Schlafen

Schlaf– Kindlein – schlaf

„Und? Schläft es schon durch?“ Das ist wohl die am häufigsten gestellte Frage an junge Eltern. Doch warum wachen Kinder nachts auf und was kann man machen, damit sie besser schlafen?

Kaum ein Thema ist bei jungen Eltern so heiß diskutiert wie das Thema Schlafen. „Du musst das Kind einfach schreien lassen, dann lernt es schon durchzuschlafen“, sagen die einen. Andere raten: „Holt es zu euch ins Bett, dann bekommt ihr alle Schlaf.“ Was es mit sogenannten Schlaflernprogrammen auf sich hat, und was Eltern zum Co-Sleeping, dem gemeinsamen Schlafen im Familienbett wissen sollten, erläutert Psychologe und Schlafexperte Dr. Stephan Valentin.

Der Schlafzyklus ist kürzer

Es gibt Bücher, die versprechen, dass Kinder schlafen lernen können. Der Experte rät von diesen Programmen ab. Denn wenn man Kinder schreien lässt, steigt der Pegel an Stresshormonen in ihrem Körper stark an. Dr. Stephan Valentin erläuterte, dass der Schlafzyklus eines Erwachsenen 90 Minuten dauere. Der eines Kindes sei mit 40 Minuten viel kürzer und deshalb wache es schneller auf.

Die Zwischenphase dauert dann etwa fünf Minuten bis Kinder und Erwachsene wieder in den Tiefschlaf tauchen. Erst wenn Säuglinge zwischen zwei Schlafzyklen nicht mehr aufwachen und etwa sechs Stunden am Stück schlafen, spricht man vom Durchschlafen. Wann dieser Zeitpunkt ist, ist bei jedem Kind individuell. Bei Säuglingen sei nächtliches Aufwachen allerdings ganz normal, da sie nachts Kalorien für die Gehirnentwicklung benötigen. Braucht das Kind nachts keine Milch mehr, reicht es manchmal, dem Kind zuzurufen „Wir sind da“, damit es wieder einschläft.

Rituale helfen
Jeder Mensch braucht ein Schlafritual, sagt Dr. Stephan Valentin. Bei Kindern sollte dieses Ritual nicht länger als 30 Minuten dauern. Rituale sind:
- waschen, Zähne putzen, ausziehen;
- etwas vorlesen, ein Hörbuch hören oder ein Wiegenlied singen;
- Kinder und auch Erwachsene mögen es, immer das Gleiche zu hören, weil das Gehirn dann nicht mehr denken muss und so besser in den Schlaf findet.

Nachts wird geschlafen

Dr. Stephan Valentin rät auch dazu, mit der ganzen Familie am Nachmittag über das vielleicht schlechte Schlafverhalten der Kleinen zu sprechen. Etwa wenn das Kind nachts im Bett steht und aufstehen möchte. „Sagen Sie dem Kind am Nachmittag, dass nachts geschlafen wird, und dass Sie den Schlaf brauchen.“ Kinder haben seiner Ansicht nach sehr feine Antennen.

Es gibt viele Unterschiede, wie Kinder anderswo schlafen. So gehen Kinder in südlichen Ländern erst deutlich später ins Bett als deutsche Kinder. In Japan entscheiden die Kinder sogar selbst, wann sie schlafen gehen. Während die meisten Eltern in Deutschland gemeinsam im Elternschlafzimmer schlafen, wird von Kindern erwartet, dass sie alleine schlafen, am besten auch von Anfang an alleine einschlafen. „In Europa herrscht die Kultur der Autonomie. Uns beruhigt es, wenn das Kind alles schnell alleine kann: einschlafen, essen, laufen“, erklärt der Schlafexperte.“

Mittagsschläfchen halten

Neugeborene Babys schlafen zwischen 16 und 18 Stunden am Tag. Mit vier Monaten sind es nur noch neun bis zwölf Stunden pro Tag. Wenn Babys und Kleinkinder nachts nicht genug Schlaf bekommen, holen sie sich den Schlaf am Nachmittag. Dr. Stephan Valentin rät, die Kinder etwa 45 Minuten nach dem Essen schlafen zu legen. Die optimale Schlafenszeit für den Mittagsschlaf sei 13.30 Uhr und die ideale Dauer beträgt 1,5 bis 2 Stunden.

Wenn die Kinder mittags nicht mehr schlafen wollen, es aber dennoch bräuchten, rät er zu einer Ruhepause. Hierzu die Kinder in einen abgedunkelten Raum legen und zur Ruhe kommen lassen. „Legen Sie eventuell Ihre Hand auf den Bauch des Kindes und sprechen Sie ihm ruhig zu“, lautet sein Tipp.

Das eine Kind komme auf diese Weise zur Ruhe, das andere schlafe dabei sogar ein. Wenn der Mittagsschlaf bei einem Kind drei bis vier Stunden dauert und es dann abends erst spät ans Schlafen kommt, rät Stephan Valentin, mittags nach zwei Stunden Schlaf den Vorhang aufzumachen und zu schauen, ob das Kind vielleicht schon ausgeschlafen ist.

Den Beitrag können Sie nachlesen auf den Gesundheitsseiten im Wochenblatt für Landwirtschaft & Landleben in der Folge 15 vom 11. April 2019.

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