Kräuter für die Hausapotheke

Bei kleineren Beschwerden wie Bauchweh, Mückenstichen oder Krämpfen können Tinkturen auf Kräuterbasis sehr wirksam sein. Sie lassen sich aus heimischen Kräutern leicht selbst herstellen.

Bei Zahnfleischbluten und Ödemen hilft Kletten-Labkraut, Rosmarin wirkt bei rheumatischen Beschwerden und Spitzwegerich lindert lästigen Reizhusten. Gegen fast jedes Wehwehchen ist sprichwörtlich ein Kraut gewachsen. Diese Heilkräuter stehen uns aber nicht das ganze Jahr über zur Verfügung. Deshalb lohnt es sich, aus den Kräutern Tinkturen herzustellen. Wie das geht, erklärte Kerstin Liebing in
einem Workshop im Heimathaus Wettringen, Kreis Steinfurt. Kers­tin Liebing ist Phytotherapeutin, sie hat sich also auf Kräuterheilkunde spezialisiert.

Auszug mit Alkohol

Für die Tinkturen verwendet Kerstin Liebing nach Möglichkeit frische Kräuter. Sie lassen sich aber auch mit getrockneten Kräutern herstellen. Die Therapeutin zieht die Kräuter in hochprozentigem Alkohol aus. Auf diese Weise bleiben sie drei bis zehn Jahre haltbar.
Beim Sammeln der Kräuter ist darauf zu achten, nur solche Pflanzen zu wählen, die nicht mit Schadstoffen, Düngemitteln oder Pflanzenschutzmitteln in Kontakt gekommen sind. Sie sollten also nicht direkt am Straßen- oder Ackerrand gesammelt werden.

Die Kräuter werden zerkleinert und in ein durchsichtiges Glas mit Schraubdeckel gegeben. Dann wird das Glas mit hochprozentigem Alkohol aufgefüllt. Kerstin Liebing verwendet dafür Doppelkorn oder Wodka. Anschließend wird das Glas verschlossen, beschriftet und an ein Fenster gestellt. Es sollte hell stehen, aber nicht in der prallen Sonne. Nun muss die Tinktur sechs bis acht Wochen ziehen. Ist die Tinktur ausreichend gezogen, werden die Kräuter abgesiebt und die Tinktur kühl und dunkel verwahrt.

Anwendung der Tinkturen

Auf diese Weise lässt sich mit Tinkturen aus Kräutern eine kleine Hausapotheke zusammenstellen. Die Tinkturen werden zum Beispiel direkt bei akuten Beschwerden oder als Kur über einen längeren Zeitraum verabreicht. Je nach Beschwerden und Art der Tinktur werden zwei- bis dreimal täglich circa 10 bis 15 Tropfen, bei stärkeren Beschwerden auch mehr, eingenommen. Einige Tinkturen können zusätzlich oder ausschließlich äußerlich angewandt werden, zum Beispiel juckreizlindernd bei Insektenstichen. Auf keinen Fall aber können die Tinkturen den Arztbesuch ersetzen. Vorsicht ist außerdem bei Kindern und Allergikern geboten. Kinder erhalten je nach Alter und Größe eine geringere Dosierung. Allergiker sollten bedenken, dass sie möglicherweise auf einige Pflanzen allergisch reagieren könnten.

Beispiele für Kräuter-Tinkturen

Brennnessel: Eine Tinktur aus der Wurzel dient zur Stärkung von Blase und Prostata. Die Blättertinktur kommt bei Haarausfall, rheumatischen Beschwerden und Gicht zum Einsatz.

Kletten-Labkraut: Kerstin Liebing verwendet für die Tinktur das ganze, junge Kraut. Sie empfiehlt
es bei Zahnfleischentzündungen, Zahnfleischbluten, Aphten und bei Ödembildung.

Spitzwegerich: Das Kraut wird auch als Pflaster der Wiese bezeichnet. Äußerlich angewandt lindern zerquetschte Spitzwegerichblätter oder die Tinktur den Juckreiz bei Insektenstichen. Da­rüber hinaus kommt die Tinktur bei Verletzungen, Wunden und Blasen an den Füßen zum Einsatz, aber auch bei Reizhusten und Bronchitis. Eine Tinktur aus frischen Blättern kann die Selbstheilungskräfte anregen. Spitzwegerich kann auch in Honig ausgezogen werden. Er sollte dann nach acht bis zehn Tagen abgesiebt werden. Der Honig ist dann allerdings nicht mehr so lange haltbar.

Rosmarin: Die Tinktur wirkt durchblutungsfördernd und lindert die Beschwerden bei Arthrose, Weichteilrheumatismus und Schmerzen in den Muskeln, Bändern und Sehnen. Äußerlich angewandt fördert es die Durchblutung. Wer unter Bluthochdruck leidet, sollte die Tinktur mit Vorsicht anwenden. Wul

Den ausführlichen Beitrag mit weiteren Beispielen lesen Sie im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben in der Rubrik Gesundheit, Folge 26/2016, vom 30. Juni 2016.