Antibiotikamissbrauch. Dagegen sind wir Landwirte auch. Aber ganz ohne Antibiotika geht es in der modernen Tierhaltung nicht.

Wochenblatt: Wie haben Sie den Entschluss gefasst?
Thien: Wir haben es erst im Vorstand besprochen. Dann haben wir es unseren 50 Mitgliedern vorgeschlagen. Knapp 40 haben sich dafür ausgesprochen. Mehr als die Hälfte unserer Mitglieder stammt vom Hof oder sind selbst Landwirte. Aber auch Mitglieder, die keinen direkten Bezug zur Landwirtschaft haben, unterstützen die Entscheidung.

Wochenblatt: Wie hat Misereor auf Ihren Entschluss reagiert?
Thien: Deren Vertreter haben gesagt, dass sie es schade finden. Aber richtig reagiert haben sie nicht. Neun weitere Ortsgruppen der Landjugend haben sich dem Boykott angeschlossen.

Wochenblatt: Was sagt der KLJB-Diözesanvorstand zu dem Boykott?
Thien: Sie bedauern, dass wir nicht mitmachen. Sie können es aber verstehen und finden unsere Entscheidung mutig. Der Diözesenvorstand steht weiter hinter jeder Ortsgruppe, egal ob sie mitmacht oder nicht.

Wochenblatt: Plant ihre Ortsgruppe einen andere Aktion zum Fastenmarsch?
Thien: Mit unserem Boykott geht es nicht darum, dass wir nicht spenden wollen. Wir haben immer gespendet. Dieses Jahr veranstalten wir einen eigenen Fastenlauf. Das gesammelte Geld übergeben wir der Organisation „Helping hands“ in Aschendorf. Sie sammelt Möbel, Kleidung und Geld für eine Partnerorganisation in Rumänien. Patrick Otte