„Wie weit können wir gehen?“

Die Offensive Nachhaltigkeit wird unter Landwirten heftig diskutiert. Auch Bäuerinnen sind betroffen. Sie haben offene Fragen und Sorgen.

Vordergründig führen die Landwirte im Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband (WLV) die Diskussionen um die Offensive Nachhaltigkeit. Doch wenn es um die Familien und ihre Betriebe geht, sind die Bäuerinnen genauso betroffen.

Workshops des Westfälisch-Lippischen Landfrauenverbandes (WLLV) boten Bäuerinnen Infos und eine Diskussionsplattform. Als Ansprechpartnerinnen waren bei einem Workshop in Senden, Kreis Coesfeld, WLLV-Präsidentin Regina Selhorst und Verena Kämmerling, WLV-Referentin, dabei. Die beiden Frauen sind Mitglieder der sogenannten Fokusgruppe im WLV, die intensiv an den Leitlinien zum Projekt mitgearbeitet hat.

„Offensive Nachhaltigkeit“

Mit dem großen Projekt beweist der WLV Mut zum Wandel . „Wir müssen uns verändern, weil wir aktuell die Akzeptanz in Teilen der Gesellschaft für unsere moderne Landwirtschaft verloren haben, und dadurch die Existenz vieler Betriebe gefährdet ist“, zitierte Verena Kämmerling aus dem Papier zum Projekt.

Bis zum Jahr 2030 wollen die Landwirte „eine Situation erreichen, in der die große Mehrheit der Gesellschaft wieder zur landwirtschaftlichen Praxis auf den Höfen in Westfalen-Lippe steht“. Dazu sollen sie Leitprojekte für die Handlungsfelder Rind, Schwein, Ackerbau und Umwelt sowie Soziales umsetzen.

Fragen, Sorgen und Bedenken

„Können wir das leisten? Wie weit können wir gehen?“ – Plötzlich standen Sorgen und Ängste im Raum. Dagegen helfen offene und ehrliche Gespräche und so ging es für die Bäuerinnen in den arbeitsintensiven Teil des Abends. In Kleingruppen erörterten sie die Vorhaben der Offensive.

  • Ist der Ringelschwanz umsetzbar? Hier kamen die Schweinemästerinnen zu dem Ergebnis, dass sie Unterstützung der Forschung brauchen.
  • Ist 2030 nicht zu spät, um privat und Arbeit auf den Betrieben in Einklang zu bringen? Das merkte die Arbeitsgruppe „Soziales“ an. Für sie ist es ein persönliches Ziel, Familie und Arbeit abzustimmen.
  • „Wie sollen 250 Kühe auf die Weide, wenn wir ein Problem mit dem Wolf haben?, merkte die Arbeitsgruppe Milchvieh kritisch an. Dafür wollen sie Antworten von der Politik. Außerdem gebe es gar nicht genug Flächen für all die Rinder. Das müsse dem Verbraucher klargemacht werden.
  • „Sich gegen Flächenfraß einzusetzen, ist Aufgabe der politischen Arbeit des WLV“, steht für die Gruppe „Ackerbau“ fest. Beim Punkt „Gülleausbringung“ stellten sie sich geschlossen gegen „schwarze Schafe“: „Wenn jemand samstags um 24 Uhr Gülle fährt, gehört ihm die Meinung gesagt. Das geht nicht.“

Wie geht es weiter?

Die Ergebnisse aus den Workshops und den anderen Veranstaltungen werden in den Kreis- und Ortsverbänden im WLV-Vorstand zusammengetragen und in das Arbeitspapier eingearbeitet. Diese Vorlage wird der Landesverbandsausschuss im Mai diskutieren und darüber abstimmen, ob etwas geändert werden soll. rk