Aufschwung im Bilsteintal

Ein Bürgerverein engagiert sich für die Bilsteinhöhle und den Wildpark in Warstein, Kreis Soest.

Vor 125 Jahren wurde die Bilsteinhöhle entdeckt. 1887 war es, als der Waldarbeiter Franz Kersting bei Wegebauarbeiten die Tropfsteinhöhle bei Warstein entdeckte. Schon ein Jahr später konnten die ersten Besucher einen Teil der Höhle besichtigen. Zuvor hatte der Geologe Emil Carthaus die Höhlengänge erforscht, waren die Wege zumindest teilweise erschlossen. Das Höhlensystem hat eine Gesamtlänge von 1700 m, 450 m davon sind begehbar.

Sika, Marder, Stalagmiten

Die Stadt Warstein war bis 2011 Betreiber der Höhle. Dazu gehörte ein Wildpark aus den 1960er-Jahren mit Sika- und Rothirschen, Wildschweinen, Mardern, Waschbären und Füchsen. Seit über einem Jahrzehnt verfügt der Wildpark auch über ein Luchsgehege, mit drei männlichen und drei weiblichen Tieren.
In den letzten Jahren war angesichts knapper Kassen der Stadt Warstein die Zukunft des Wildparks und auch der Tropfsteinhöhle zunehmend unsicher geworden. Eine alte Jugendherberge sollte wegen Einsturzgefahr sogar abgerissen werden. Das Bilsteintal verlor an Attraktivität.

Das rief Warsteiner Bürger auf den Plan, die sich für den Erhalt des Wildparks einsetzten. Sie gründeten am 4. Mai 2011 den Verein „Bilsteintal“, der mittlerweile 150 Mitglieder zählt. Seit September 2011 hat der Verein von der Stadt Warstein das Gelände gepachtet: fast 24 ha mit Tropfsteinhöhle, Wildpark, der alten Jugendherberge und einem Waldspielplatz.

Aus dem Bilsteintal möchte der Verein ein attraktives Ziel für Bildung und Erholung gestalten. Immerhin ist es eine historisch gewachsene Natur- und Kulturlandschaft, in der sich auf überschaubarem Raum Höhlen, Felsen, Dolinen und Karstquellen sowie andere geologische Besonderheiten konzentrieren.

Den Abriss verhindert

Der Verein konnte auch den Abriss der alten Jugendherberge verhindern, deren Restaurierung allein aus Spenden finanziert worden ist. Im Untergeschoss finden sich nun der Eintritt zur Höhle und auch ein Laden. Im Obergeschoss ist ein Besucherzentrum mit Ausstellungen über archäologische Funde geplant, die man in dem unzugänglicheren Teil des Höhlensystems fand.

Mit der Übernahme des Bilsteintals habe man seit 20 Jahren „erstmals wieder echte steigende Besucherzahlen“ registriert, stellt der Vereinsvorstand zufrieden fest. Seit etwa einem Jahr ist der Verein auch Pächter der „Warsteiner Waldwirtschaft“, der Gastronomie am Parkplatz.

Mit der Übernahme des Bilsteintals hat der Verein, der sich aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und den Einnahmen aus dem laufenden Betrieb finanziert, auch alle anfallenden Kosten übernommen. Der größte Batzen sind die Lohnkosten für zwei Angestellte, die als Höhlenführer arbeiten.

Luchse und Frischlinge

Der Verein setzt auf die Besonderheiten, die das Bilsteintal zu bieten hat. Familien mit Kindern genießen die Atmosphäre des Wildparks, in dem sie die Tierwelt des Arnsberger Waldes kennenlernen. Kinder lernen Worte wie „Frischlinge“ und „Bache“ – und sehen, wie die kleinen Wildschweine schon kurz nach der Geburt quirlig durch das Gehege hinter der „Bache“, der Mutter, herlaufen. Geduld und ein gutes Auge hingegen braucht man, um die Luchse zu beobachten. Sie halten sich gut getarnt im felsigen Gelände auf. Ein Schauspiel für die Besucher ist dagegen das „Füttern der Raubtiere“. Die geschmeidigen Katzen fressen dem Höhlenführer fast aus der Hand.

Unter dem Motto „Landschaft lesen lernen“ will der Verein mit Führungen und Exkursionen durch das Bilsteintal und die Tropfsteinhöhle die Besucher für die Natur sensibilisieren und ihnen etwas über die Geschichte der Landschaft erzählen. Die zweistündige „Entdeckertour im Bilsteintal“ ist nicht nur für Schulklassen empfehlenswert –und ein Klassiker ist natürlich die Führung durch die Höhle, bei der tief unter der Erde noch eine Überraschung wartet.

Tipps für Besucher

Der Wildpark ist ganzjährig geöffnet und frei zugänglich. Ein Eintritt wird nicht erhoben.

Die Bilsteinhöhle ist nur im Rahmen einer Führung zugänglich. Sie ist von 9 bis 16.30 Uhr (April bis Oktober) bzw. 10 bis 15.30 Uhr (November bis März geöffnet. Führungen finden alle 45 Minuten statt und dauern rund 30 Minuten. Die Teilnahme kostet für Erwachsene 4,50 €, für Kinder 2,50 €. – Wer will, kann an einer rund 60-minütigen „Intensiv-Höhlenführung“ teilnehmen. Sie kostet für Erwachsene 8 €, für Kinder 6 €.

Weitere Informationen beim Bilsteintal e. V., Im Bodmen 54, 59581 Warstein, Tel. (0 29 02) 27 31.

www.bilsteintal.de


Text: Dorothee Richter