Die Gärten nutzen

Als Gemüsebeete Hunger stillten und noch niemand von „urban gardening“ redete: Eine Ausstellung in Euskirchen erzählt aus der Geschichte der Nutzgärten.

Die Arbeit und das Leben in Nutzgärten hat eine sehr lange, durchaus wechselvolle und nicht immer „glorreiche“ Geschichte. Das zeigt die Ausstellung „Stadt, Land, Garten – Zur Kulturgeschichte des Nutzgartens“. Sie ist seit kurzem im Museum „Tuchfabrik Müller“ in Euskirchen zu sehen, einer Einrichtung des Landschaftsverbandes Rheinland.

Die 550 m2 große Ausstellung zeigt historische Gartengeräte, Arbeitskleidung und Ratgeberliteratur. Vergilbte Fotos erlauben einen Blick in die Zeit, als Gärtnern kein „cooler Freizeitspaß“, sondern dringende Notwendigkeit war. Gemüsebeete im Außengelände zeigen anschaulich, was in früheren Zeiten alles angebaut wurde.

Ein Blick auch in die Zukunft

Der Blick der Schau geht aber auch in die Gegenwart und Zukunft. So erhalten Besucher einen Überblick zu alten und modernen Nutzpflanzen. Es gibt ein Mitmachgarten, mobile Pflanzkisten, Experimente zum „Indoor-Gardening“ und eine Filmcollage zu den Vorstellungen des Gärtners in der Stadt.

Schauplatz der Sonderausstellung ist eine restaurierte Fabrik in Euskirchen, in der zwischen 1900 und 1960 Tuche für Kleidung und Uniformen produziert wurden. Die Anlage besteht aus einem Unternehmerwohnhaus, einem Woll- und Tuchlager und einem Maschinen-und Kesselhaus mit einer erhaltenen Dampfmaschine des Baujahrs 1903. Ferner zu sehen sind Spinnmaschinen und historische Webstühle, die zum Teil bis heute voll funktionsfähig sind.

Die Anlage ist eine der Filialen des Rheinischen Industriemuseums, zu dem unter anderem noch eine Textilfabrik in Ratingen, eine Baumwollspinnerei in Engelskirchen, eine Papiermühle in Berglisch Gladbach, eine Gesenkschmiede in Solingen sowie eine Zinkfabrik und ein Hüttenwerk in Oberhausen gehören.

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Die Ausstellung ist bis zum 18. Dezember zu sehen im Museum Tuchfabrik Müller (Carl-Koenen-Str. 25 b, 53881 Euskirchen). Es ist dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr, samstags und sonntags 11 bis 18 Uhr geöffnet.

Der Eintritt kostet 4,50 €, ermäßigt 4 €. Eine Kombikarte mit dem Besuch der Tuchfabrik Müller kostet für Erwachsene 9,50 €. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben freien Eintritt. Inhaber der LWL-Museumscards haben dort und in den anderen Museen des Rheinischen Industriemuseums freien Eintritt.

Weitere Informationen unter Tel. (0 22 34) 9 92 15 55, www.stadt-land-garten.lvr.de

Text: Gisbert Strotdrees
Foto: LVR-Pressestelle