Eine ferne, nahe Zeit

Landesausstellung in Detmold: Archäologen ziehen eine Fünf-Jahres-Bilanz ihrer Funde im Rheinland und in Westfalen und blicken auf die „Revolution Jungsteinzeit“

Was haben Brunnenbau und kariöse Zähne gemeinsam? Beides taucht erstmals in der Jungsteinzeit, dem sogenannten Neolithikum, auf. In dieser Epoche vor unvorstellbaren 4500 Jahren gaben die Menschen hierzulande das Sammeln und Jagen auf. Sie wurden sesshaft und wandten sich dem Ackerbau und der Viehzucht zu.

Die Jungsteinzeit scheint uns denkbar fern – und ist doch erstaunlich nah. Mit vielen aktuellen Bezügen steht diese Epoche im Mittelpunkt der Archäologischen Landesausstellung Nordrhein-Westfalen, die derzeit und noch bis Februar kommenden Jahres in Detmold zu sehen ist. Zahlreiche originale Fundstücke aus dem Rheinland und Westfalen, naturgetreue Rekonstruktionen sowie Modelle und großformatige, auf neuesten Erkenntnissen basierende Landschaftssimulationen vermitteln Einblicke in die Lebens-, Arbeits- und Glaubenswelt der jungsteinzeitlichen Menschen.

Die ersten Bauern in Westfalen

Die Gegenüberstellung moderner Objekte schlägt Verbindungen zwischen jener entfernt erscheinenden Epoche und der Gegenwart. Höhepunkte der Schau sind unter anderem das Skelett eines von mittelsteinzeitlichen Wildbeutern erlegten Auerochsen und ein aus Goldblech gefertigter Becher der frühen Bronzezeit.

In Westfalen besiedelten die neolithischen Ackerbauern und Viehzüchter zunächst die fruchtbaren Lössgebiete am Hellweg und in der Warburger Börde. Die „alteingesessenen“ Gemeinschaften der Jäger und Sammler zogen sich teilweise in Richtung des heutigen Skandinavien zurück. Archäologische Funde und Befunde zeugen aber auch vom Nebeneinander der verschiedenen Kulturen.

Die jüngsten Funde

Im zweiten Ausstellungsteil werden unter dem Motto „Forschungen – Funde – Methoden“ herausragende Funde aus NRW der zurückliegenden fünf Jahre gezeigt. Zu sehen sind versteinerten Pflanzen und Tieren der frühen Erdgeschichte ebenso wie Kostbarkeiten aus Römerzeit und Mittelalter. Auch Fundstücke aus dem Bombenschutt des Zweiten Weltkrieges gehören ins Feld der Archäologie.

Nach dem Auftakt in Bonn ist die Präsentation, die turnusmäßig alle fünf Jahre stattfindet, nun bis zum 26. Februar 2017 im Lippischen Landesmuseum Detmold zu sehen, anschließend geht es weiter zum Westfälischen Landesmuseum Herne

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Die archäologische Landesausstellung NRW „Revolution Jungsteinzeit“ ist im Lippischen Landesmuseum in Detmold, Ameide 4, dienstags bis freitags 10 bis 18 Uhr zu sehen, außerdem samstags, sonntags und an Feiertagen 11 bis 18 Uhr.
Der Eintritt kostet für Erwachsene 7 €, ermäßigt 4 €, Kinder 2 €, Familien 14 €. Weitere Informationen unter Tel. (0 52 31) 9 92 50, www.lippisches-landesmuseum.de .


Text und Foto: Annette Fischer. – Die Aufnahme zeigt den Eingang des Landesmuseums in Detmold. Hochbeete mit jungsteinzeitlichen Nutzpflanzen wie Mohn, Lein, Emmer und Einkorn empfangen die Ausstellungsbesucher.  


Eine ausführliche Fassung des Beitrages lesen Sie im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben, Folge 37, vom 15. September 2016.