Klein und gemein

Sobald die Witterung im Frühjahr wieder den Aufenthalt im Freien zulässt, sind Zecken ein Thema. Lesen Sie, wo sich Zecken aufhalten und wie Sie die Spinnentiere wieder loswerden.

Die Zeckensaison reicht vom Frühjahr bis zum Herbst mit dem Höhepunkt im Frühsommer. Allerdings suchen die kleinen Spinnentiere in milden Wintern ebenfalls nach Opfern statt zu ruhen.

Feuchtwarm mögen sie es, sodass sie zum Stechen am liebsten Kniekehlen, Achselhöhlen, Bauchfalten oder die Stelle hinter den Ohren aufsuchen. Der Stich und das darauf folgende Saugen des Blutes bleiben lange unbemerkt. Denn die Zecke sondert beim Saugen lokalanaesthetisch wirkende Stoffe ab, sodass diese Aktion nicht schmerzt.

Zeckenkunde
Es gibt weltweit etwa 870 Zeckenarten. Davon ist in Mitteleuropa der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) die häufigste Art. Sie überwintern im Boden und können bis zu neun Jahre alt werden. Sie kommen bis zu einem Jahr ohne Nahrung aus und überleben zwölf Stunden im Gefrierfach. Zum Überleben reicht es also, wenn gelegentlich ein Säugetier vorbeikommt. Die blinden Zecken orten ihr Opfer mit einem speziellen Geruchsorgan, dem Hallerschen Organ, auf zehn Meter Entfernung. Ist ihr Opfer nahe genug, lassen sie sich im Vorbeigehen abstreifen oder fallen herunter. Dann krabbeln sie auf dem Körper herum, bis sie eine Stelle gefunden haben, die ihnen gefällt und stechen zu.

Ebenfalls unbemerkt bleibt, dass die Zecke beim Saugen Krankheitserreger übertragen kann. Dies sind Bakterien, die Borreliose auslösen und Viren, die eine Hirnhautentzündung namens Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) verursachen können.

Wanderröte bei Borreliose

Borreliose ist die Krankheit, die Zecken am häufigsten übertragen. Bei länger dauerndem Saugen werden nach 12 bis 24 Stunden die Bakterien übertragen. Es kann sein, dass niemand diese Infektion bemerkt und sie folgenlos ausheilt. Typisch ist jedoch, dass nach drei bis 20 Tagen sich eine rote, ringförmige Stelle (Wanderröte) rund um den Einstich bildet. Um zu kontrollieren, ob die Wanderröte auftritt, ist ein Zeckenstich mit Körperstelle und Datum zu dokumentieren. Nutzen Sie die Fotofunktion Ihres Smartphones. Denn nach drei Wochen wissen Sie nicht mehr sicher, ob die Zecke in der rechten oder linken Leistenbeuge saß. Dazu können Fieber, Kopfschmerzen und geschwollene Lymphknoten kommen. Die Symptome ähneln denen einer Erkältung, dürfen jedoch nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Denn werden Sie nicht mit einem geeigneten Antibiotikum behandelt, kann das zweite Stadium der Erkrankung mit heftigen Nervenschmerzen und leichten Lähmungen auftreten. Im dritten Stadium kommt es zu Krankheitssymptomen, die das Nervensystem und die Gelenke betreffen. Diese Stadien sind keineswegs einfach zu therapieren, also lieber rechtzeitig zum Arzt. Eine vorbeugende Impfung existiert nicht.

Gegen FSME impfen

Da es gegen die Viruserkrankung FSME kein Heilmittel gibt, der Verlauf jedoch sehr schwer sein kann, hilft nur die vorbeugende Impfung. FSME-Viren kommen nicht überall vor. Befallsgebiete sind auf regelmäßig aktualisierten Landkarten zu erkennen und spätestens vor einer Urlaubsreise von Interesse. Lassen Sie sich wegen Ihres Reiseziels beim Arzt beraten und bei Bedarf rechtzeitig impfen. Drei Teilimpfungen sind erforderlich. Nach drei bis fünf Jahren ist eine Auffrischung an der Reihe.

Die Viren werden beim Stich direkt übertragen. Nicht jede Zecke trägt das Virus, aber von den gestochenen Menschen erkrankt jeder dritte. Nach etwa zehn Tagen tritt ein Fieberschub mit grippeähnlichen Symptomen auf. Etwa die Hälfte der Erkrankten wird wieder gesund. Bei der anderen Hälfte befällt das Virus das Nervensystem und verursacht einen zweiten Fieberschub mit einer Entzündung des Gehirns, die schwerwiegende Folgen mit bleibenden Schäden wie Lähmungen, Schluck- und Sprechstörungen haben kann.

Vorbeugen und handeln

Zecken halten sich bevorzugt in hohem Gras, Sträuchern und Unterholz auf. Haben Sie im hohen Gras gearbeitet, unter Sträuchern Unkraut gejätet oder Ihren Hund aus dem Gebüsch geholt, dann sollten Sie es mit der Zeckenkontrolle besonders genau nehmen. Übrigens auch bei Ihrem Hund, denn auch Haustiere können Zecken ins Haus schleppen. Tragen Sie helle und möglichst geschlossene Kleidung. Stecken Sie die Hosenbeine in die Socken. So vermeiden Sie besser, dass die krabbelnden Tierchen auf Ihre Haut gelangen bzw. Sie erkennen die dunklen Tiere auf der hellen Hose eher und können sie absammeln.

Mit Duft auf Abstand halten
Repellentien zum Einsprühen oder Einreiben halten durch ihren Eigengeruch Zecken auf Abstand. Behandeln Sie unbedeckte Körperstellen lückenlos und sprühen am besten auch die Hosenbeine und Socken ein. Lesen Sie die Packungsbeilage bezüglich der Wirkungsdauer und legen nach Ablauf der Wirkung nach. Lassen Sie sich nicht durch die Namensvielfalt verwirren. Was zählt ist der Wirkstoff, dessen Konzentration und die Wirkungsdauer.
Produkte mit ätherischen Ölen sind gegen Zecken nicht wirksam genug. Ob Sie sich auf die vorbeugende Wirkung von Ledum C30 oder Knoblauchkapseln verlassen möchten, die nur bei jedem Fünften wirken, müssen Sie entscheiden.

Eine Zecke läuft erst ein Weilchen auf dem Körper herum, bevor sie zusticht. Borrelien werden erst nach zwölf Stunden übertragen. Deshalb ist es wichtig, gleich nach dem Aufenthalt in der Natur die Kleidung zu wechseln und den Körper inklusive Haare nach Zecken abzusuchen. Zecken sollen so früh wie möglich entfernt werden. Dafür gibt es Zeckenzangen, -karten, -pinzetten, -lassos oder Kuhfuß-ähnliche Hebel. Nachdem Sie ein Foto von der Stelle gemacht haben, ziehen Sie die Zecke langsam und gerade heraus. Quetschen Sie die Zecke nicht. Ersticken Sie die Tiere auch nicht mit Nagellack, Öl oder Klebstoff.

Dadurch erhöhen Sie das Infektionsrisiko. Bleibt der Kopf als schwarzer Punkt in der Haut sitzen, wird er wie ein Fremdkörper nach ein paar Tagen abgestoßen. Sie sollten nur die Stelle im Auge behalten, ob sie sich entzündet. Anschließend desinfizieren Sie die Einstichstelle gut, zum beispiel mit Octenisept. Über die nächsten drei Wochen beobachten Sie die Stelle, ob eine Wanderröte auftritt. Wenn ja, suchen Sie Ihren Arzt auf. Zum Arzt gehen Sie auch bei grippeähnlichen Symptomen. Kokemoor