Bochum: Einfahren, als wäre es echt

Die Kabine ruckelt hin und her. Seilwinden klappern, die Luft zischt, und durch die Lochgitter sieht man die Wände vorbeirauschen: Es geht abwärts, erst langsam, dann rasend schnell. Nach einigen Minuten Fahrt öffnet sich die Kabinentür. Feuchtwarme Luft schlägt einem entgegen – in 1200 m Tiefe ist man dem glühenden Erdkern eben ein wenig näher gekommen.

Im Simulator geht es auf "1650 cm Tiefe"

Doch bald ist der Zeitpunkt gekommen, die Wahrheit zu sagen: Der Museumsführer klärt die Besucher auf, dass sie sich „1650 cm“ unter der Oberfläche befinden.

Die Illusion ist perfekt im neuen Seilfahrt-Simulator, mit dem es im Deutschen Berg­bau-Museum in Bochum abwärts geht. Die Seilwindengeräusche kommen aus versteckten Lautsprechern, die Zugluft aus Düsen am Boden. Unsichtbare Hydraulikzylinder und eine ausgetüftelte Beamerprojektion an den vier Kabinenwänden lassen den Eindruck entstehen, dass es hier „richtig abgeht“ und die Besucher sich in 1200 m Tiefe befinden.

Unterwegs im Schau-Bergwerk

Der Simulator ist die jüngste Attraktion im Bochumer Bergbau-Museum, das zu den meistbesuchten in Westfalen zählt: Rund 370 000 Gäste kommen jährlich, um sich über den Bergbau, seine Geschichte und seine Technik zu informieren. Das Besondere: Das Museum verfügt in eben jenen „1650 cm“ Tiefe über eine Art Schau-Bergwerk mit einem Streckennetz von immerhin rund 2,5 km Länge. Ein Laby­rinth von Strecken und Streben führt vorbei an Kabelschächten und Lorenbahnen, an Grubenfahrrädern und einer „Dahlbusch-Bombe“, mit der verschüttete Bergleute geborgen werden können, vorbei auch an einem Pferdestall, in dem „Tobias“ steht – das Modell des letzten Grubenpferdes, das bis 1966 seinen treuen Dienst unter Tage versehen hat.

Doch es geht dort nicht nur um Geschichte, sondern auch um unmittelbare Gegenwart: In einem Tunnel – bzw. einer „Strecke“, wie es unter Tage heißt – ist zu sehen, wie heute Kohle abgebaut wird.

Das Museum ist 1930 auf dem Gelände eines ehemaligen Schlacht­hofes entstanden. Ursprünglich diente es als eine Art Schulungsbergwerk. Daraus wuchs im Laufe der Jahrzehnte das größte Berg­bau-Museum der Welt heran. Es verfügt – neben dem Schaubergwerk – über Austellungsräume von insgesamt rund 13 000 m2. Dem Kult der hl. Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute, ist eine eigene Ausstellung gewidmet. Eine üppige Sammlung von Ehrengeschenken, von Schalen, Leuchtern und Pokalen aus Silber und Gold beschließen den Rundgang.

Tipps für Besucher

Das Deutsche Bergbau-Museum, Europaplatz, 44791 Bochum, ist dienstags bis freitags von 8.30 bis 18 Uhr, samstags, sonntags und feiertags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet für Erwachsene 6,50 €, ermäßigt 3 €, Familien 14 €. Weitere Informationen unter Tel. (02 34) 587 71 26, www.bergbaumuseum.de .