Sucht im Alter

Besseres Leben ohne Sucht

Im Alter kommt mancher ohne Schlaf- und Schmerzmittel nicht zurecht. Auch Laster wie das Rauchen und Trinken spielen eine große Rolle. Nicht selten entwickeln sich Abhängigkeiten.

Alkohol, Drogen, Medikamente und Nikotin – ihr übermäßiger Konsum macht nicht nur abhängig und krank. Er senkt auch die Lebensqualität erheblich. Im Alter kommt hinzu, dass der Missbrauch derartiger Substanzen, die Gefahr zu stürzen oder eine Demenz zu entwickeln, erhöht. Es lohnt sich daher, auch im betagten Alter eine Entgiftung und Entwöhnung anzustreben.

Männer trinken oft Alkohol

Chronischer Alkoholmissbrauch reduziert die Lebenserwartung. Trotzdem konsumieren bis zu 24 % der über 70-jährigen Männer und bis zu 10% der Frauen dieser Altersgruppe übermäßig viel Alkohol. Männer trinken meist in der Gruppe. Frauen konsumieren Alkohol eher als Reaktion auf zwischenmenschliche Belastungen und negative Gefühle. Insbesondere ältere Frauen trinken häufiger allein und entgehen so der sozialen Wahrnehmung. Ihr eher „kontrolliertes Alkoholproblem“ lässt sie daher länger alltagskompetent wirken als vergleichbare betagte Männer.

Dosis der Arzneimittel anpassen

Problematisch ist häufig auch der Konsum von Schlaf- und Beruhigungsmitteln. Über ein Drittel der verschriebenen Psychopharmaka und Schmerzmittel wird von älteren Patienten eingenommen. Etwa ein Viertel der über 70-jährigen Patienten wird mit unterschiedlichen Psychopharmaka behandelt.

Mit zunehmendem Alter treten oft mehrere Erkrankungen gleichzeitig auf, die mitunter von chronischen Schmerzen begleitet sind. Akute Schmerzen sollten schnell und wirkungsvoll behandelt werden.

Hat sich dagegen ein chronisches Schmerzsyndrom entwickelt, ist es wichtig, dass der Arzt Arzneien verordnet, die einem bestimmten Behandlungsschema folgen. In diesem Stufenschema werden die stark wirksamen Opiate erst eingesetzt, wenn schwächer wirksame Schmerzmittel nur unzureichend lindern.

Nahen Verwandten, Freunden und auch Pflegepersonal fällt es oft schwer eine Suchtproblematik anzusprechen. Die Angst vor Auseinandersetzungen oder eine dadurch dauerhaft belastete Beziehung sind groß und auch nicht unbegründet. Nicht selten aber ist es für die Betroffenen hilfreich, auf ihr Suchtproblem und auf Hilfeangebote hingewiesen zu werden.

Für Entwöhnung ist es nie zu spät

Aufgrund zahlreicher Nebenwirkungen, wie beispielsweise der Sturzgefahr, kommt auch im betagten Alter eine Entzugsbehandlung in Frage.

Zuvor sind allerdings der individuelle Nutzen und mögliche Schäden therapeutischer Maßnahmen gegeneinander abzuwägen. Denn eine Entzugsbehandlung ist nicht ohne Risiko. Wird das Suchtmittel entzogen, droht meist ein „Durchgangssyndrom“. Die Menschen sind dann oft vorübergehend verwirrt und es können sogenannte Entzugskrampfanfälle auftreten.

Auch ist bei über Jahrzehnte andauerndem Suchtverlauf die Chance einer grundlegenden Änderung anders einzuschätzen als bei einer ereignisbedingten erst im Alter entstandenen Sucht.

Zudem sind persönlichkeitsbedingte Suchtgewohnheiten schwieriger zu beeinflussen als situationsbedingte. Letztlich entscheidet die Lebensqualität der Betroffenen über die Therapiebedürftigkeit.

Inwiefern Suchtmittel das Risiko für eine Demenzerkrankung erhöhen und welche Trinkverhaltensmuster es gibt, dazu lesen Sie mehr auf den Gesundheitsseiten der Wochenblattausgabe 45/2018.

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