Augen

In Pflegeeinrichtungen bleibt der Augencheck oft auf der Strecke

Rund die Hälfte der Bewohner in deutschen Pflege­heimen hat Sehprobleme. Diese werden oft nicht erkannt und behandelt. Doch es geht auch anders.

Der Besuch beim Augenarzt ist für Bewohner in Senioren- und Altenheimen oft schwierig. Meist ist dieser mit ­einem hohem Zeit- und Organisationsaufwand verbunden. Häufig unterbleibt deshalb ein regelmäßiger Augencheck. Dabei ist gutes Sehen in diesem Lebensstadium besonders wichtig.

Wer gut sieht, nimmt die Umwelt besser wahr und erkennt Stolperfallen, wie Teppichkanten oder Stufen. Gerade für ältere Menschen kann ein Sturz schlimme Folgen haben. Die Sehkraft zu erhalten, bedeutet aber auch bessere Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Es ist daher wichtig, frühzeitig fortschreitende Augenkrankheiten zu behandeln.

„Alte Menschen mit guter Sehkraft erhalten ihre geistige Leistungsfähigkeit besser“.

Eine wichtige Brücke zur besseren Versorgung in Alten- und Pflegeheimen schlagen neuerdings die sogenannten Entlastenden Versorgungsassistentinnen in der Augen­heilkunde, kurz die EVA-Os. Diese speziell fortgebildeten Medizinischen Fachangestellten übernehmen auf Anweisung des Augenarztes bestimmte Aufgaben für den Mediziner. Hierzu zählt unter anderem ein Augenscreening bei Heimbewohnern.

EVA-Os unterstützen Augenarzt

Ausgestattet mit modernen mobilen Geräten können EVA-Os Hornhaut, Augenlinse und Netzhaut der Senioren betrachten und dokumentieren. Mit Sehtafeln prüfen sie deren Sehkraft und finden mit dem Amsler-Gitter eventuelle Makulaprobleme. Etwaige Auffälligkeiten werden von ihnen dokumentiert. Diese Daten werden alle foto­dokumentarisch gespeichert, sodass der Arzt im Anschluss eine Befundung vornehmen kann.

Immer wieder lässt sich dabei ein begründeter Verdacht auf ein behandlungsbedürftiges Augenproblem feststellen – häufig auf die Linsentrübung Grauer Star, auf die Netzhautkrankheit Altersbedingte Makuladegeneration (AMD), aber auch auf Trockene Augen oder schlicht eine ungenügende Brille. Diese Ergebnisse decken sich mit denen der großangelegten OVIS-Studie zur augenärztlichen Versorgung in Pflegeheimen.

Für die großangelegte OVIS-Studie besuchten Augenärzte zwischen 2014 und 2016 deutschlandweit 32 Seniorenheime. Sie fanden eine dramatische Unterversorgung vor: Durchschnittlich lag bei den etwa 600 befragten Bewohnern der letzte Besuch beim Augenarzt vier Jahre zurück. Oft scheiterte dieser am Transport und der Begleitung. Bei 61 % der Bewohner fanden die Ärzte behandlungsbedürftige Augenkrankheiten. Den Grauen Star diagnostizierten sie bei mehr als der Hälfte der Bewohner. Er schränkt fortschreitend die Sehkraft ein und kann in frühen Stadien besser behandelt werden als in späten. Weiterhin fanden sie unzureichend behandelte chronische Augenkrankheiten, wie Grüner Star (Glaukom) und altersbedingte Makuladegeneration. Beide beeinträchtigen die Netzhaut und den Sehnerv und können zur Erblindung ­führen. Vielen Seniorenheim-­Bewohnern konnten die Augen­ärzte mit einer besser angepassten Brille oder Tropfen gegen Trockene Augen helfen.

Fragen Sie im Heim nach der Augenvorsorge

Es gibt aber auch Pflege- und Seniorenheime, in denen die augen­ärztliche Versorgung gut klappt. Als Anreiz dafür denken die Experten der Stiftung Auge über eine Zertifizierung solcher Heime nach. Senioren selbst können in ihrem jetzigen oder dem geplanten Heim nach solchen Maßnahmen fragen. Angehörige sollten sie dabei unterstützen. Denn diese Art der Vorsorge ist sehr wichtig, um Augenkrankheiten im Alter früh zu erkennen und gut behandeln zu können.

Den vollständigen Beitrag können Sie nachlesen im Wochenblatt für Landwirtschaft & Landleben auf den Gesundheitsseiten der Ausgabe 32/2019.

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