Helfen und retten

Seit 2014 gibt es ein Museum in Westfalen: Die „Rotkreuzgeschichtliche Sammlung in Westfalen-Lippe“ in Schlangen, Kreis Lippe

Jürgen Reuter ist seit über 50 Jahren beim Deutschen Roten Kreuz aktiv – und jetzt ist er auch noch „Museumsleiter“. Eher zufällig hatte er als Jugendlicher einen Schulfreund zu einem Erste-Hilfe-Kurs begleitet. Er wurde Mitglied beim DRK, absolvierte im Verlauf seines Studiums erste Auslandseinsätze. Während des Biafrakrieges Ende der 1960er-Jahre kümmerte er sich beispielsweise neun Monate lang in Nigeria um die Organisation der medizinischen Versorgung. Später ließ er sich zeitweise vom Schuldienst freistellen, um in Afrika und Asien als Katastrophen- und Entwicklungshelfer zu arbeiten.

Durch die Auslandseinsätze wurde der Grundstock für die Sammlung gelegt, die jetzt in Schlangen zu sehen ist. Bei der Zusammenarbeit mit Helferteams aus anderen Ländern kam es oft zum Austausch von Rotkreuz-Souvenirs wie Sticker, Kugelschreiber oder Abzeichen. Die Initialzündung zum systematischen Sammeln folgte, als Jürgen Reuter zufällig eine Wohnungsauflösung beobachtete. Beim Blick in den Müllcontainer entdeckte er ein Fotoalbum. Dessen Bilder dokumentierten das Leben eines wohl verstorbenen Rot-Kreuz-Kameraden.

Der gedankenlose Umgang mit Erinnerungen machte Reuter so fassungslos, dass er beschloss, eine Sammlung aufzubauen. Anfangs übernahm er vor allem persönliche Erinnerungsstücke wie Ehrenzeichen, Urkunden und Dienstbücher. Später kamen Dienstkleidung, medizinisches Gerät, Plakate und Schriftgut hinzu.

Ein Haus und viele Helfer

Mit dem 2007 gegründeten Verein „Rotkreuzgeschichtliche Sammlung in Westfalen-Lippe e.V.“ erkundete Jürgen Reuter Möglichkeiten, ein öffentliches Museum einzurichten. In Schlangen ergab sich dann die Gelegenheit, ein ehemaliges Verwaltungsgebäude der Gemeinde zu übernehmen – kostenfrei, aber unter einer Bedingung: Der Museums-Verein sollte das renovierungsbedürftige Haus selbst instandsetzen.

Die Mühen haben sich gelohnt. Mit viel Liebe zum Detail wird den Besuchern auf zwei Etagen die Geschichte und das Wirken des Roten Kreuzes vorgestellt. Einen breiten Raum nimmt dabei die Darstellung der weltumfassenden Bedeutung des Internationalen Roten Kreuzes bzw. Roten Halbmondes ein.
Weitere Themen sind das Blutspendewesen, die Beziehungen zwischen Rotem Kreuz, Militär und Katastrophenschutz sowie die Geschichte des internationalen Jugendrotkreuzes. Ein Tagungsraum, eine Werkstatt und ein Depot fehlen ebenso wenig wie ein für Forschungszwecke geöffnetes Archiv. Ausgesuchte Exponate stehen auch für Wanderausstellungen zur Verfügung.

Hier geht’s lang

Das Museum „Rotkreuzgeschichtliche Sammlung in Westfalen-Lippe“ in Schlangen, Parkstraße 18, hat keine festen Öffnungszeiten. Besuche können vereinbart werden unter Tel. (0 52 52) 93 52 93 oder (0 52 52) 93 14 28. Der Eintritt ist kostenfrei, um eine Spende wird gebeten.

www.museum-in-westfalen-lippe.drk.de

Text und Foto: Annette Fischer