Puten: Umweltschützer beklagen Haltungsbedingungen in NRW

Schwere Vorwürfe erhebt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zur Putenhaltung in Nordrhein-Westfalen. Nahezu alle Puten in Nordrhein-Westfalen würden konventionell in Intensivmast gehalten, die Konzentration schreite weiter voran – und das bedeute laut BUND hohe Besatzdichten, das Fehlen einer Gelegenheit zum Auslauf und das Kürzen der Oberschnäbel der Putenküken.

Das kennzeichne eine Tierhaltung, die „höchst tierschutzwidrig“ sei, so der Verband. Die Haltungsbedingungen in Verbindung mit der Auswahl schnellwachsender Rassen mit extrem hohem Brustmuskelanteil verursache unter anderem eine Häufung schmerzhafter Skelett- und Gelenkkrankheiten sowie veränderte Verhaltensweisen wie das Picken von Artgenossen und Kannibalismus.

"Teilweise rechtsfehlerhaft"

Als „vielfach fragwürdig und teilweise rechtsfehlerhaft“ bezeichnet der BUND-Landesverband Nordrhein-Westfalen die Überwachung des Tierschutzes in der Putenmast durch die zuständigen Kreise. Es fehle den Behörden zugleich an justiziablen Regelungen, wie sie für andere Tiere wie Legehennen oder Schweine gegeben seien. Mit standardmäßig erteilten Ausnahmegenehmigungen zum Schnabelkürzen werde Tierschutzrecht systematisch umgangen, beklagte der Verband. Die Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Durchführung des Tierschutzgesetzes laufe bezüglich des Schnabelkürzens ins Leere und sei untauglich, Tierschutz sicherzustellen.

Der BUND-Landesverband hat für seinen Puten-Bericht nach eigenen Angaben zwölf Landkreise abgefragt, in denen es 2013 insgesamt 122 Putenmastbetriebe mit zusammen 1,84 Millionen Mastplätzen gab. Die Bestandsgrößen lägen zwischen einigen Tausend bis zu 38 500.

Friedrich Ostendorff legt nach

Die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen hat ihre Forderung nach verbindlichen Mindeststandards für die Haltung von Puten bekräftigt. Unter Hinweis auf den BUND-Bericht betonte Friedrich Ostendorff, die Zeit für eine Haltungsverordnung für Puten sei "überreif". Die Bundesregierung dürfe sich nicht hinter unzureichenden freiwilligen Verpflichtungen der Geflügelindustrie verstecken. Wenn die Tiere genetisch ein so enormes Muskelwachstum generierten, dass sie im letzten Drittel der Mast ihr Gewicht nicht mehr tragen könnten, dann erfülle diese Zuchtlinie den "Tatbestand der Qualzucht". Ostendorff sprach von zahlreichen Missständen in der Putenmast, die endlich angegangen werden müssten. AgE