Vegan und gesund geht nicht

Viele Menschen ernähren sich heute vegetarisch oder sogar vegan. Eine vegane Kostform ist aber nicht zu empfehlen, schon gar nicht für Kinder.

Bereits seit 1994 gibt es jedes Jahr einen Weltvegantag. Veganer nehmen diesen Tag zum Anlass, auf ihre Lebensweise aufmerksam zu machen und Gleichgesinnte zu finden. Doch was heißt eigentlich vegan?

Ebenso wie Vegetarier meiden Veganer Fleisch und Fisch. Zusätzlich verzichten sie aber auch auf alle anderen tierischen Lebensmittel wie Milch, Eier und Honig. Einige Veganer lehnen darüber hinaus aus ethischen Gründen auch andere tierische Produkte ab wie Kleidung aus Wolle, Leder oder Seide.

Doch was bedeutet es für den menschlichen Körper, ohne tierische Lebenmittel auskommen zu müssen? Und wie kommen insbesondere Kinder mit einer veganen Ernährungsweise zurecht? Darüber gibt Prof. Dr. Mathilde Kersting vom Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) in Dortmund Auskunft.

Wochenblatt: Sich vegetarisch oder sogar vegan zu ernähren, wird modern und mit der Ausrufung eines „Weltvegantages“ zusätzlich propagiert. Was halten Sie davon gerade in Bezug auf die Kinderernährung?

Kersting: Für Kinder ist vegane Ernährung keinesfalls geeignet. Weil die Menschen aus ethischen oder religiösen Motiven verzichten, leben sie diese Haltung sehr konsequent und übertragen sie auf ihre Kinder. Das ist ein Problem, weil die Ansprüche der Kinder erheblich anders sind als die von Erwachsenen. Das Risiko für Defizite an bestimmten Nährstoffen ist größer. Auch wenn Veganer meist sehr gesundheitsbewusst sind: Es ist ein Widerspruch in sich, dass man Kinder vegan und gesund ernähren kann.

Wochenblatt: Was heißt das? Wer kann dann eine vegane Ernährung vertragen?

Kersting: Vegane Ernährung ohne eine Nährstoffergänzung ist für niemanden geeignet. Man muss vor allem Vitamin B 12 ergänzen, was in pflanzlichen Lebensmitteln überhaupt nicht vorkommt. Wenn Erwachsene sich auf eine vegane Ernährung umstellen, profitieren sie in der Regel von ihrem Vitamin B 12-Speicher, der mehrere Jahre halten kann.

Wenn aber Kinder von Müttern geboren werden, die sich vegan ernähren und das möglicherweise schon lange tun, kommen sie – wenn das Vitamin nicht als Nahrungsergänzung zugeführt wird –praktisch ohne nennenswerte Vitamin B 12-Reserven zur Welt. Auch die Muttermilch ist dann arm an Vitamin B 12. Der Mangel ist also vorprogrammiert.

Wochenblatt: Welche Vorgehensweise empfehlen Sie?

Kersting: Nach wie vor ist das Beste für Kinder eine optimierte Mischkost mit einem mäßigen Anteil Fleisch. Eine vegetarische Ernährung ist möglich, aber nicht optimal. Eine vegane Ernährung von Kindern geht nicht: Je jünger, desto riskanter.

Eltern, die eine vegane Lebensweise befürworten, sollten sich beim Kinderarzt, bei einer Diätassistentin oder in einer Ernährungsberatung kundig machen. Meist werden Defizite nämlich erst erkannt, wenn Kinder mit Auffälligkeiten in die Klinik kommen.

Die Familien schotten sich leider oft ab, bewegen sich in ihrem eigenen Dunstkreis und bestätigen sich gegenseitig, dass sie alles richtig machen. Nach Möglichkeit sollten Familien mindestens eine vegetarische Ernährung der Kinder akzeptieren. Luise Richard

Das ausführliche Interview lesen Sie in Wochenblatt-Folge 4/2012 auf den Gesundheitsseiten.


Mehr zu dem Thema