Unter Tage unterm Dorf

Das obere Sauerland zählt zu den ältesten Bergbauregionen Europas. Bereits in vorchristlicher Zeit wurde dort nach Erz gegraben. Germanische und keltische Stämme schürften in Kuhlen und Gräben nach dem begehrten Eisenstein. Erze wurden meistens an Ort und Stelle verhüttet, aus dem gewonnenen Roheisen wurden Werkzeuge und Waffen geschmiedet.

Im 350-Seelen-Dorf Dreislar, am südöstlichen Rand des Sauerlandes, unweit von Medebach gelegen, ist der Bergbau erstmals 1777 beurkundet. Über die frühen Bergbauaktivitäten gibt es allerdings nur wenige Kenntnisse. Bekannt ist, dass drei Bergbaubetreiber in Dreislar wirtschaftlich scheiterten. Sie hatten Metallerze gesucht und Schwerspat gefunden – ein rosa-weißes Zeug, mit dem niemand etwas anfangen konnte. Für das Mineral, das Geologen Baryt nennen, gab es vor 1900 keine Verwendung.

2,5 Mio. t Schwerspat aus dem Sauerland

Erst als Pioniere wie Rudolf Sachtleben den Nutzen des Schwerspats für die Industrie entdeckten, ging es mit dem Bergbau in Dreislar steil bergauf. Der Rohstoffhunger war erwacht. Um 1975 arbeiteten rund 70 Bergleute im Drei-Schicht-Betrieb unter Tage. Bis zur Schließung 2008 hat die Grube Dreislar den europäischen Markt mit 2,5 Mio. t hochreinem Schwerspat versorgt.

Daran erinnert nun das Schwerspatmuseum. Hier kann der Besucher multimedial in die Welt des Schwerspats eintauchen, funkelnde Kristalle aus der Unterwelt bewundern und berühren und sich vom Glanz der Mineralien verzaubern lassen.

Was tun mit dem "Zeug"?

Zu empfehlen ist die ausführliche Audioführung, die alle Fragen beantwortet und den Besucher auf Entdeckungsreise mitnimmt. Er erfährt zum Beispiel, dass Schwerspat in der Medizin angewendet worden ist. Die Entdeckung der Röntgenstrahlen und Radioaktivität und deren Einsatz im medizinischen Bereich verlangten auch nach abschirmenden Material gegen diese Strahlung. Später kam Schwerspat als Kontrastmittel bei Röntgenuntersuchungen des Magens oder im Schwerbeton zur Abschirmung von Röntgenräumen zum Einsatz. Die Autoindustrie mischte Schwerspat zu Kunststoffen und Dämmmatten, um deren Schalldurchlässigkeit zu vermindern.

Viele Stunden ehrenamtlicher Eigenleistung sowie EU-Fördermittel stecken im Museum. 2011, im dritten Museumsjahr, kam der 10.000. Besucher. In der alten Schmiede im Museumsbereich können sich Paare das Ja-Wort geben.

Hier geht‘s lang

Das Schwerspat-Museum (Am Scheidt 2, 59964 Medebach-Dreislar) ist donnerstags, samstags und sonntags jeweils von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Eine „Heimatstube“ im oberen Stockwerk bietet Platz für 75 Personen mit reichhaltiger Speisekarte, Kaffee und Kuchen. Gruppen können andere Termine vereinbaren unter Tel. (0 29 82) 92 98 59 24.

www.schwerspatmuseum.de

Foto auf der Startseite "Land&Kultur": Tourismusbüro Sauerland