Hundertwassers bunte Welt

Schnurgerade, mit dem Lineal gezogene Linien lehnte er ab. In der Natur gebe es das nicht, so lautete sein Argument – und genauso malte er Zeit seines Lebens: Der Mann, der sich „Friedensreich Hundertwasser“ nannte und ursprünglich Friedrich Stowasser hieß, hat sich in seinem gesamten künstlerischen Werk von der Malerei bis zur Architektur am Vorbild der Natur orientiert.

Der gebürtige Österreicher Friedensreich Hundertwasser (1928-2000) hat viele Seiten. Sie sind zu entdecken in einer Ausstellung im Osthaus-Museum in Hagen. Es präsentiert unter dem Titel „Lebenslinien“ 130 Werke Hundertwassers aus allen Schaffensperioden und Tätigkeitsfeldern: von der Malerei über die Druckgraphik und die angewandte Kunst bis zur Architektur. Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit der privaten Stiftung Hundertwassers und einer Frankfurter Galerie und gilt als erste umfassende Werkschau des Österreichers seit fast zwei Jahrzehnten.

Viele Auftragsarbeiten

Ökologisches Denken und der Austausch verschiedener Kulturen prägten seine Gemälde, Graphiken – und auch seine Gebäude: Hundertwasser hat Markthallen und Schulen gebaut, für die Porzellanfirma Rosenthal eine ganze Fabrik, für das unterösterreichische Dorf Roiten ein eigenes Dorfmuseum, dazu Schulen, Kirchen, Wohnanlagen, ein Bahnhofsgebäude und vieles mehr.

Der Künstler, der in Westfalen unter anderem das „Öko-Haus“ im Maxi-Park in Hamm errichtet hat, war sich auch nicht zu schade, ein Getreidesilo, eine Autobahnraststätte oder auch – im Auftrag der Schnellimbisskette McDonald’s – ein Haus für Kinder im Gruga-Park in Essen zu errichten.

Die Entdeckung der "Humustoilette"

Ob gemalt, gebaut oder geschrieben: In allen Werken Hundertwassers spiegelt sich seine Philosphie, die sich einer ganzheitlichen Auffassung von Mensch, Natur und Kunst verpflichtet sah. Lange vor den ökologischen Bewegungen habe er „den bewussten Umgang mit Natur und Ressourcen angemahnt“, wie das Hagener Osthaus-Museum urteilt. Das zeigt sich auch an der Konstruktionszeichnung seiner „Humustoilette“, die samt Erläuterung in der Ausstellung zu sehen ist. Der vielseitig begabte Mann war sich eben nicht zu schade, über Tabu-Themen wie der Verwertung menschlicher Fäkalien nachzudenken.

Tipps für Besucher

Die Ausstellung „Lebenslinien“ ist vom 1. Februar bis 10. Mai im Osthaus-Museum in Hagen, Museumsplatz 1 (Navi-Adresse: Hochstraße 73), zu sehen. Das Museum ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet für Erwachsene 9 €, ermäßigt 3 €, Familien 18 €. Weitere Informationen unter Tel. (02331) 2073138.

www.osthausmuseum.de

Text: Gisbert Strotdrees

Foto: Museum. – Die Aufnahme entstand in den 1980erJahren und zeigt den Künstler Friedensreich Hundertwasser beim Bau seiner "Humustoilette".