Ackern wie im Mittelalter

Gärten, Gehöfte und Siedlungen sind auf der Grundlage archäologischer Untersuchungen nachgebaut und laden zu einer Zeitreise durch die Menschheitsgeschichte ein.

Das Gelände vermittelt einen Eindruck damaliger Wohn- und Wirtschaftsformen. Pflanzengesellschaften, deren Zusammensetzung etwa der Vegetation der jeweiligen Epoche entspricht, ergänzen die Baugruppen. Zwergbirken und Wacholderbüsche, die die Tundra-Landschaften Nord- und Mitteleuropas vor rund 15 000 Jahren prägten, umgeben beispielsweise das im Museum rekonstruierte Sommerlager späteiszeitlicher Rentierjäger.

Nahe den Hütten mittelsteinzeitlicher Jäger und Sammler wachsen Birken und Haselnusssträucher, und beim Langhaus der Jungsteinzeit zeigen abgeteilte Felder mit Emmer, Einkorn und Linsen, wie die Menschen sesshaft wurden und welche Frühformen organisierter Landwirtschaft sie entwickelten.

Auf dem Bohlenweg

Die Bedeutung der Viehwirtschaft veranschaulicht das bronzezeitliche Wohnstallhaus. Auf dessen Ackerflächen gedeihen Nutzpflanzen wie Hirse, Hafer und Bohnen, während Weideschweine, die hinter dem Gebäude ihren Pferch durchwühlen, an prähistorische Formen der Viehhaltung erinnern.

Im Mittelpunkt stehen jedoch die Wohnhäuser, in denen sich vor allem die Geschichte des 1936 errichteten Museums selbst spiegelt. Das Aussehen der Gebäude basiert nur bedingt auf wissenschaftlichen Befunden. Die Konstruktion wie auch die Ausstattung des „Germanengehöftes“ ist eher ein Spiegelbild ideo-logischer Wunschvorstellungen.

Ein belastendes Erbe

Die Ursprünge des Museums reichen in das Jahr 1936 zurück. In dem Jahr hatte der „Reichsbund für deutsche Vorgeschichte“ auf dem Areal eines eisenzeitlichen Fundplatzes am Barkhauser Berg das erste Freilichtmuseum des damaligen Deutschen Reiches errichtet. Die Inhalte orientierten sich am seinerzeit aktuellen Stand der archäologischen Forschung, wurden aber zunehmend im Sinne des Nationalsozialismus ideologisiert. Eine kritische Auseinandersetzung mit diesen Anfängen des Museums ist heute Teil der Präsentation, die weitere Aufarbeitung des Themas findet laufend statt.

Der Schwerpunkt der heutigen Einrichtung liegt auf der lebendigen Vermittlung von Geschichte. Mitmachen wird im Archäologischen Museum großgeschrieben: ob beim Bogenbau, der Herstellung merowingischer Leiern, beim Färben oder der Knochenbearbeitung. Bei den beliebten „Wikingertagen“ im September bevölkern Händler, Krieger und Handwerker mit Kind und Kegel und in vermeintlich mittelalterlicher Kluft das Gelände und bieten Einblicke in die damalige Lebens- und Arbeitswelt.

Tipps für Besucher

Das Archäologische Freilichtmuseum (Am Barkhauser Berg 2–6) in Oerlinghausen ist bis September montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr sowie samstags, sonntags und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Im Monat Oktober ist es montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr, samstags, sonntags und an Feiertagen von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Zwischen November und März ist das Museum für Einzelbesucher geschlossen und wird nur für Gruppen nach Voranmeldung geöffnet. Anmeldungen und weitere Informationen unter Tel. (0 52 02) 22 20.

www.afm-oerlinghausen.de