Auch Grünkohl ist Superfood

Produkte wie Chia-Samen oder Goji-Beeren sind besonders nährstoffreich und gelten deshalb als „Superfoods“. Lebensmittel, die sehr reich an guten Inhaltsstoffen sind, wachsen aber auch im heimischen Garten.

Die Natur liefert uns alles, was für eine gesunde Ernährung wichtig ist. In unseren Lebensmitteln finden wir eine Vielzahl von Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen.

Es gibt jedoch bestimmte Nahrungsmittel, die eine besonders große Menge dieser Inhaltsstoffe vorweisen können. Sie werden seit einiger Zeit als „Superfood“ bezeichnet, was übersetzt so viel wie „Super-Lebensmittel“ heißt. Unter diesem Titel werden sie werbeträchtig vermarktet.
Was viele nicht wissen: Die Bezeichnung „Superfood“ ist kein geschützter Begriff. Jeder kann ein Lebensmittel als Superfood bezeichnen. Der Begriff dient in erster Linie zur besseren Vermarktung eines Produkts.

Besonders hochwertig

Der ORAC-Wert
Eine Messgröße, um Lebensmittel bezüglich ihrer antioxidativen Fähigkeiten zu bewerten, ist der ORAC-Wert. ORAC steht für „Oxygen Radical Absorbency Capacity“, was so viel bedeutet wie die Fähigkeit eines Nahrungsmittels, freie Radikale zu absorbieren. Der ORAC wird angegeben in µmol TE/100 g. TE steht für Trolox Equivalent. Das bedeutet, dass die antioxidative Fähigkeit der Substanz verglichen wird mit der eines Vitamin-E-Standards. Je höher der Wert ist, desto stärker die antioxidative Wirksamkeit. Er ist ein weiterer sinnvoller Parameter, um ein Lebensmittel einordnen zu können.

Das heißt nicht, dass die so beworbenen Lebensmittel nicht wertvoll sind. Typische Superfoods sind in der Regel vollwertig, einfach zu verdauen und möglichst naturbelassen, also nicht isoliert oder synthetisch hergestellt. Vor allem aber sind sie reich an Vitaminen, Mineralstoffen, Proteinen, hochwertigen Fettsäuren oder sekundären Pflanzenstoffen.

Und sie enthalten viele Antioxidantien. Das sind Schutzstoffe für unsere Zellen. Wir nehmen sie nur durch pflanzliche Lebensmittel, wie Obst, Gemüse, und Hülsenfrüchte, zu uns. Sie schützen uns vor sogenannten freien Radikalen.

Freie Radikale entstehen als ein Nebenprodukt im Stoffwechsel, aber auch durch einseitige Ernährung, Umweltgifte, UV-Strahlung, Extremsport, Alkohol- und Drogenkonsum. Sie können Zivilisationskrankheiten wie Krebs, Arteriosklerose oder Herzerkrankungen fördern und beschleunigen den Alterungsprozess. Auch die Pflanze selbst schützt sich mit ihren Antioxidantien zum Beispiel vor Schädlingen.

Es muss nicht exotisch sein

Die Werbung erweckt leicht den Eindruck, dass Superfoods immer Lebensmittel aus fernen Ländern sein müssen. Typische Vertreter sind Chia-Samen, Goji-Beeren, Matcha-Tee oder Spirulina-Algen. Der Verbraucher könnte meinen, dass er nur mit möglichst fremd klingenden Nahrungsmitteln eine ausreichende Nährstoffversorgung erreichen kann.

Das ist jedoch ganz und gar nicht der Fall. Superfoods müssen keineswegs exotisch oder teuer sein. Der Exotic-Faktor scheint allerdings bei vielen Menschen für die Bewertung eines Lebensmittels eine große Rolle zu spielen. Sie bedenken nicht, dass sie bei bestimmten Importen, zum Beispiel bei der Acai-Beere aus Südamerika oder der Goji-Beere aus China, sehr lange Transportwege und unter Umständen hohe Pestizidbelastungen in Kauf nehmen.

Interessanterweise sind die Superfood-Hitlisten regional sehr unterschiedlich. So hat „unser“ heimischer Grünkohl, der hierzulande eher ein Schattendasein führt, in den USA und Australien absolute Beliebtheit erlangt. Er ist dort seit einigen Jahren ein „Geheimtipp“ unter den Superfoods. Und das mit Recht: Grünkohl ist reich an wichtigen Nährstoffen wie den Vitaminen A, C und K sowie Eisen, Calcium und Antioxidantien.
Außer Grünkohl hat die heimische Natur viele weitere Superfoods zu bieten. Reich an wertvollen Inhaltsstoffen sind zum Beispiel Zwiebelgewächse, Kohlarten, Hülsenfrüchte, Kerne, Nüsse sowie Kartoffeln und Vollkorngetreide.

Kleine Wunder-Beeren

Auch alle Beerenarten zählen dazu, insbesondere die Heidelbeeren. Sie enthalten sehr viele Antioxidantien, die Vitamine E, C, K und B-Vitamine, sowie die Mineralstoffe Kalium, Magnesium, Eisen und Zink, und außerdem noch wertvolle Ballaststoffe. Heidelbeeren können die Durchblutung verbessern, vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen und den Cholesterinspiegel senken. Zusätzlich stärken sie die Immunabwehr und wirken entzündungshemmend, besonders bei Harnwegserkrankungen. Durch den hohen Gehalt an Antioxidantien werden unsere Zellen geschützt. Heidelbeeren haben also auch eine krebspräventive Wirkung.

Um den eigenen Speiseplan zu bereichern – geschmacklich wie auch ernährungsphysiologisch – können wir also sowohl exotische als auch heimische Superfoods einsetzen. Wer möchte, kann die Chia-Samen durchaus durch Lein- oder Flohsamen ersetzen. Ebenso lässt sich die weit hergeholte Goji-Beere durch eine Brombeere oder Heidelbeere austauschen.

Allerdings ist auch der psychologische Aspekt bei der Ernährung zu bedenken. Es gibt durchaus Menschen, bei denen der exotische Charakter eines Superfoods – ähnlich wie beim „Placebo-Effekt“ – zu einer anderen Wirkung führen kann, als es die beste Heidelbeere je vermag. Sandra Kalter


Mehr zu dem Thema