Der Heilung auf die Sprünge helfen

Osteopathen ertasten Spannungen und Blockaden im Körper. Diese erspüren und behandeln sie mit den Händen. Schon Babys können von dieser ganzheitlichen Heilmethode profitieren.

Anna ist gerade vier Wochen alt, als ihrer Mutter Sonja auffällt, dass die Kleine bevorzugt zu einer Seite schaut.

Fast immer, wenn sie in ihrem Beistellbettchen liegt, hat sie ihr Köpfchen nach links gedreht, von ihrer
Mama weg. Zudem findet das Baby oft schlecht in den Schlaf und plagt sich sehr mit schmerzhaften Koliken.

Bei der nächsten Untersuchung beim Kinderarzt erläutert Annas Mutter ihre Beobachtungen. Der Kinderarzt untersucht das Baby und schlägt vor, dass Sonja mit ihrer Tochter zum Osteopathen gehen soll – damit hätte er sehr oft gute Erfahrungen gemacht.

Verspannung sanft lösen

Die Osteopathin erfragt zu Beginn der Therapie gezielt nach wichtigen Anhaltspunkten, die ihr helfen, der Ursache für Annas „Lieblingsseite“ und ihre schmerzhaften Koliken zu finden. Sie fragt unter anderem, wie die Geburt verlaufen ist, ob Anna gut trinkt oder ob sie vielleicht eine Seite beim Stillen bevorzugt.

Anschließend beginnt sie mit der Therapie. Sonja kann nicht viel erkennen, aber die Therapeutin scheint gezielt ihre Hände auf Annas Bäuchlein zu legen und zu tasten und zu spüren. Das gleiche passierte an ihrer Halswirbelsäule. Alles geschieht ganz sanft und Anna schläft zum Erstaunen ihrer Mutter friedlich, während die Therapeutin sie behandelt.

Zum Ende der Behandlung schildert die Osteopathin Annas Mutter, was sie ertasten konnte und was sie daraufhin behandelt hat. Sie erklärt, dass sie Verspannungen gelöst hat, die den Darm der Kleinen irritiert haben. Zudem habe sie die Muskulatur und die Faszien im Hals- und Nackenbereich gelockert. Eine Spannung hinter ihrem Auge hat sie behandelt, konnte sie aber vorerst nicht vollständig lösen. Sie solle abwarten und sehen, wie sich Anna macht und ob es ihr besser geht.

Bei Bedarf könne sie sie gerne noch einmal behandeln. Sonja ist gespannt, ob die Therapieergebnisse sich im Alltag erkennen lassen. Und tatsächlich, Anna schläft bald besser und dreht immer häufiger ihren Kopf während des Schlafens zu ihrer Mama.

Körperliche Balance finden

Immer öfter hört man von der Osteopathie. Nicht nur Babys, sondern auch viele Erwachsene suchen sich Hilfe bei Osteopathen. Aber was ist eigentlich genau Osteopathie?

Die Ostepathie gibt es schon seit dem 19. Jahrhundert. Sie wurde ursprünglich von dem amerikanischen Arzt Dr. Andrew Taylor Still entwickelt und sollte die traditionelle Medizin unterstützen. Er beobachtete, dass viele Erkrankungen oder Beschwerden einen negativen Einfluss auf Gelenkfunktionen und Knochen haben. Als erklärendes Beispiel seien hier Kreuzschmerzen als Regelbeschwerden genannt.

Auf den ersten Blick hat die Gebärmutter mit dem Kreuzbein gar nichts zu tun. Schaut man sich aber die anatomischen Strukturen an, ist zu erkennen, dass die Gebärmutter über Bänder und Faszien mit dem Kreuzbein verbunden ist. Daher können Menstruationsbeschwerden auf den Rücken übertragen werden.

Auch der Dickdarm steht in Verbindung mit dem Rücken und den Bandscheiben. Treten in diesem Teil des Darms Verspannungen auf, lösen diese Rückenschmerzen aus. So erklärt sich, warum der Osteopath den Dickdarm behandelt, wenn der Patient über Rückenschmerzen klagt.

Selbstheilung aktivieren

Körperliche Störungen werden vom Körper erst einmal selbst kompensiert. Das klappt oft ganz unsichtbar und der Körper schafft es, sich selbst wieder zu regulieren. Der Körper ist sozusagen im Gleichgewicht. Manchmal ist die „Störung“ aber sehr groß und der menschliche Organismus kann sich nicht mehr selber heilen. Der Körper wird krank. Es entstehen Durchblutungsstörungen, Schmerzen, Bewegungsstörungen oder hormonelle Störungen.

Der Osteopath verhilft durch gezielte Techniken dem Körper seine Selbstheilungskräfte wieder zu finden. Er verbessert durch die Behandlung von Knochen, Muskeln und Faszien die Balance des Körpers und hilft ihm, sich selbst zu helfen. Die Osteopathie ist in den USA ein eigener Studiengang. Auch in Deutschland lässt sich bereits Osteopathie an einigen Hochschulen studieren. Ärzte, Physiotherapeuten und Heilpraktiker können eine langjährige und ausführliche Fortbildung zum Osteopathen absolvieren. Diese Ausbildung ist sehr anspruchsvoll. Da die Behandlungen aber sehr effektiv sind, wird die langjährige Ausbildung von vielen gerne in Kauf genommen.

Kostenzuschuss klären

Eine osteopathische Behandlung dauert in der Regel 45 bis 60 Minuten. Oft bringt schon die erste Behandlung den gewünschten Erfolg. Leider wird diese Therapieform nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Viele Kassen geben aber einen Zuschuss. Es lohnt sich in jedem Falle, bei der Krankenkasse nachzufragen. Eine Behandlung kann auch selbst gezahlt werden.

Dafür benötigt man ein Privatrezept mit der Empfehlung für Osteopathie und der entsprechenden Diagnose vom Hausarzt. Die Kosten einer osteopathischen Behandlung erfragen Sie am besten beim behandelnden Therapeuten selbst. Manchmal dauert es eine Weile, bis Sie einen Termin bekommen. Therapeuten finden Sie unter anderem unter www.osteopathie.de Svenja Roer