Wer saunieren darf

Regelmäßige Saunagänge stärken die körperliche Abwehr. Das gilt auch für manche Herzpatienten. Beachten sie einige Regeln, können auch sie unbeschwert schwitzen.

Hans hat sich einen lang gehegten Wunsch erfüllt und beim Umbau des großen Badezimmers eine kleine Sauna eingebaut. Und nun das: Wegen immer wieder auftretenden Nasenblutens war er zunächst zum Hals-Nasen-Ohren-Arzt gegangen und von diesem zum Internisten weitergeschickt worden.

Schnell war die Ursache des Nasenblutens gefunden: Schon bei der ersten Messung hatte die Praxishelferin einen Blutdruck von 205/95 mmHg festgestellt. Die Wiederholungsmessung 20 Minuten später durch den Arzt hatte Werte von 195/95 mmHg ergeben und bei der anschließenden Messung über 24 Stunden mittels eines kleinen tragbaren Gerätes waren über 90 % aller Blutdruckwerte deutlich erhöht.

„Da wird es wohl nichts mit deiner Sauna“, hatte sein Freund und Nachbar abends gesagt, „denn mit einem hohen Blutdruck ist Saunieren streng verboten.“

So reagiert der Körper

Hier einige Sauna-Regeln
Patienten mit hochgradig verengten Herzklappen, instabiler Angina pectoris, Herzrhythmusstörungen, weit fortgeschrittener Störung der Pumpfunktion des Herzens oder mit kurz zurückliegenden Herzinfarkten sollten die Sauna meiden.
Lassen Sie sich vor einem Saunabesuch von einem Internisten oder Kardiologen untersuchen.
Bei einem Belastungs-EKG sollten Sie 75 Watt schaffen.
Meiden Sie zu hohe Temperaturen auf den oberen Bänken. Günstig sind mittlere Temperaturen von 80 bis 90 °C.
Ein Saunagang sollte nicht länger als 10 bis 12 Minuten dauern.
Kühlen Sie sich nicht im kalten Tauchbecken ab. Das verengt die Gefäße und der Blutdruck kann plötzlich ansteigen. Stattdessen duschen Sie sich langsam und gliedweise ab.

Der mit einem Saunabesuch verbundene Wohlfühlfaktor ist hinlänglich bekannt. Konkrete wissenschaftliche Untersuchungen zur genauen Beurteilung, was während eines Saunabesuches tatsächlich passiert, wurden allerdings erst in den letzten Jahren durchgeführt. Durch die hohen Temperaturen in der Sauna erhöht sich auch die Temperatur an der Körperoberfläche.

Gehen unter Ruhebedingungen maximal 10 % des vom Herzen gepumpten Blutes in die Haut, erhöht sich dieser Anteil während eines Saunagangs auf 50 bis 70 %. Andere, während des Schwitzens ­geringer beanspruchte Körperregionen bekommen weniger Blut „zugeteilt“.

So reduziert sich der Blutfluss in den Nieren und im Magen-Darm-Trakt um ca. 25 % und in der Muskulatur um bis zu 40 %. Der Körper versucht auf diese Weise, die Temperatur im Körperinneren möglichst konstant zu halten. Ganz gelingt ihm dies nicht. Studien haben gezeigt, dass 15 Minuten in einer 72 °C warmen Sauna zu einer Erhöhung der Körperkerntemperatur um 0,2 °C führen. Ein 20-minütiger Aufenthalt bei 92 °C erhöht diese um 0,4 °C und 30 Minuten bei 80 °C gar um 1 °C.

Die Auswurfleistung des Herzens pro Schlag bleibt in der Sauna weitgehend konstant. Allerdings kann sich der Pulsschlag nahezu verdoppeln, sodass die Menge an gefördertem Blut erheblich ansteigt. Saunieren kommt also in gewisser Weise einem Herz-Kreislauf-Training gleich mit den aus Sicht des Kardiologen durchaus gewünschten Effekten.

Bei Durchblutungsstörung

Patienten mit Durchblutungsstörungen profitieren zum Beispiel durch die positiven Effekte auf die sogenannte Gefäßinnenhaut und somit auf die Fähigkeit der Gefäße sich zu erweitern bzw. sich zusammenzuziehen. Die sich daraus ergebenden Konsequenzen sind nicht zu unterschätzen.

Liegt beispielsweise eine mittelgradige Verengung an einer Arterie vor, tritt eine relevante Durchblutungsstörung des Gewebes weniger häufig auf, wenn diese Arterie sich bei Bedarf gut erweitern kann, also besonders elastisch ist. Ein solcher Effekt wurde in wissenschaftlichen Studien bereits drei Wochen nach Beginn eines regelmäßigen Saunierens von zwei- bis dreimal pro Woche beobachtet.

Günstig bei Bluthochdruck

Auch bei Patienten mit Bluthochdruck sind die Effekte günstig. Große Studien konnten belegen, dass sich insbesondere der untere (diastolische) Blutdruckwert günstig beeinflussen lässt. Dieser Wert lässt sich um 10 bis 20 mmHg herabsetzen. Der obere Blutdruckwert bleibt allerdings weitgehend unverändert.

Daher macht das Saunieren eine medikamentöse Behandlung mit Blutdrucksenkern nicht überflüssig, ergänzt diese Therapie aber sinnvoll. Über die verbesserte Elastizität der Gefäße lassen sich die Blutdruckwerte nicht nur unmittelbar nach dem Saunagang reduzierten. Vielmehr kann der untere Blutdruckwert grundsätzlich gesenkt werden.

Hans hat seinen Blutdruck jetzt gut im Griff. Nachdem er zunächst drei Medikamente einnehmen musste, um seinen erhöhten Blutdruck ausreichend abzusenken, konnte nach einem halben Jahr Saunierens jeden zweiten Tag bereits ein Medikament abgesetzt werden. Prof. Dr. Horstkötter