Vegan ja – aber nicht für jeden

Über vergane Ernährung wird viel gestritten. Sie bietet viele Vorteile, birgt aber auch das Risiko einer Mangelversorgung. Darüber diskutierten Experten auf der Frühjahrsfachtagung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.

Vegane Ernährung liegt im Trend. Für gesunde Erwachsene bietet sie viele Vorteile. Die Versorgung mit einigen Nährstoffen, vor allem Vitamin B12, ist jedoch kritisch.

Wer geglaubt hat, vegane Ernährung sei eine vorübergehende Spinnerei einiger Ökos, der wurde in den vergangenen Jahren eines Besseren belehrt. Heute gibt es vegane Imbissstände und Restaurants, vegane Menüs in Kantinen und der Handel füllt ganze Regale mit veganen Lebensmitteln. Etwa 10 % der Deutschen gelten als Vegetarier. Der Anteil der Veganer wird auf etwa 1 % geschätzt.

Ethische und gesundheitliche Gründe

Hauptmotiv für diese Ernährungsformen sind ethische Gründe wie die Ablehnung der konventionellen Tierhaltung. Auch ökologische und nicht zuletzt gesundheitliche Aspekte spielen eine Rolle. Aber ist eine vegetarische oder vegane Ernährung wirklich besser als eine Mischkost, die pflanzliche und tierische Lebensmittel enthält? Oder birgt sie auch Risiken? Darüber diskutierten Experten auf der Frühjahrsfachtagung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Hannover.

Vegan nicht für Kinder

Position der DGE
In ihrem aktuellen Positionspapier "veganen Ernährung" hält die DGE an ihrer Empfehlung einer Mischkost fest. Sie soll zum größten Teil aus pflanzlichen und zum kleineren Teil aus tierischen Lebensmitteln, inklusive Fleisch und Fisch und Erzeugnissen da­raus, bestehen. Die DGE hält auch eine vegetarische Ernährung für gesunde Personen für geeignet, sofern sie Fisch, Eier sowie Milch und Milchprodukte einschließt.
Bei einer veganen Ernährung ist eine ausreichende Versorgung mit einigen Nährstoffen nicht oder nur schwer möglich. Kritischer Nährstoff ist vor allem das Vitamin B12. Menschen, die sich vegan ernähren möchten, sollten deshalb dauerhaft ein Vitamin-B12-Präparat einnehmen. Zusätzlich sollten sie die Versorgung mit Vitamin B12 regelmäßig ärztlich überprüfen lassen. Das Gleiche gilt für weitere kritische Nährstoffe wie Protein, unentbehrliche Aminosäuren, Omega-3-Fettsäuren, Riboflavin und Vitamin D sowie die Mineralstoffe Calcium, Eisen, Jod, Zink und Selen.
Mit dem Verzicht auf tierische Lebensmittel erhöht sich das Risiko für Nährstoffdefizite und damit das Risiko für Gesundheitsstörungen. Deshalb empfiehlt die DGE eine vegane Ernährung in der Schwangerschaft und Stillzeit sowie im Kindes- und Jugendalter nicht.

In ihrem aktuellen Positionspapier „Vegane Ernährung“ bleibt die DGE bei ihrer eher vorsichtigen Haltung, vor allem in Bezug auf die vegane Ernährung sensibler Personen wie Schwangeren und Kindern. Ihnen rät sie von einer veganen Ernährungsweise ab. Je mehr Lebensmittelgruppen weggelassen würden, desto größer sei das Risiko von Nährstoffdefiziten und damit von Gesundheitsschäden, begründete der DGE-Präsident Heseker die Position der DGE.

Kritische Nährstoffe

Den meisten Veganern sei bekannt, dass sie supplementieren, also bestimmte Nährstoffe als Nahrungsergänzung zuführen müssen, sagte Dr. Markus Keller zu, der in Gießen das Institut für alternative und nachhaltig Ernährung leitet. Viele würden das aber nicht ausreichend praktizieren. Eine deutsche Studie zeigt zum Beispiel, dass 52 % der Veganer unzureichend mit Vitamin B12 versorgt sind. Ähnlich negativ fällt die Bilanz bei der Calcium-Versorgung aus, die sich auf das Frakturrisiko auswirkt. So hatten Veganer ein um etwa ein Drittel erhöhtes Frakturrisiko im Vergleich zu Fleischessern.

Damit punkten Veganer

Diesen Risiken stehen eine Reihe positiver Aspekte gegenüber:

  • Veganer setzten viele allgemeine Ernährungsempfehlungen besser um, vor allem in Bezug auf den Obst- und Gemüseverzehr und die Ballaststoffzufuhr.
  • Sie erreichen eher die Empfehlungen zur Zufuhr der Hauptnährstoffe.
  • Sie sind vergleichsweise gut versorgt mit zahlreichen Vitaminen und Mineralstoffen, wie Vitaminen C, E, Thiamin, Betacarotin, Folat und Magnesium.
  • Sie sind häufiger normalgewichtig und haben ein deutlich reduziertes Diabetes-Risiko.
  • Das Risiko, an kardiovaskulären Erkrankungen zu versterben, ist bei Veganern um etwa ein Viertel reduziert.
  • Das Bluthochdruck-Risiko ist bei Veganern um 50 % reduziert.
  • Veganer haben ein um etwa 16 % geringeres Risiko, an Krebs zu erkranken.

Für Dr. Keller steht damit fest, dass die vegetarische oder vegane Ernährung mehr Vor- als Nachteile bietet. Seiner Meinung nach sollte sie häufiger als Therapie bei ernährungsbedingten Krankheiten in Betracht gezogen werden. Wul


Den ausführlichen Bericht lesen Sie im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben, Folge 16/2016, vom 21. April 2016, in der Rubrik Gesundheit.