Kloster wird zum Sündenpfuhl

Das Museum für Klosterkultur in Lichtenau-Dalheim, Kreis Paderborn, zeigt eine Sonderausstellung über „Die sieben Todsünden“.

Das amtliche gelbe Ortseingangsschild von Paderborn erhielt im Sommer 2014 einen Zusatz. Nach dem Aufstieg des örtlichen Fußballclubs in die Bundesliga hatte die Stadt unter den Schriftzug „Paderborn“ in kaum kleineren Lettern hinzufügen lassen: „Bundesligastadt“.

Nun ja. Das war einmal. Zur Ehrenrettung Paderborns sei gesagt, dass das großspurige Schild schon im Sommer 2014 umstritten war. Heute steht es gut 25 km südlich im Museum für Klosterkultur des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Lichtenau-Dalheim. Zu sehen ist das Schild in der Sonderausstellung „Die 7 Todsünden“ – neben Guttenbergs Doktorarbeit, neben dem Sado-Maso-Bestseller „Fifty Shades of Grey“ und neben einem Plakat, das für einen Sportwagen als „Neid Rider“ wirbt.

Katalog menschlicher Schwächen

Was wie ein Kessel Buntes wirkt, hängt am Ende doch zusammen. Denn die genannten Ausstellungsstücke repräsentieren eine Todsünde, von denen die klassische Lehre sieben kannte: Hochmut, Habgier, Neid, Trägheit, Völlerei, Wollust und Zorn. Diesem seit frühchristlicher Zeit geltenden Lasterkatalog widmet das Klostermuseum seine diesjährige Sonderausstellung.

Auf drei Etagen und rund 600 m2 Ausstellungsfläche entfalten 300 Exponate ein Panorama menschlicher Schwächen und Unzulänglichkeiten. Die Exponate wurden bei 85 Leihgebern zusammengetragen.

Pikantes und Mahnendes

Das Klostermuseum lässt keine Pikanterie aus. Europaweit verbotene Bilder zu Casanovas Liebesabenteuern etwa stehen für die Wollust, ebenso der gläserne Phallus aus der Hinterlassenschaft einer Herforder Äbtissin, der bei archäologischen Grabungen ans Tageslicht kam.

Eindrucksvoll sind die Installationen im Kellerraum des Klosters, die heutige Werbeversprechen wie „Geiz ist geil“, „Genuss ohne Reue“ oder auch „Du darfst“ beleuchtet. Die Ausstellung habe das Ziel, „die Zuschauer zu sich selbst zu führen“, so der Museumsleiter Dr. Ingo Grabowsky.

Tipps für Besucher

Die Sonderausstellung „Die sieben Todsünden“ ist bis zum 1. November im Landesmuseum für Klosterkultur in Lichtenau-Dalheim (Kreis Paderborn) zu sehen. Das Museum ist dienstags bis sonntags sowie feiertags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet für Erwachene 9 €, ermäßigt 4,50 €, für Kinder und Jugendliche 3 €, für Familien 19 €. Der informative Begleitkatalog kostet 29,90 €. Weitere Informationen unter Tel. (0 52 92) 9 31 92 25, www.klostermuseum-dalheim.de

Text und Foto: Gisbert Strotdrees