Wenn es Nacht wird im Park

Das Gradierwerk im Kurort Bad Rothenfelde dient zur Zeit als Kunst- und Kinoleinwand im XXL-Format.

Eine gigantische Feuerwand lodert im Dunkel gen Himmel. Das Gradierwerk im Kurpark von Bad Rothenfelde steht in hellen Flammen. Doch merkwürdig: Weit und breit ist kein Blaulicht zu sehen, keine Feuerwehr, keine Aufregung. Stattdessen schlendern Gäste gelassen durch den Kurpark, um sich die Flammenwand anzuschauen.

So ist es Abend für Abend in Bad Rothenfelde, dem Kurort am Fuß des Teutoburger Waldes. Die „Feuerwall“ zählt zu den zehn großformatigen Lichtkunstwerken, die dort zur Zeit zu sehen sind. „Lichtsicht 5 – Projektions-Biennale“ nennt sich das Schauspiel mit Licht und bewegten Bildern, das seit der Premiere 2007 alle zwei Jahre stattfindet.

Marathon der Tiere

Im Mittelpunkt stehen das Alte und das Neue Gradierwerk. Diese Bauwerke aus aufgeschichteten Schwarzdorn-Reisigholz dienten einst dazu, das Solewasser zu verrieseln und verdunsten zu lassen. Die Salzkonzentration des Wassers sollte erhöht werden, so dass am Ende das Salz leichter gewonnen werden konnte. Bis 1969 war das Rothenfelder Salzwerk in Betrieb. Seither dienen die beiden Bauwerke als Quelle salzhaltig-frischer Kurluft.

In diesem Herbst und Winter geben sie überdies eine gigantische Kinoleinland ab. Dort leuchten beispielsweise Portraits von Brad Pitt oder Prinzession Caroline von Monaco. Die Bilder dieser und anderer prominenter Personen wirken starr, beginnen aber plötzlich lebendig zu werden. Beindruckend ist auch ein filmischer „Marathon der Tiere“, der aus bewegten Röntgenbilder besteht. Dieser Film „soll zum Nachdenken über aussterbende Spezies, den Menschen eingeschlossen, anregen“, heißt es in den Erläuterungen zum Programm.

Dieser Brand kann löschen

Ein Tänzer aus Wassertropfen, Schattenspiele mit zwei Sonnen, Radarbilder aus dem Weltraum und eine Klang-Laser-Installation, die Besucher über das Handy mitgestalten können, zählen zu den weiteren Video-Installationen.

Auch der eingangs genannte Großbrand entpuppt sich als eine Art Mitmach-Aktion –und als ein Großbrand, der selbst löschen kann: Über eine App können Besucher ihre eigenen Handy-Fotos, die sie immer schon mal entfernen wollten, im digitalen Feuer auf der Gradierwand in Großformat verbrennen lassen. Die App des Videokünstlers löscht dabei gleichzeitig die digitalen Fotos auf dem eigenen Handy.

Tipps für Besucher

Die Projektionen der „Lichtsicht 5 – Projektions-Biennale“ sind noch bis zum 7. Februar täglich im Kurpark von Bad Rothenfelde zu sehen. Sie beginnen jeweils um 17.30 Uhr und enden sonntags bis donnerstags jeweils um 22 Uhr, freitags und samstags jeweils um 23 Uhr. Der Besuch ist kostenlos.

Regelmäßig finden Führungen für Erwachsene und speziell auch für junge Besucher statt. Vorgestellt werden die einzelnen Projektionen und ihre jeweiligen künstlerischen Ideen. Die Führungen dauern etwa 60 Minuten. Die Teilnahme kostet 5 €. Gegen eine Gebühr von 6 € können Audioguides ausgeliehen werden.


www.lichtsicht-biennale.de