Hunger an der "Heimatfront"


Am Ende blieb nur ein Haarschopf. Den banden die untröstlichen Eltern mit einer Schleife an ein Holzkreuz und schrieben darauf: „Zum Andenken an unseren einzigen Sohn Konrad Berendes, gestorben den Heldentod am 3. November 1916 an der Somme.“

Der Junge war 19 – und einer von Millionen, die an den Fronten des Ersten Weltkrieges starben. Das gerahmte Erinnerungskreuz der trauernden Eltern zählt zu den rund 200 Exponaten einer Wanderausstellung, die das Museumsamt des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) erarbeitet hat. Die Ausstellung trägt den Titel „An der ,Heimatfront‘ – Westfalen und Lippe im Ersten Weltkrieg“ und ist derzeit in Minden zu sehen.

Im „Steckrübenwinter“

Das Geschehen an der „Heimatfront“, wie es damals hieß, steht im Mittelpunkt der Ausstellung. Sie fragt also nicht nach den Ursachen und Verursachern, nicht nach Kriegstreibern und „Schlafwandlern“ und auch nicht nach dem Schlachtenverlauf. Im Mittelpunkt stehen vielmehr die Ereignisse der ersten Kriegswochen in Westfalen, vor allem aber die bis heute unvergessenen Hungerjahre bis zum Kriegsende 1918.

Die katastrophale Versorgungslage sollte ihren Tiefstpunkt im „Steckrübenwinter“ 1916/17 finden. Die Menschen starben zu Tausenden an Hunger, Kälte und Krankheiten, und auf dem Land zogen hungernde „Hamsterer“ von Hof zu Hof.

Die Ausstellung zeigt Fotos aus Westfalen von Suppenküchen, eigens angefertigte Maßbecher für kleinere „Kriegsportionen“ und Marken für rationierte Lebensmittel. Sie waren damals neu, ebenso wie die Prothesen und das Spielzeug für die so überaus zahlreichen Soldaten, die als „Helden“ das Land verlassen hatten und als „Kriegsbeschädigte“ zurückkehrten.

Tipps für Besucher

Die Ausstellung „An der ,Heimatfront‘ – Westfalen und Lippe im Ersten Weltkrieg“ ist noch bis zum 12. April im Museum Burg Ramsdorf (Burgplatz, 46342 Velen-Ramsdorf)zu sehen. Die Ausstellung ist dienstags bis samstags von 15 bis 17 Uhr sowie sonntags von 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet. Der Eintritt kostet für Erwachsene 2 €, für <Kinder von 5 bis 14 Jahren 1 €, für Familien 5 €. Weitere Informationen unter Tel (0 28 63) 92 62 15.

Text: Gisbert Strotdrees