Er weiß Rat beim alten Rad

Ist das Schrott oder was? Dr. Adolf Kemper aus Albersloh im Kreis Warendorf schenkt alten Damen- und Herrenfahrräder ein neues Leben.

Dr. Adolf Kemper aus Albersloh im Kreis Warendorf baut gerade an einem 80 Jahre alten Damenfahrrad das Tretlager auseinander. Der 74-Jährige schenkt Drahteseln von „anno dazumal“ ein neues Leben. An alten Rädern zu basteln war schon immer sein Hobby.

In seiner Sammlung befinden sich viele verschiedene Modelle. Ein Großteil stammt aus Frankreich, wie die Peugeots und Motobecane-Rädern. „Das sind gut verarbeitete Räder“, erklärt der Fahrradliebhaber. Auch Modelle wie Bismarck und Gritzner hängenbei dem 74-Jährigen Doktor der Philosophie am Haken. „Garagenfunde von Bekannten oder meine Beute von Flohmärkten aus der Umgebung“, kommentiert er.

Eine philosophische Frage

Die vielen verschiedenen Modelle brachten den Pensionär auf eine verrückte Idee. „Ich fragte mich, warum ich ein altes Fahrrad originalgetreu aufbauen muss, wenn ich es restauriere?“
Er sinnierte über seine Frage und kam zu dem Schluss, dass es anders geht. Daraus entwickelte Adolf Kemper eine eigene Art. Er baut die alten Drahtesel nach ästhetischen Kriterien um. Die Kunst dabei ist, dass sie so aussehen, als stammten sie aus den 30er-, 40er- oder 60er- und 70er-Jahren. Denn der Tüftler bleibt dem Stil treu.

Der Prototyp fährt vor

Beim Erzählen schiebt Adolf Kemper ein Gritzner-Rad aus der Werkstatt. So gesehen ist es ganz klar ein Vertreter der 30er-Jahre. Das stimmt aber nicht. Denn nur der Rahmen stammt aus der Zeit. „Alles andere ist neu“, verrät der Fahrradkenner über seinen selbst entworfenen Prototyp. Der Clou ist der Lenker. „Typisch war damals die nach unten geschwungene Form“, beschreibt er.

Doch was tun, wenn der alte hinüber ist? Anstatt lange nach dem Original zu suchen, baute Adolf Kemper den Lenker eines Hollandfahrrades an das alte Rad. „Ich habe ihn nur umgedreht. Optisch kommt dasselbe dabei heraus“, sagt er lachend. Auch bei dem jetzigen Projekt weiß der Fahrradliebhaber, wie es aussehen wird. rk

Woher hat er bloß die Ideen? Das erfahren Sie im Wochenblatt, Folge 38, Seite 77.