Einfach plötzlich umgekippt

Aus heiterem Himmel zusammengesackt: Wird das Hirn vorübergehend schlecht durchblutet, verliert man kurz­fristig das Bewusstsein. Ursachen für derartige "Synkopen" gibt es viele.



Plötzlich lag sie da. Der Länge nach war die 76-Jährige auf den Küchenboden umgefallen. Sie war vom Stuhl aufgestanden und aus heiterem Himmel zusammengesackt. Es dauerte keine 20 Sekunden und die Landfrau kam leicht verwirrt wieder zu sich. Außer einem Schreck und einer Beule am Kopf hat sie von diesem Kollaps nichts davongetragen.

Drei Hauptursachen

In den meisten Fällen sind solche Synkopen, wie derartige Ohnmachten genannt werden, reflex-, kreislauf- oder herzbedingt. „Werden sie durch Kreislaufunregelmäßigkeiten angestoßen oder sind sie reflexbedingt, verlaufen sie – abgesehen von der Verletzungsgefahr – meist harmlos“, sagt Dr. Eckhard Sorges. Er ist Kardiologe und Chefarzt der Medizinischen Klinik I im St. Ansgar Krankenhaus Höxter. Gefährlich seien dagegen meist Synkopen, die vom Herzen ausgehen. Deswegen ist es wichtig, derartige Ohnmachtsanfälle ärztlich abklären zu lassen.

Kreislaufbedingte Ohnmachtsanfälle treten meist bei einem raschen Lage- und Positionswechsel auf. Typisch ist, wenn jemand aus einer liegenden Position plötzlich aufsteht und dann umfällt. Dabei versackt der Person buchstäblich das Blut in den Beinvenen. Es kommt nicht mehr ausreichend Blut in der oberen Körperhälfte und somit im Gehirn an.

Verstärkt wird dieser Vorgang durch krankhaft erweiterte Venen wie Krampfadern. Auch Menschen, die nicht ausreichend viel trinken, sind gefährdeter. „Körperliches Training, viel Trinken, um das erforderliche Blutvolumen aufrechtzuerhalten, sowie Kneipp’sche Güsse helfen, den Kreislauf zu stabilisieren“, informiert der Kardiologe.

Reflexbedingte Ohnmachtsanfälle entstehen zum Beispiel durch starken Druck im Bauchraum oder Brustkorb. Betroffene können in Ohnmacht fallen, wenn dieser Druck beim Stuhlgang, beim Husten oder Schlucken oder Naseschnäuzen aufgebaut wird. Auch Druck oder Massage im Bereich der Halsschlagader kann der Auslöser sein. Ebenso können andere Reize, beispielsweise intensive Gefühlsregungen, wie Angst und Erschrecken oder auch psychischer Stress, reflexbedingte Ohnmachtsanfälle auslösen. „Beim Blutspenden kippen dann insbesondere junge Männer um“, berichtet Dr. Eckhard Sorges. Ebenfalls können extreme Kälte oder Hitze, Lärm, langes Stehen, starker Schmerz oder auch der Geruch von Weihrauch den Vagusnerv überreagieren lassen.

Diesen Patienten rät der Experte, auslösende Situationen wie langes Stehen, Stress, überfüllte Räume und besonders Alkohol zu vermeiden. Bahne sich eine Ohnmacht mit typischen Warnzeichen an, bestehe häufig die Möglichkeit, der Bewusstlosigkeit auszuweichen, indem man an die frische Luft geht oder sich hinsetzt.

Herzbedingt ist gefährlich

Nicht auszuweichen sei dagegen den herzbedingten Synkopen. Sie werden durch Herzrhythmusstörungen oder Veränderungen am Herzgewebe hervorgerufen. Sowohl schnelle als auch langsame oder unregelmäßige Rhythmusstörungen können die Hirndurchblutung mindern und eine Ohnmacht auslösen.

Aber auch Erkrankungen des Herzens wie eine Aortenstenose, ein krankhaft verdickter Herzmuskel oder ein Herzinfarkt können das Auswurfvolumen stark reduzieren, sodass das Gehirn nicht ausreichend mit Sauerstoff und Glucose versorgt wird. Unbehandelt sind viele herzbedingte Syn­kopen lebensgefährlich. LHo