Mit und von den Tieren leben

„Können Tierhalter heute noch eine Beziehung zu ihren Tieren aufbauen?“ Dieser und anderen Fragen geht Ulrike Siegel in ihrem neuen Buch nach. Vergangene Woche stellte sie es bei Landfrauen im Kreis Gütersloh vor.

Ulrike Siegel hat schon zahlreiche Bücher herausgegeben, in denen Bäuerinnen und Bauern ihre Lebensgeschichte erzählen. Zu ihren bekanntesten Titeln zählen Bücher wie „Wenn Bauerntöchter erzählen“, „Und dann habe ich den Hof verlassen“ sowie „Wolltest du Bäuerin werden?“. Doch nie war es für die 53-Jährige so schwierig, Autoren für ein Buch zu gewinnen, wie bei ihrem neuesten Titel „Der Bauer und das liebe Vieh“.

Für das zehnte Buch ihrer Reihe hat sich Ulrike Siegel auf die Suche nach Menschen begeben, „die nicht nur mit, sondern auch von Tieren leben“, wie sie erzählt. Ihr ging es beispielsweise um die Frage: Können Tierhalter heute noch eine Beziehung zu ihren Tieren aufbauen? – Ein Thema, das derzeit die Gemüter vieler Landwirte und Nichtlandwirte bewegt und auch in den Medien und der Politik heiß diskutiert wird. Das wird der Herausgeberin auch durch ihre Arbeit als Vorsitzende des evangelischen Bauernwerks Württemberg immer wieder bewusst.

Selbst Meinung bilden

Mit ihrem Buch möchte sie das Thema gerade nicht „hochpolitisch aufhängen“, wie sie sagt. Auch möchte sie mit ihrem Buch keinen bestimmten Standpunkt beziehen. Vielmehr geht es ihr darum, Nutztierhalter mit ihrer Sicht auf dieses Thema zu Wort kommen zu lassen. „Der Leser soll sich selbst eine Meinung bilden“, beschreibt sie ihren Ansatz.

„In diesem Buch wollte ich nicht nur die kleinen Kuschelbetriebe, sondern auch Nutztierhalter der ganz großen Betriebe zu Wort kommen lassen. Leider ist mir das nicht ganz gelungen“, räumt Ulrike Siegel ein. Gerne hätte sie den Beitrag eines Landwirts mit mehr als 1000 Milchkühen oder eines Putenmästers in ihr Buch aufgenommen. Doch so jemanden zu finden, der bereit gewesen wäre, einen Beitrag zu schreiben, stellte sich als schwierig heraus. „Einige Autoren haben mir zu- und dann doch wieder abgesagt“, berichtete Ulrike Siegel. Sie hatten Angst, dass ihr Beitrag Auslöser dafür sein könnte, dass in ihren Ställen unerlaubte Filmaufnahmen gemacht und veröffentlicht werden würden.

Große Bandbreite

So sehr sie den Rückzug so manches Berufskollegen auch bedauert, die Bedenken kann sie durchaus verstehen. Umso größer ist ihr Res­pekt vor allen Autoren, die es gewagt haben,
offen und ehrlich – und das fast ausschließlich mit vollem Namen – von ihrer
Arbeit mit den Tieren zu berichten.

Auch wenn Vertreter der ganz großen Betriebe in ihrem Buch fehlen – Ulrike Siegel ist dennoch zufrieden mit der Bandbreite, die die Beiträge abdecken. Enthalten sind unter anderem Texte von Schweinemästern, Milchvieh- und Rinderhaltern, einer Straußenfarmerin, eines Putenzüchters und zweier Schäfer. Sowohl Biohöfe als auch konventionelle Betriebe sind mit von der Partie.

Einstellung unterschiedlich

Die persönliche Einstellung zur Arbeit mit den Tieren, die die Autoren beschreiben, ist dabei sehr unterschiedlich. So schreibt eine Milchviehbäuerin aus Baden-Württemberg über den Tag, an dem einer ihrer Ochsen zum Schlachthof gebracht wurde: „Es fiel mir nicht schwer, ihn auf diesen letzten Weg zu locken. Ich nahm ihm die Angst. Da ich glaube, dass auch Tiere eine Seele haben, weiß ich, dass der Schlachthof nicht das Ende ist – sozusagen: Das Beste kommt noch.“

In dem Text, mit dem eine Herdenmanagerin aus Hessen ihre Arbeit mit Milchkühen beschreibt, klingt dagegen eher die wirtschaftliche Sichtweise durch: „Wir haben Ställe nach neuesten Anforderungen, verfügen über das entsprechende Wissen und trotzdem passieren immer wieder
Dinge, die ungeplant auftreten und letztendlich erfolgsmindernd, demotivierend wirken und den Stressfaktor erhöhen.“

Lesungen bei Landfrauen

Erstmals vorgestellt hat Ulrike Siegel ihren neuen Titel in der vergangenen Woche bei zwei Lesungen im Kreis Gütersloh: am Montagabend bei den Landfrauen Brockhagen-Kölkebeck sowie am Dienstagabend bei den Landfrauen Rheda. Das Interesse an dem Thema war groß. Die Veranstaltung auf der Deele des Hofes von Familie Langreck in Rheda war beispielsweise mit 70 Besuchern komplett ausverkauft. Organisiert hatten den Abend die beiden Vorstandsmitglieder der Landfrauen Rheda Cornelia Langreck und Doris Seggewiss gemeinsam mit der Buchhandlung „Lesart“. Bar

Den ausführlichen Beitrag lesen Sie im Wochenblatt Folge 40 ab Seite 76.