Mutig werden mit Til Tiger

Schüchterne und ängstliche Kinder haben es im Alltag schwer. Mit einem Trainingsprogramm rund um den Tiger Til können Kinder im Kreis Steinfurt lernen, mutiger zu werden.

Allein beim Bäcker Brötchen kaufen – das ist für die fünfjährige Katharina aus Altenberge im Kreis Steinfurt nicht mehr schwer. Dass sie das jetzt schafft, dabei hat ihr der kleine Tiger Til geholfen. Die Handpuppe ist die Hauptfigur in dem Trainingsprogramm „Mutig werden mit Til Tiger“ für sozial unsichere und ängstliche Kinder.

Seit knapp drei Jahren bietet die Beratungsstelle der Diakonie in Steinfurt den Kurs kostenfrei im Rahmen ihrer Erziehungsberatung an.

Auch der Tiger hat Angst

Der kleine Til Tiger ist sehr schüchtern und ängstlich. Zusammen mit den Kindern im Kurs möchte er lernen, mutiger zu werden. Im Verlauf des Kurses traut sich der Tiger immer mehr zu, und aus ihm wird ein „starker“ Tiger. „Das Til-Tiger-Training unterstützt ängstliche und schüchterne Kinder darin, mehr Selbstbewusstsein aufzubauen“, erklärt Kursleiterin Annette Robert. Zurückhaltende Kinder weichen bestimmten Situationen aus und verstecken sich hinter Erwachsenen. „Sie sollen lernen, ein solches Vermeidungsverhalten abzubauen und in kleinen Schritten neue Handlungsstrategien zu erarbeiten“, betont die Sozialpädagogin. Im Kurs üben die Kinder, andere beim Sprechen anzusehen und laut und deutlich zu reden. Sie trainieren, andere Kinder anzusprechen, sich alleine zu verabreden, Nein zu sagen, sich gegen Hänseleien zu wehren und berechtigte Forderungen zu stellen, etwa wenn jemand ihnen etwas wegnimmt. Außerdem üben sie, vor der Gruppe etwas zu erzählen oder vorzumachen.

Evaluiertes Programm

„Beim Til-Tiger-Kurs handelt es sich um ein evaluiertes Programm, das auf aktuellen Forschungsergebnissen basiert“, schildert Annette Robert. Zunächst befasst sie sich in zwei Einzelsitzungen mit jedem Kind. Dann folgen im wöchentlichen Abstand acht Gruppenstunden in einer festen Gruppe aus vier bis maximal sechs Kindern. In einem Abschlussgespräch bespricht die Therapeutin mit den Eltern, wie sich das Kind verändert hat und wie die Eltern es durch ihr Erziehungsverhalten fördern können. Dabei kommt auch zur Sprache, wenn eine behandlungsbedürftige Angststörung deutlich geworden ist.

Wochenaufgabe motiviert

Die Aufgaben im Kurs sind eine große Herausforderung für viele der Teilnehmer. Eine gute Motivation ist die sogenannte Wanderkarte mit der Wochenaufgabe, die am Ende jeder Stunde verteilt wird. Darauf ist ein Berg zu erkennen, auf dem sich ein Weg entlangschlängelt. Am Wegesrand stehen sieben Tiger. Denn: „Mutig werden ist wie einen Berg zu erklimmen“, meint der kleine Til Tiger. Jedes Mal, wenn das Kind sich im Alltag etwas getraut hat, darf es einen der Tiger ausmalen.

„Sehr wichtig für den Erfolg des Kurses ist die Elternarbeit“, betont die Kursleiterin. Die Eltern müssen das Kind dabei unterstützen, das eingeübte Verhalten im Alltag auszuprobieren. Jeden Tag sollten sie mit dem Kind überlegen, was es sich getraut hat.

Das Angebot der Diakonie in Steinfurt können Familien aus bestimmten Orten im Kreis Steinfurt wahrnehmen. Weitere Infos finden sich unter www.dw-st.de, Tel. (0 25 51) 13 14. Eine Liste bundesweiter Kursanbieter gibt es unter www.til-tiger-training.de. Birgit Geuker

Den ausführlichen Bericht lesen Sie im Wochenblatt Folge 34 auf der Seite 99.