Fraglicher Milchersatz

Kuhmilch hat längst Konkurrenz bekommen in Form von Ersatzprodukten aus Soja, Hafer oder Mandeln. Deren Verkaufszahlen steigen rasant. Davon profitieren vor allem die Hersteller.

Kuhmilch hat längst Konkurrenz bekommen in Form von Ersatzprodukten aus Soja, Hafer oder Mandeln. Deren Verkaufszahlen steigen rasant.

Doch was macht diese Getränke so beliebt? Zielgruppen sind zum einen Veganer und Menschen, die keine Laktose vertragen.

Doch auch Kunden, die Wert auf eine gesunde und nachhaltige Ernährung legen, greifen gerne zu. Der ein oder andere Käufer mag sich da allerdings täuschen. Denn die meisten Milchersatzprodukte bestehen hauptsächlich aus Wasser und Zucker. Ohne den Zusatz von Vitaminen oder Mineralstoffen wären sie – im Gegensatz zu tierischer Milch – als Nährstofflieferanten nahezu wertlos.

Viel für die Hersteller

Teuer sind die Milchersatzproduktee obendrein: Mandelmilch beispielsweise kostet zwischen 2,69 und 2,95 € pro Liter. Die Preise für Reis- und Haferdrinks liegen ähnlich hoch. Lediglich Sojagetränke sind günstiger. Das schreibt die „Süddeutsche Zeitung“ und hinterfragt die hohen Preise. Demnach zahlen die Getränkehersteller zwar für 1 kg Mandeln im Handel zurzeit gut 14 €. Doch deren Anteil in der Mandelmilch ist gering. Bei Alnatura, dem zweitgrößten Hersteller hierzulande, beträgt der Mandelanteil gerade einmal 7 %, beim Marktführer Alpro sogar nur 2 %. Die Hersteller rechtfertigen sich mit der angeblich so aufwendigen Gewinnung des Mandelextraktes. Das bezweifeln Experten zwar, können es aber nicht nachweisen. Denn für Journalisten öffnen Alpro und Alnatura ihre Hallen ungern, so die „Süddeutsche“.

Wenig für Mandelbauern

Zugleich freuen sich beide Hersteller zurzeit über ein jährliches Absatzwachstum von rund 20 %.
Bei den europäischen Mandelbauern kommt von diesem Gewinn jedoch nur wenig an. Während der Erzeugerpreis für 1 kg Mandeln vor fünf Jahren bei 6 bis 7 € lag, ist er zwischenzeitlich auf die Hälfte gesunken.

Damit lassen sich oft nicht einmal die Kosten für Ernte und das Säubern der Mandeln decken, sodass sich der Anbau und die Pflege der Plantagen kaum noch rechnet. Schuld ist hauptsächlich die Konkurrenz aus Kalifornien. Dort werden mehr Mandeln produziert als in Italien und Spanien zusammen und die Anbauflächen wachsen weiter. Zudem sind die Mengen, mit denen dort die Bauern ihre Felder bewässern, trotz Dürren und Wasserknappheit kaum reguliert.

Auf Regionalität der Zutaten wird demnach scheinbar wenig Wert gelegt bei dieser Milch, die eigentlich gar keine ist. EM


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