Blutarmut macht blass

Rote Blutkörperchen: Sie schwimmen wie winzige Ufos im Blut und versorgen unsere Zellen mit Sauerstoff. Sind sie vermindert, macht uns das blass, müde und krank. Ursachen dafür gibt es viele.

Blut ist ein besonderer Körpersaft. Je nach Größe und Geschlecht fließen zwischen 5 und 6 l durch die Adern eines erwachsenen Menschen.

Blut übernimmt lebenswichtige Funktionen. Es transportiert beispielsweise Hormone, Nährstoffe und Stoffwechselprodukte. Es versorgt unsere Zellen mit lebenswichtigem Sauerstoff und verleiht der Haut eine gesunde Farbe. Patienten, die unter Blutarmut leiden, sind oft blass.

Sie ermüden schneller, können sich schlecht konzentrieren und fühlen sich schwach. Einige bekommen Schwindel und Kopfschmerzen, wenn sie sich körperlich anstrengen, mitunter sogar Luftnot. Bei einer ausgeprägten Anämie, wie die Blutarmut im medizinischen Fachjargon heißt, kann auch der Puls ansteigen.

Sauerstoffmangel im Blut

Hervorgerufen wird eine Anämie meist durch eine dauerhafte Unterversorgung des Körpers mit Sauerstoff. Der Auslöser dafür liegt im Blut und lässt sich leicht anhand einer Blutprobe feststellen. „Bei Menschen mit Anämie ist ein Mangel an Hämoglobin, dem rotem Blutfarbstoff, nachweisbar“, erklärt Dr. Thomas Köhler.

Dieser ist wichtig für den Transport von Sauerstoff im Körper. In der Regel ist auch die Zahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) verringert, sagt der leitende Oberarzt der Klinik für Innere Medizin am St. Josef-­Hospital Bad Driburg.

Erythrozyten haben die Aufgabe, Sauerstoff von der Lunge zu unseren Körperzellen zu transportieren und schädliches Kohlendioxid als Stoffwechselendprodukt zu entfernen. Hämoglobin ist Bestandteil der Erythrozyten. Es enthält das Spurenelement Eisen, das den Sauerstoff bindet und zu den Körperzellen transportiert. Bei einem Mangel an Erythrozyten bekommen die Organe nicht ausreichend Sauerstoff und die beschriebenen Symptome wie Müdigkeit und Schwäche können auftreten.

Häufig Eisenmangelanämie

Es gibt verschiedene Auslöser und unterschiedliche Formen von Blutarmut. Die Blutbildung kann gestört sein, beispielsweise durch verschiedene Erkrankungen der Stammzellen oder des Knochenmarks. Zeitgleich kann der Körper aber auch Blut verlieren oder Blut vermehrt abbauen (Hämolyse).

„In Europa ist die Eisenmangel­anämie die häufigste Form der Blutarmut“, erklärt Kardiologe Thomas Köhler. Patienten haben neben den bereits aufgeführten Symptomen oft weitere Anzeichen wie brüchige Nägel, trockene und juckende Haut, Haarausfall, Entzündungen im Mundraum (Aphten), eingerissene Mundwinkel, eine brennende Zunge oder auch wenig Appetit.

Häufig betroffen sind junge Frauen, die aufgrund einer Schwangerschaft einen höheren Eisenbedarf haben. Aber auch Frauen, die über die monatliche Menstruation viel Blut und damit Eisen verlieren, zählen dazu. Eisen ist deshalb so wichtig, weil es Bestandteil des Hämoglobins ist und den Sauerstoff im Blut transportiert.

Gefährdet sind aber auch Menschen mit Essstörungen und vegetarischer Ernährungsweise, weil Eisen vor allem in tierischen Lebensmitteln enthalten ist. Bei einem ernährungsbedingten Eisenmangel sollte daher das Essverhalten umgestellt werden.

Tipp: Essen Sie vermehrt Fleisch, Fisch, Vollkorngetreide und grüne Gemüsearten. Diese enthalten viel Eisen. „Reicht das auf Dauer nicht aus, können Eisenpräparate verabreicht werden“, sagt der Facharzt für Innere Medizin.

Zu wenig Vitamin B12

Erythrozyten haben eine Lebensdauer von etwa 120 Tagen. Sie werden daher laufend im Knochenmark neu gebildet. Wichtige Bausteine sind neben Eisen vor allem Vitamin B12 und Folsäure. Fehlen diese Bausteine, kann auch ein ernährungsbedingter Mangel an Folsäure und Vitamin B12 zur Blutarmut führen. Folsäure ist vor allem in Hefe, Leber, grünem Blattgemüse, Brokkoli, Spargel, Karotten, Roter Bete, Nüssen und Vollkornprodukten enthalten. Gute Vitamin B12-Lieferanten sind vor allem Fleisch, Leber, Fisch, Milch, Eier, in geringeren Mengen aber auch Hirse, weiße Bohnen und Hafer­flocken.

Manchmal aber liegt es gar nicht an der Ernährung. Auch Störungen in der Verwertung von Eisen können zu einer Eisenmangelanämie führen. Das ist beispielsweise der Fall, wenn die Schleimhaut im Magen-Darm-Trakt das Vitamin B12 und die Folsäure nicht aufnehmen kann. Das kommt beispielsweise bei Entzündungen der Magenschleimhaut vor, insbesondere aber, wenn ein Teil des Magens entfernt wurde wie beispielsweise bei Patienten mit Magenkrebs.

„Immer häufiger lassen sich auch fettleibige Menschen am Magen operieren“, berichtet Internist Thomas Köhler. Magenverkleinerungen oder Eingriffe, bei denen ein Teil des Magens oder des oberen Dünndarms umgangen werden, führen dann langfristig zu einem Mangel an Vitamin B12 und Folsäure, der dann über eine intravenöse oder orale Gabe ausgeglichen werden kann.

Aber auch immer wiederkehrende Blutungen beispielsweise am Zahnfleisch, aufgrund von Darmkrebserkrankungen, Magengeschwüren oder Hämorrhoiden können zu einem Verlust an roten Blutkörperchen führen, den der Körper auf Dauer nicht mehr ausgleichen kann.

Chronische Erkrankungen

„Chronische Erkrankungen am Herzen, der Lunge, am Darm oder ein Diabetes mellitus können ebenfalls über Jahre zur Anämie führen, weil sich Erythrozyten dann schneller abbauen“, berichtet Facharzt Thomas Köhler. In solchen Fällen kann die Behandlung der Grunderkrankung eine Anämie bessern. Auch kranke Nieren können eine Blutarmut auslösen.

Mediziner sprechen von einer re­nalen Anämie. Büßen die Nieren im Laufe der Erkrankung ihre Funktion ein, können sie nicht mehr ausreichend Erythropoetin produzieren. Dieses Hormon ist aber notwendig, um im Knochenmark die Bildung der roten Blutkörperchen anzuregen. In einem solchen Fall kann der Arzt beispielsweise das fehlende Hormon zuführen.

Eine Anämie kann auch als Nebenwirkung von Medikamenten auftreten. Ursachen für eine Anämie gibt es somit viele. Beschwerden sollten daher stets ärztlich untersucht und abgeklärt werden. Lütke Hockenbeck